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Im RADIO: Heulende Gören, keine Männer

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten.

Ein junges Mädchen berichtet über ihr missratenes Leben. Kurze Sätze, aneinandergeschnitten wie Bilder im Actionfilm. Missbrauch durch den Vater, Alkohol, Krankheit. Im nächsten Atemzug bezichtigt das Mädchen sich selbst der Lüge, scheint plötzlich nur noch eine großmäulige Göre. Als Melanie Arns' Romandebüt „Heul doch!“ vor vier Jahren erschien, stritten die Kritiker, ob es sich um ein hyperrrealistisches Schauerdrama oder eine raffinierte Psychostudie über einen verwirrten weiblichen Teenager handelt. Auf jeden Fall eine bemerkenswerte Geschichte, die in einer schönen Radiofassung nachgehört werden kann (Deutschlandradio Kultur, 24. September, 21 Uhr 33, UKW 89,6 MHz).

Als die Deutschen das letzte Mal Männlichkeit als Wert an sich betrachteten, führte das direkt in die Katastrophe. Bei den Nazis galt männliche Härte als Kardinaltugend, Weiblichkeit war nur als Reproduktionsfaktor vorgesehen. Seither ist in Deutschland so viel passiert, dass Autor Friedrich Pohlmann einen kultursoziologischen Essay mit dem Titel „Die Feminisierung unserer Gesellschaft“ überschreiben kann. Pohlmann diagnostiziert weitreichende Folgen, die sich aus der beruflichen Gleichstellung der Frau ergeben haben. Ein Prozess der Verweiblichung mit Auswirkungen auf Mentalitäten und Wertorientierungen, so der Autor, hat unsere Gesellschaft erfasst (Kulturradio vom RBB, 25. September, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Das Dorf Eschenau in Unterfranken scheint ein idyllischer Ort. Bis eine Frau bei der Polizei zu Protokoll gibt, dass einige der angesehensten Bauern im Ort seit Jahrzehnten Frauen und Kinder missbrauchen. Eine mediale Lawine kommt ins Rollen. Autorin Sibylle Tamin ist ein Jahr lang immer wieder nach Eschenau gefahren. Mit ihrem Mikrofon belauscht sie Aufruhr, Angst und Wut im dörflichen Mikrokosmos. „Jagdszenen aus Unterfranken“ heißt ihr eindrucksvolles Feature (Deutschlandfunk, 26. September, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

Von Frauen, die aus den verschiedensten Gründen nicht mehr gebären wollen, ist oft die Rede. Aber welchen Anteil haben Männer an den sinkenden Geburtenraten in Deutschland? Sind sie ebenfalls längst in einen „Zeugungsstreik“ getreten? In Rolf Kemnitzers Feature „…Vater sein dagegen sehr“ schildern kinderlose Männer, warum sie absolut keinen Nachwuchs wollen und deshalb sogar ihre Beziehung riskieren würden. Die intimen Geständnisse werden durch Experten kommentiert. Eine Paarberaterin, ein Soziologe, eine Politikerin suchen nach Erklärungen für diese neue Form männlicher Enthaltsamkeit (Deutschlandradio Kultur, 27. September, 18 Uhr 05)

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