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Im RADIO: Kinder auf den Schlachthöfen

Pharmatests in der Dritten Welt, Erinnerungen von Entwicklungshelfern und eine Privatdetektivin namens Cher: Tom Peuckert sagt, was man im Radio nicht verpassen sollte.

Wenn die Pharmaindustrie neue Medikamente entwickelt, muss sie ihre Produkte auch am Menschen testen. In westlichen Ländern sind solche Prüfungen teuer, und es gelten strenge Sicherheitsvorschriften. Günstiger ist es, in die Dritte Welt auszuweichen. Wo Versuchslabore ohne staatliche Genehmigung arbeiten können und Schadensersatz im Unglücksfall leichter wiegt. Dieter Bauers Feature „Bei Risiken und Nebenwirkungen: Tod“ erzählt, wie Pharmakonzerne in armen Ländern unsere Gesundheit produzieren und wie man dort mit „Kollateralschäden“ umgeht (SWR 2, 20. Februar, 22 Uhr 03, Kabel UKW 92,4 MHz).

Bereits die Erfahrungen im Mutterleib entscheiden über die seelische Konstitution eines Menschen. Das ist die wichtigste Arbeitshypothese der sogenannten Bindungsanalytiker. Matthias Baxmanns Feature „Stress im Mutterleib“ stellt Therapeuten vor, die sich um Traumatisierungen der allerersten Stunde kümmern. Was eine werdende Mutter fühlt, ist für ihr ungeborenes Kind ein prägendes Erlebnis. Auch im Mutterleib leidet man an Liebesentzug, wer mit Angst oder Abwehr geboren wird, ist für sein Leben gezeichnet (Deutschlandradio Kultur, 21. Februar, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Alle Figuren in Kathrin Rögglas Hörspiel „NICHT HIER oder Die Kunst zurückzukehren“ haben in Krisenzonen der Welt gearbeitet. Sie haben Uno-Projekte betreut oder deutsche Entwicklungshilfe geleistet. Ihr Job war politisch wichtig, moralisch hochstehend, persönlich erfüllend. Aber nun ist diese Arbeit zu Ende, und sie müssen nach Deutschland zurück. Was sich auf je eigene Weise dann als Katastrophe erweist. In Rögglas Hörspielcollage reden die Entwicklungshelfer ihrer einstigen Bedeutungsfülle hinterher. Nicht sie haben ihr Amt getragen, sondern das Amt hat ihnen eine fast schon überlebensgroße Identität verliehen (Deutschlandradio Kultur, 24. Februar, 18 Uhr 30).

Die Hauptfigur ins Joy Markerts Krimi „Bello e impossibile“ trägt den exotischen Vornamen Cher. Dabei ist Privatdetektivin Cher Ebinger doch ein Kind der württembergischen Provinz, mit protestantischem Arbeitseifer und dezent schwäbelnder Zunge. Ihr neuester Fall führt tief in den Humus unserer Kulturgeschichte. Eine junge Frau ist im Stadtwald ermordet worden. Die Tote trägt ein T-Shirt mit dem Porträt einer deutschen Literatin und Frauenrechtlerin des 19. Jahrhunderts. Was dann nicht nur ein ungewöhnliches Dekor für ein Kleidungsstück ist, sondern auch der Schlüssel zur Aufklärung des Verbrechens (Deutschlandradio Kultur, 25. Februar 21 Uhr 33).

Schlachthöfe sind verborgene Orte, zu denen die Öffentlichkeit keinen Zugang hat. Schnitzel und Leberwurst verraten nichts vom industriellen Gemetzel, das ihrer Entstehung vorausging. Wäre das anders, würde die Zahl der Vegetarier wohl rasant anwachsen. Im Essay „Der Schlachthof“ reflektiert Autor Friedrich Pohlmann einen sehr speziellen Zweig der modernen Industrie. Pohlmann erzählt von Fleischfabriken und all den psychohygienischen Maßnahmen die nötig sind, damit die industrielle Schlachtung von Tieren seelisch verkraftbar bleibt (SWR 2, 25. Februar, 22 Uhr 03).

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