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Medien: Internet: Verkehrte Welt

Bild.de ist toll.

Bild.de ist toll. Ganz toll. Technisch funktioniert alles einwandfrei. Die Auftragsbücher sind voll, die Kunden maßlos begeistert, alle Mitarbeiter vor Glück überwältigt, der Erfolg ist riesig, und die Erde ist eine Scheibe, um die sich die Sonne dreht.

"Wenn Unternehmen in Krisenzeiten das Wasser bis zur Unterlippen-Oberkante steht, reißen einige noch einmal hocherregt den Mund auf, um die Medien zu beschimpfen." Das stand in der letzten "Welt am Sonntag" ("WamS") im Aufmacher der Medienseite. Genannt wurde das Beispiel der Bayer AG, die in der Lipobay-Krise auf Anzeigenseiten einen offenen Brief abdruckte. "Auf bezahltem Werbeplatz lässt sich die eigene Sicht der Dinge in Frage und Antwort selber formulieren. (...) Und kein mäkelnder Journalist hat die Chance einzugreifen", schreibt der Autor und kommt zum Schluss: Das "wirkt als Bumerang gegen die auftraggebenden Unternehmen".

Peter Würtenberger, Vorstand der Bild.de AG, hätte diese Sätze beherzigen sollen. Statt dessen steht in der "WamS" auf derselben Medienseite unten ein "Artikel", von Würtenberger selbst geschrieben. Titel: "Bild.de - die wahre Story". Wir erinnern uns: Die Bild.de AG gehört wie die "WamS" zur Axel Springer Verlag AG. In diesem "Artikel" tritt Würtenberger "den Gerüchten und Falschmeldungen (entgegen), die über das Team und unsere Arbeit gestreut wurden". Sechsmal wiederholt er in bezug auf den Branchendienst "Kress", der in seiner letzten Ausgabe über große Probleme bei Bild.de berichtete, die Sätze: "Der Dienst schreibt" (...) Tatsache ist: (...)." Üblicherweise gäbe es bei falscher Berichterstattung die Möglichkeiten des Leserbriefs, der Richtigstellung oder Gegendarstellung.

Im Aufmacher der "WamS"-Medienseite heißt es, PR-Botschaften auf bezahlten Anzeigenplätzen wirkten wie ein Bumerang. Wie wirken dann erst PR-Botschaften, die als redaktionelle Beiträge getarnt sind und in konzerneigenen Zeitungen stehen?

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