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Lächelt nicht pausenlos. Moderatorin Inka Bause, hier mit ihren Gästen Patrick Baboumian und Ross Antony (r.), setzt auf einen Mix aus Magazin und Personality-Show.

© ZDF

Inka Bause talkt nachmittags im ZDF: Klar ist das Boulevard

Inka Bause belebt den Nachmittagstalk wieder. Im ZDF kümmert sie sich um Skurriles – und Menschheitssorgen. Doch diese Balance zwischen Spaß und Bedeutung ist gar nicht so leicht zu halten.

Da hat man gemeint, Inka Bause solle das mit der Nachmittags-Talkshow lieber lassen; dieses Format aus den 90ern sei im neuen Jahrtausend zu Recht untergegangen, der Bedarf am Waschen schmutziger Wäsche vor laufender Kamera gedeckt. Aber was Bause da im ZDF wochentags von 15 Uhr 05 bis 16 Uhr macht, ist ganz etwas anderes als die weiland Shows mit Bärbel Schäfer, Jürgen Fliege, Andreas Türck und wie sie alle hießen.

Es ist eher ein Mix aus Magazin und Personality-Show. Die Moderatorin schlüpft durch eine Tür im Hintergrund des Studios, das von einer halbkreisförmigen Riesencouch dominiert wird; sie verbeugt sich, lächelt und macht Appetit auf das Programm. Einen Hypnotiseur werde man kennenlernen, eine Frau, die aus Milch Kleider macht, die Ärztin und die Krankenschwester aus „In aller Freundschaft“ – was die erfolgreichste Arztserie seit der „Schwarzwaldklinik“ ist – und die Inhaberinnen eines Traditionsgeschäftes an der Berliner Kantstraße: „Korsett Engelke“. Die Ältere der beiden ist die letzte verbliebene Profi-Korsettnäherin hierzulande.

Ja, ein Hauch von Freakshow ist schon dabei, aber Vorsicht, mittendrin wird’s auch mal überraschend ernst. Einen Organspendeausweis, sagt Maren Gilzer, die Schwester aus der ARD-Serie, habe sie immer beantragen wollen, es aber nie gemacht, weil sie Angst hatte vor dem Papierkram. Und dann war da gar kein Papierkram, alles total easy. Gleich darauf kommt eine junge Dame rein, in deren Brust ein Spenderherz schlägt. Dieses Mädchen wäre, sagt Bause, heute nicht hier, wenn es nicht Menschen gäbe, die Organe spenden. Und einen Ausweis beantragen.

Klar ist das Boulevard, und die B-Promis, die da nebeneinander auf dem Sofa hocken, lachen gerne über ihre eigenen Pointen. Aber immer wieder kriegt die Sendung die Kurve von der bloßen Kuriosität zu den Menschheitssorgen. Anke Domaske macht tatsächlich Garn aus Milch, aber sie nimmt weder Kälbern noch Kindern was weg, sondern benutzt entsorgte Milch, sie recycelt ihren Grundstoff und kommt ohne Formaldehyd aus. Erst also hat man die Skurrilität, dann das Umweltgewissen. Der Hypnotiseur bringt nicht nur Cheryl Shephard dazu, auf einem Bein zu stehen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, er liefert auch ein Stück Philosophie: „Du kannst mit deinem Willen die Welt verwandeln“. Und Luci van Org macht jeden Quatsch mit, spricht aber dann laut und klar über den Tod und bittet um Spenden für einen Verein, der sich um „verwaiste Eltern“ kümmert, um Mütter und Väter, deren Kinder gestorben sind.

Diese Balance zwischen Spaß und Bedeutung ist gar nicht so leicht zu halten, und Bause grimassiert auch hier und da mal zu viel, aber egal, sie navigiert im Großen und Ganzen ohne Verrenkung durch diesen Mischmasch von Themen und Typen, den sie da jeden Nachmittag vorstellt. Das kleine Studiopublikum, das öfter mal Objekt der Kamera wird, guckt gern kritisch, klatscht aber auch mit Ausdauer, was Mops Twiggy, der mit Ralph Morgenstern zu Gast war, gar nicht gefiel. Das ruhige Tier jaulte bei jedem Applaus zuverlässig auf und bewies so, dass Loriot recht hatte, als er einmal befand: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“. So sieht das auch Ralph Morgenstern.

Eine Nachmittags-Talkshow ohne Hautgout ist möglich und schafft sich, mit Inka Bause im ZDF, ihren eigenen Sinn. Leute, die plaudern, nehmen nicht immer nur mit der Oberfläche vorlieb.

Vielleicht hat man Bauses Show im Vorfeld auch deshalb wenig Chancen eingeräumt, weil diese Moderatorin immer nur lächelt. Zu viel Frohsinn verheißt Oberfläche. Dabei lächelt sie natürlich nicht pausenlos, aber wenn, dann richtig. Und auf dieses von der RTL-Sendung „Bauer sucht Frau“ bekannte und beliebte Lächeln, das ja auch ein Bause’sches Markenzeichen ist, hat ihre Redaktion wiederum gesetzt, jedenfalls zeigt sie das in ihrem Eingangs-Trailer.

Drei Mal hintereinander sieht man „Inka!“, wie sie herbeieilt und dabei zunächst ein normales Gesicht macht, in das sich aber dann das allseits erwartete typische Lächeln hineinarbeitet. Drei Mal hintereinander! Das ist blöd und reklamemäßig und bloßstellend und wird der Sendung nicht gerecht. Der Trailer sollte geändert werden.

„Inka!“, ZDF, 15 Uhr 05

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