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Im RADIO: Porno für die Ohren

Ausrangierte Romanfiguren, haarige Geschichten und Erotik für die Ohren: Unser Autor verrät, was Sie im Radio nicht verpassen sollten.

Die Figuren des Hörspiels tragen berühmte Namen: Odysseus, Hamlet, Effi Briest, Sherlock Holmes und Räuber Hotzenplotz. Allesamt literarische Klassiker, die sich in Matthias Käthers und André Hattings Satire „Klassiker Reloaded“ zum Krisenrat versammeln. Sie fühlen sich von der Welt ungeliebt, das bedeutet natürlich: ungelesen. Soll man einen Aufstand für mehr Aufmerksamkeit wagen? Soll man mehr Sex und Gewalt riskieren? Während die Klassiker skrupulös diskutieren, rückt bereits eine Armee aktueller Bestsellergestalten heran. Sie sind fest entschlossen, die Helden von gestern ins Nichts zu stoßen (Kulturradio vom RBB, 30. Januar, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Es soll Leute geben, die an Wilhelm Busch ihre ganz naive Freude haben. Bei Busch ist immerzu Action und Slapstick, die Figuren fallen auf die Nase oder ins Wasser und bekommen es mit der Tücke des Objekts zu tun. Dazu diese knackigen Verse, die man auch im Schlaf aufsagen kann: Ritzeratze, voller Tücke! Zum 150. Geburtstag der Erstausgabe von „Max und Moritz“ bringt Dagmar Justs Feature „Rache tut not!“ auch das latent Ungemütliche dieser Geschichten zur Sprache. Es sind Laboratorien des Horrors, überzuckert mit infernalischem Humor. Die Autorin lädt zum Exkurs durch einen Dschungel der Grausamkeiten (Deutschlandradio Kultur, 1. Februar, 0 Uhr 05, UKW 89,6 Mhz).

Auf unserem Kopf treffen sich Natur und Kultur. Einerseits wächst dort noch richtiges, echtes Fell, andererseits leisten wir uns teure Spezialisten, um eben dieses Fell zu domestizieren und in eine kulturell angesagte Form zu bringen. Der Friseurbesuch gehört zu den zivilisatorischen Verbindlichkeiten, auch wenn es immer einmal wieder in Mode kommt, ihn zu verweigern. Erica Fischers und Uta Rüenauvers Feature „Was dem Tier sein Fell, ist des Menschen Zierde“ reflektiert die Kulturgeschichte des Frisierens und Frisiertwerdens. Das menschliche Haar steht im Fokus: Als biologisches Phänomen und als Gegenstand ästhetischer Bemühungen (Deutschlandfunk, 1. Februar, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Kann man im Radio pornografisch sein? Gibt es Obszönitäten, die besonders auf die Ohren wirken? Wie erregt und verführt man akustisch? Julia Vorkefelds Feature „Intimes – Ein (Porno-)Hörspielreport“ widmet sich der sogenannten Audiopornografie. Diese wird tatsächlich auch heute noch produziert – und ebenso konsumiert. Ein Streifzug durch die Geschichte und Gegenwart eines besonderen erotischen Phänomens. Gespräche mit Produzenten und treuen Konsumenten von akustischer Pornografie (Kulturradio vom RBB, 4. Februar, 22 Uhr 04).

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