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Medien: Internet-Studie: Weniger soziale Kontakte

Die sozialen Auswirkungen der Internet-Nutzung sind offenbar gravierender als bislang angenommen. Vor allem bei der Verteilung des Zeitbudgets auf die diversen Freizeit-Aktivitäten hat es Veränderungen gegeben, besagt eine Vergleichsstudie von Stanford University und der Freien Universität Berlin in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut forsa, die das Nutzungsverhalten der Internet-Surfer in den USA und Deutschland untersucht hat.

Die sozialen Auswirkungen der Internet-Nutzung sind offenbar gravierender als bislang angenommen. Vor allem bei der Verteilung des Zeitbudgets auf die diversen Freizeit-Aktivitäten hat es Veränderungen gegeben, besagt eine Vergleichsstudie von Stanford University und der Freien Universität Berlin in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut forsa, die das Nutzungsverhalten der Internet-Surfer in den USA und Deutschland untersucht hat. Befragt wurden 1200 deutsche und 4400 US-Nutzer.

Die Zeit, die im Internet verbracht wird, steht in der Regel nicht für andere Dinge zur Verfügung. Am stärksten betroffen von dieser leicht nachvollziehbaren Erkenntnis ist das Fernsehen: 41 Prozent der deutschen und 47 Prozent der US-Nutzer des Internets verbringen wegen ihrer Online-Leidenschaft weniger Zeit vor dem Fernsehgerät, so FU-Professor Lutz Erbring. Jeder fünfte Surfer in Deutschland und jeder vierte in Amerika liest weniger Zeitung. Auf der anderen Seite ist vor allem bei den jüngeren Nutzern festzustellen, dass sie keine Probleme haben, neben dem Surfen zugleich Radio zu hören, sich zu unterhalten oder fern zu sehen (siehe Grafik). Bedenklicher ist somit, dass auch die direkten sozialen Kontakte leiden, denn sowohl in den USA als auch hier zu Lande nehmen die Telefonanrufe mit Freunden und Bekannten bei Internet-Nutzern ab. Ferner bleibt der Kontakt zum Netz nicht ohne Auswirkungen auf das Familienleben. Weniger Zeit für die Familie haben die deutschen Netizens in 18 Prozent der Fälle, in den USA betrifft dies neun Prozent der befragten Nutzer. Während allerdings in den Staaten vor allem die Heavy-User - die monatlich mehr als 20 Stunden im Netz sind - den Rückgang familiärer Kontakte verstärkt empfinden, fehlt in Deutschland diese eigentlich verständliche Wechselwirkung. Erbring führte dies auf das schlechte Gewissen der weiterhin überwiegend männlichen Internet-Nutzer zurück.

In dieses Schema passt auch das Ergebnis der Vergleichsstudie, dass mit Vernetzung der Privatsphäre die Grenze zwischen Berufswelt und Privatleben durchlässiger wird. Vor allem bei Beschäftigten mit akademischen Abschluss sei festzustellen, dass seit Einführung des Internets deutlich mehr zu Hause gearbeitet wird als zuvor - bei gleichbleibender Arbeitszeit im Büro. In Deutschland betrifft dies immerhin 12 Prozent der Nutzer. Aber auch diejenigen, die nicht unbedingt mehr als zuvor daheim arbeiten, wissen das Netz zu schätzen. Ein Viertel der Zeit im Netz wird allgemein mit Dingen verbracht, die in einer Beziehung zu Beruf und Ausbildung stehen. Interessant dabei: Auf die Frage, wie viel Zeit beim Surfen während der Arbeit für das Private aufgewendet wird, kamen nur 15 Prozent zusammen.

Insgesamt sind die Amerikaner den Deutschen bei der Nutzung des Internets weiterhin weit voraus. Während in den Staaten die Internet-Penetration mittlerweile die 50-Prozent-Marke überschritten hat, wie Norman Nie ausführte, liegt der Anteil der Deutschen mit Zugang zum World Wide Web bei 30 Prozent. Für Amerika rechnet Nie damit, dass Mitte kommenden Jahres 70 bis 75 Prozent der US-Bürger angeschlossen sein werden. Unabhängig davon ist jedoch auf beiden Seiten des Atlantiks das E-Mailen die beliebteste Online-Anwendung. Allerdings gehe die Quantität der Kommunikation bei diesem Medium zu Lasten der Qualität. Dennoch: Fast 60 Prozent der Internet-Nutzer können sich ein Leben ohne E-Mails nicht mehr vorstellen.

Daneben wird das Netz vor allem als Informationsmedium sowohl beruflich als auch privat genutzt. Die Verlagerung von Aufgaben ins Netz - Online-Shopping, Online-Banking, Online-Buchen etc. ist zudem in Deutschland weiter verbreitet als im Internet-Mutterland.

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