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Im RADIO: Täuschung, Lüge und Einsicht

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten

Der österreichische Dichter Theodor Kramer veröffentlichte 1928 seinen ersten Gedichtband, der ihn sofort populär machte. In den folgenden Jahren war Kramer einer der wichtigsten Poeten seines Landes. Als der Jude Kramer 1939 ins Exil gehen musste, endete die Wirkungsgeschichte jäh. Er blieb lange im Ausland, konnte nach seiner späten Rückkehr nicht mehr an die frühen Erfolge anknüpfen. Ein Vergessener, der nun im Radio gleich doppelt wiederentdeckt wird. Der Berliner Sänger Hans-Eckardt Wenzel hat viele der schönsten Texte Kramers vertont, in der Sendung „The Voice“ stellt er seine Lieder vor. Wenig später erzählt Autorin Beate Lehner in ihrem Feature „Der Rand der Welt ist immer da“ von Leben und Werk des unglücklichen Österreichers (Kulturradio vom RBB, 5. November, 19 Uhr 30 / 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Das Verbrechen geschieht in einer Novembernacht. Kommissar Maigret wird zur Place des Vosges gerufen, wo eine Leiche liegt. Maigret inspiziert einen dunklen Hinterhof, nur zwei Fenster des Hauses sind noch erleuchtet. Hinter einem Fenster die Silhouette des Ermordeten, hinter dem anderen eine wütend gestikulierende Frau. Im Hörspiel „Maigret und das Schattenspiel“ nach einem Roman von Georges Simenon stößt Maigret bald auf einen engen Zusammenhang zwischen beiden Schattenbildern. Wie so oft bei Simenon haben die Menschen ein dunkles Geheimnis, ist ihre soziale Existenz auf Lüge und Täuschung aufgebaut. Wie immer sitzt Maigret still vor einem Bierglas, hört dem Regen zu und hat schließlich die entscheidende Einsicht (SWR 2, 6. November, 21 Uhr 03, Kabel UKW 107,85 MHz).

Der Kulturdezernent gibt ein Theaterstück in Auftrag. Er will sich selbst ein Denkmal setzen und zugleich die Korruption in seiner Stadt aufdecken. Damit die Figuren des Stücks auch wirklich nach dem Leben gezeichnet sind, hat er dem Theaterautor einiges zu erzählen. Über eine bestechliche Oberbürgermeisterin, die zwielichtige Kunstvereinsvorsitzende, den eiskalten Geschäftsführer einer Immobilien-Holding. Alles nur Spiel, denkt sich der Theaterautor im Hörspiel „Kriminal-Stadel“ von Peter Meisenberg, aber dann liegt in den Räumen der Stadtverwaltung ein echter Toter. Wer hatte das größte Interesse, die Aufführung des brisanten Theaterstücks zu verhindern? (Deutschlandfunk, 8. November, 0 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Ein Laudator hat ihn mal als äußerst multiple Persönlichkeit charakterisiert. Preußischer Edelmann, Gaukler und Zauberer, Illusionist und Desillusionist. Gemeint ist Vicco von Bülow, alias Loriot, der in diesen Tagen seinen 85. Geburtstag feiert. Fast jeder Deutsche kennt Loriots Verdienste um den Humor des Vaterlandes. Im Feature „Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos“ wagt sich Peter Moritz Pickshaus an eine Erkundung des Loriot’schen Gesamtwerks. Die Vielfalt der künstlerischen Schöpfungen, aber auch ihre innere Einheit. Nichts weniger als ein Stück nachkriegsdeutsche Humorgeschichte (Deutschlandfunk, 9. November, 20 Uhr 05)

Dass es in Deutschland einen Pflegenotstand gibt, erfahren wir meist aus dem Polizeibericht. Gemeldet werden Pflichtverletzungen, Roheitsdelikte, Gewaltexzesse. Sind das grässliche Einzelfälle oder doch Hinweise auf eine traurige Normalität, die kranke Alte in unserer Gesellschaft erleben müssen? Die Radioautoren Leonhard Koppelmann und Robert Steudtner haben Pflegeheime in Deutschland besucht. Sie sprechen mit Pflegern und Gepflegten, mit Vertretern der Krankenkassen, Wissenschaftlern, Heimbetreibern und Politikern. Ihr Feature „Pflegenotstand“ zeichnet ein aktuelles Bild von der Pflege in Deutschland. Erzählt wird vor allem von ökonomischen Zwängen, die das System permanent bedrohen. Aber auch von Einsamkeit, Überforderung, tödlicher Aggression (Deutschlandfunk, 11. November, 19 Uhr 15).

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