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Im RADIO: Schöne Frauen, hässliche Affären

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten

Der polnische Staat wirkt im Augenblick ein wenig operettenhaft. Die Medien erzählen uns komische Geschichten über Muttersöhnchen und Hooligans auf der Regierungsbank. Soll man sich amüsieren? Oder hat das alles auch eine bedrohliche Seite? In seinem Feature „Republik der Träume“ versucht Autor Martin Sander die jüngere polnische Geschichte zu erklären. Wie der Titel schon andeutet, hat Polens jetzige Regierung durchaus traumhafte Ambitionen. Eine nationalkonservative Revolution soll die Gesellschaft auf ein neues Fundament stellen. Historischer Fixpunkt sind politische Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts. In Polen selbst weiß niemand genau zu sagen, wie ernst die Regierung ihre eigenen Träume nimmt und wohin das Experiment noch führen wird (Deutschlandradio Kultur, 6. September, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Dass der gemeine Radiohörer von den Kulturwellen ernst genommen wird, beweist die neue Sendereihe „Wunschkrimi“ beim Südwestrundfunk. Drei erstklassige Kriminalhörspiele stehen dem Publikum zur Auswahl, via E-Mail darf bis zum Sendetag gevotet werden. In der ersten Runde gehen Geschichten an den Start, in denen Familienbande und Telefone eine entscheidende Rolle spielen. Die Fangemeinde soll sich entscheiden zwischen Donna Leons „Nobiltà“, Janwillem van de Weterings „Das Geburtstagsgeschenk“ und Olwynne Macraes „Vermisst“. Keine leichte Sache, aber dafür gibt es dann auch Hörbücher und Besuche im Studio zu gewinnen (SWR 2, 6. September, 21 Uhr 03, Kabel UKW 107,85)

Die schöne Ostseeinsel Hiddensee ist jede Reise wert. Romantische Strände, sanfter Tourismus, eine Vergangenheit als Künstlerkolonie. Wer noch nie dagewesen ist, kann die lokalen Verhältnisse vorab mit Hilfe eines Radiokrimis erkunden. Naturgemäß geschehen hier Dinge, die von den Fremdenverkehrsämtern lieber verschwiegen werden. In Werner Buhss’ Hörspiel „Fischer sin Frau“ geht es um schöne Frauen und hässliche Affären. Die Kripo Stralsund findet die Leiche eines Urlaubers am Strand. Der Mann hatte eine Liaison mit einer Inselschönheit, die allerdings mit dem Sohn einer angesehenen Eingeborenenfamilie verheiratet ist. Scheinbar geht es um Rache. Aber dann kommt doch alles anders als gedacht (Deutschlandradio Kultur, 9. September, 15 Uhr 05).

In seinem kurzen Leben hat Rainer Werner Fassbinder nicht nur eine Menge Filme gedreht, sondern auch noch Zeit fürs Radio gehabt. Sein Hörspiel „Ganz in Weiß“ erzählt in einer fast mathematischen Versuchsanordnung von der Zurichtung eines jungen Mannes. Einem Fürsorgezögling werden systematisch die eigenen Gedanken und Gefühle aus dem Kopf hinaus- und die kleinbürgerlichen Normalvorstellungen der Gegenwart in den Kopf hineingetrieben. Fassbinder’sche Sprach- und Kulturkritik aus dem Jahr 1970. Auch Musik von Roy Black montierte Fassbinder in sein Hörspiel, um die Möglichkeiten und Mittel der psychischen Zermürbung eines Menschen besonders plausibel zu machen (Deutschlandradio Kultur, 10. September, 0 Uhr 05).

Wir kennen den Schriftsteller Hans Fallada als leidenden Künstler, der gegen seinen Weltschmerz reichlich Drogen konsumierte. Aber es gab auch bessere Zeiten. Im Erinnerungsbuch „Damals bei uns daheim“, das Autor Steffen Kopetzky fürs Hörspiel bearbeitet hat, erzählt Fallada von einer recht fidelen Kindheit. „Beim Friseur“, „Lateinunterricht“ oder „Familienfahrt“ heißen die nostalgischen Miniaturen. Wer Fallada als Kinderbuchautor schätzt, kann hier etwas über frühe Inspirationsquellen erfahren (Kulturradio, 10. bis 14. September, jeweils 14 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

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