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© Rückeis

Internet: Madonna sucht Freunde

Kleine Bands finden in sozialen Netzwerken wie MySpace oder Facebook eine Plattform für ein breites Publikum. Für etablierte Stars geht es aber um mehr als ihre Selbstvermarktung. Wie sich Stars im Netz als Privatperson inszenieren

Dass die Queen of Pop ihrer Crew hinterherputzt, hätten vermutlich die wenigsten ihrer Fans erwartet. Bei Youtube ist jedoch ein Video zu sehen, das Madonna mit Staubsauger bewaffnet zeigt – nicht etwa in zweideutiger Pose während ihrer Show, sondern nach einem Dreh für ein neues Musikvideo. Tief dekolletiert, mit perfekt sitzenden Haaren und zahlreichen Ketten behängt arbeitet sie sich durch ein Zimmer. Plötzlich hält sie inne, wendet sich an die Zuschauer und empört sich über ihren vermeintlichen Putzjob. Dann folgt die Überraschung: Eine Danksagung an all die Fans, die Madonnas Musikvideo „4 Minutes“ nachgespielt haben, das sie mit Justin Timberlake gedreht hat. Zahlreiche nachgemachte Versionen kursieren auf Youtube, sie bewegen sich zwischen peinlichen Tanzeinlagen auf dem elterlichen Dachboden bis hin zu lustigem Timberlake-Abklatschen. Madonna gefällt’s: „Keep up the good work. Nice job“, macht weiter so, gute Arbeit, sagt sie und saugt weiter.

Über vier Millionen Mal wurde Madonnas Videobotschaft seit April jetzt schon abgerufen. Nicht nur von den Nachmachern, die sich geehrt fühlen. Auch alle anderen Fans freuen sich, scheinbar direkt von ihrem Star angesprochen zu werden, der doch sonst so unnahbar wirkt.

Madonna dürfte diese PR-Aktion kaum etwas gekostet haben, die Wirkung eines solchen Internetauftritts aber ist enorm. Wie Madonna haben deshalb immer mehr Stars nicht nur ihre eigene Homepage, sondern kommunizieren per Youtube mit ihren Fans und bieten ihre Freundschaft bei sozialen Netzwerken wie MySpace und Facebook an. Ein paar Klicks und schon gehört man zum exklusiven Kreis – der bei Madonna lediglich aus weiteren 256 000 Fans (Facebook), beziehungsweise 42 000 Anhängern (MySpace) besteht. Die Besucher werden auf den Seiten über aktuelle Auftritte oder Filme informiert, sie können sich Bilder und Videos ansehen, Songs abrufen und mit anderen Fans Kontakt aufnehmen. Auch junge Bands finden hier eine Plattform, um sich einem möglichst breiten Publikum zu präsentieren und so schnell bekannt zu werden. Für etablierte Stars geht es aber um mehr als ihre Selbstvermarktung. „Sie inszenieren sich durch solche Netzauftritte als Privatperson. Und zwar so, wie es ihnen gefällt“, sagt Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digital Instituts. Während Klatschmagazine wöchentlich über neue Affären, Trennungen oder Krankheiten der Stars spekulieren, seien solche Internetseiten auch ein Versuch der Stars, mehr Kontrolle über ihr Bild in der Öffentlichkeit zu bekommen.

David Hasselhoff, „Knight-Rider“-Star, hat seine „MySpace“-Repräsentanz jetzt allerdings auf Eis gelegt – und dafür mit dem „Hoffspace“ eine eigene Community im Netz gegründet, die sich unter davidhasselhoff.com findet. Hier bietet der Star seinen Fans die Gelegenheit, sich zu vernetzen und über verschiedene Themen zu bloggen. Hasselhoff selbst berichtet aus seinem Alltag. Beispielsweise darüber, dass er neulich in einem Restaurant essen war und Autogramme geben musste. Aufregend ist das nicht, aber dem Fan suggeriert er: „Du weißt, was ich gestern Abend getan habe.“ Ob der Fan das aber so genau wissen will, ist fraglich. Nicht, dass er Hasselhoff vor lauter Langeweile die Freundschaft kündigt. Sonja Pohlmann

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