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Medien: In der Höhle der Nippeslöwen

verrät, was Sie nicht verpassen sollten Lieben Sie Volksmusik? Oder packt sie eher das Grausen?

verrät, was Sie nicht verpassen sollten Lieben Sie Volksmusik? Oder packt sie eher das Grausen? Autorin Susann Sitzler hat sich in die Höhle der Nippeslöwen gewagt. Ihr Feature „Was haben sie gegen eine heile Welt?“ führt in die Schunkelhallen und zu den Fankollektiven der volkstümlichen Musik. In das Innere einer grellen Kunstdisziplin, die nebenbei auch ein florierender Wirtschaftszweig ist. Sitzler spricht mit Leuten, die das Geschäft managen, und solchen, die es durch Konsumbereitschaft am Leben erhalten. Sie beobachtet die Stars in ihren Garderoben und erforscht die Weltanschauung der Fans. Die Autorin ist uninteressiert an schnellen Vorurteilen. Sehnsucht nach Heimat und Frieden haben wir schließlich alle. Was dem einen ästhetisches Skandalon ist, genießt der andere als ultimativen Herzenstrost.

Allerdings wird das Gewerbe auch bei sachlicher Betrachtung nicht besonders sympathisch. Volkstümliche Musik bleibt eine Zumutung für sensible Hirne, wie die Musikbeispiele verdeutlichen. Nichts ist gravierender als der ästhetische Unterschied zwischen einem echten Volkslied, das sich über die Jahrhunderte erhalten hat, und der industriell herausgestampften Massenware, die heute durch alle Kanäle strömt. Das Feature ist trotzdem hörenswert. Man erfährt viel über das Menschsein an sich und unsere Sehnsüchte (Kulturradio, 15. September, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

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Wird es eines Tages in Deutschland nur noch Volksmusik geben? Wenn der nationale Altersdurchschnitt weiter rapide steigt, müssen wir bald alle von einer heilen Welt träumen. Wie heil oder wie zerrüttet Deutschland in naher Zukunft sein wird, darüber spekuliert Stefan Welzk in seinem Radioessay „Aufbruch oder Einbruch“. Wie sieht Deutschland in dreißig Jahren aus? Welzk untersucht aktuelle Tendenzen und versucht, daraus die Welt von morgen zu erkennen. Was wird aus Globalisierung, europäischer Einigung, demografischem Wandel? Welche Hoffnungen dürfen wir haben, welche Katastrophenszenarien sind denkbar? Mit anderen Worten: Wie sehen die Dramen der Zukunft aus, von denen die Volksmusik auch in 30 Jahren nichts erzählt (Kulturradio, 16. September, 22 Uhr 04)?

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Für den Rest der Radiowoche empfehlen wir Kriminalhörspiele. Mit „Die Putzfrau“ hat Autor Karl-Heinz Bölling den ultimativen Krimi zur Hartz-IV-Erregung geschrieben. Die Hauptfigur der Groteske ist Putzfrau in einem ostdeutschen Rathaus, ihr Freund ein bankrotter Bauunternehmer mit Amokgelüsten. Entweder kriegen alle eine Villa im Tessin, fordert der Bankrotteur, oder ich sprenge den ganzen Laden in die Luft. Autor Bölling hat irgendwie Verständnis für so extreme Stimmungen, aber es kommt trotzdem nichts Gescheites dabei raus (Deutschlandradio, 19. September, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

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Christa Maerkers Hörspiel „Die Freundin“ ist ein fein ziselierter Frauenkrimi. Wie zwei reifere Frauen im eigenen Haus friedlich miteinander leben wollen, aber Eifersucht die ganze Utopie in Stücke schlägt (Deutschlandradio, 20. September, 19 Uhr 05).

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