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Jerome Supastar

© AFP

Internet: Jérôme Kerviel Superstar?

Ist Jérôme Kerviel der Che Guevara der Finanzwelt? Verdient er den alternativen Wirtschaftsnobelpreis? Wird seine Geschichte verfilmt – mit Tom Cruise in der Hauptrolle? Im Internet entwickelt sich der französische Aktienhändler allmählich zum Superstar.

Kurz nachdem bekannt wurde, dass ein kleiner Börsenhändler die französische Bank Société Générale um rund fünf Milliarden Euro gebracht haben soll, ging es los: Im Netz entwickelt sich rasch eine Fangemeinde rund um den Milliarden-Zocker aus Frankreich. Das ein einzelner Mann im Alleingang den internationalen Finanzmarkt ins Wanken gebracht haben soll, löst nicht nur Entsetzen aus – immerhin dürfte der 31-jährige Bankangestellte als wahrscheinlich größter Kapitalvernichter aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Auch heimliche Genugtuung und Bewunderung findet sich in den Foren und Blogs im Netz.

Kaum war der Name des mutmaßlichen Betrügers durchgesickert, schon entwickelte sich auf dem Internetportal Facebook eine Fahndungs-Fangemeinde. Mehrere Hundert User beschäftigten sich mit der Frage: "Wo steckt er bloß?". Inzwischen hat sich Kerviel der Polizei gestellt und die stetig wachsende Anhängerschaft feiert ihn als Anti-Helden des Finanzwesens.

Kerviel-Hype geht weiter

Einige sagen, er habe aufgezeigt, wie es hinter den biederen Fassaden der Banken ausschaue und wie leicht deren Kartenhaus zum Einsturz zu bringen sei. Dabei ist er sicher kein Robin Hood. Die von ihm verursachten Verluste sind eher unbeabsichtigt und es war wohl kaum seine Intention, als Systemkritiker aufzutreten. Nichts desto trotz geht der Kerviel-Hype weiter. Einige Spekulationen im Netz verweisen sogar auf Hollywood: Die Webseite "superzipper.com" verbreitet, dass der Fall "Jerome Kerviel" verfilmt werden soll – von Tom Cruise und Paula Wagner, wahrscheinlich mit Cruise selbst in der Hauptrolle.

Inzwischen gibt es auch einen Wikipedia-Eintrag über Kerviel. Nachzulesen ist zudem, dass er Judo betreibt – ein Sport der die Hebelwirkung nutzt um einen Angreifer aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ironie der Geschichte: Auch bei den Futures, den Finanzprodukten mit denen Kerviel die Société Générale und die gesamte Finanzwelt auf die Matte legte, wirkt ein Hebeleffekt. Mit einem verhältnismäßig geringen Einsatz lassen sich relativ große Gewinne erzielen – oder eben Verluste.

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