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Interview: „Du warst doch Timm Thaler!“

Thomas Ohrner über Kinderstars, mieseTypen und das Lachen in einer Soapserie.

Zu der neuen Rolle von Thomas Ohrner in der Daily Soap „Verbotene Liebe“ steht im Internet ein User-Kommentar: „Da hat er dann ja auch nicht viel zu lachen.“

(lacht) Naja, jetzt ist die Frage, ob dieser Schreiber den Privatmenschen meint oder die Rolle. Das ist vielleicht nicht Grimme-Preis verdächtig. Aber ich habe mein Lachen bestimmt nicht verloren, weil ich in einer Daily Soap mitspiele.

Ihr letzter Seriendreh liegt 18 Jahre zurück. Nun gleich eine Soap. Rein arbeitstechnisch wohl ein Kulturschock.

Deshalb habe ich mich ja auch dafür entschieden. Wir haben heute einen ganz anderen Produktionsalltag, nicht nur bei den täglichen Serien. Aber für mich ist es einfacher, von Montag bis Donnerstag vor der Kamera zu stehen. Umso schneller findest du dich wieder ein, wenn du lange aus dem Geschäft warst.

Wie war das 1979, bei „Timm Thaler“?

Unser Regisseur hat damals eine Runde Schampus ausgegeben, weil wir mal sechs Minuten Sendezeit am Tag hingekriegt haben. Der Schnitt waren drei bis vier Minuten. Bei „Verbotene Liebe“ sind es eine ganze Folge, 23 Minuten, täglich.

Das schlaucht.

Klar würdest du gerne mal für diese oder jene Szene mehr Zeit haben. Aber das ist in diesem Daily-Konzept einfach nicht möglich. Da hast du brutto 20 Minuten pro Szene. Du musst unglaublich präpariert an den Drehort kommen. Ich ziehe den Hut vor Kollegen, die das schon jahrelang machen.

Werden Sie von den Kollegen am Set als Ex-Kinderstar besonders kritisch beäugt?

Nein. Die sind sehr kollegial. So ein Ensemble für eine tägliche Serie ist aber auch mit Bedacht ausgewählt, damit es keine großen Zickereien gibt.

Nach 18 Jahre Pause müsste man eigentlich raus sein aus dem Geschäft.

Es gab schon noch ein paar Angebote. Aber ich war viel mit Moderationen unterwegs all die Jahre. Die Produzenten haben irgendwann nicht mehr an mich gedacht. Du rutschst raus aus dem Raster. Ein natürlicher Prozess.

Warum dann ausgerechnet wieder rein mit „Verbotene Liebe“?

Der Produzent rief mich an, sagte, er habe bei einer neuen Rolle intuitiv an mich gedacht. Ich war auch erst überrascht, ich bin nicht derjenige, der sich um 18 Uhr eine Serie anschaut. Aber diese neue Rolle, Matthias Brandner, ist ein bodenständiger, authentischer Charakter. Das passt. Ich mutiere da nicht zu einem miesen Typen.

Passt irgendwie zum Image: der ewige Junge, „Timm Thaler“…

Ach ja, das mit dem Kinderstar. Das ist schon ambivalent. Aufgrund des großen Erfolges war das für mich als 13-Jähriger eine große Umstellung. Ich stand dauernd unter Beobachtung, wurde auf der Straße erkannt. Das hat ein junger Mensch nicht gerne.

Heute manchmal schon.

Aus dieser Kinderstar-Ecke kommst du nicht so einfach raus. Mit 20 war ich immer noch nicht sehr weit weg von „Timm Thaler“ und „Manni, der Libero“. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass ich dann erst mal Moderationen gemacht, unterbewusst eine Zäsur gesetzt habe, mit etwas komplett Anderem. Diese Zeit war notwendig. Wenn heute jemand zu mir kommt und sagt: He, du warst doch Timm Thaler, dann sag’ ich, ja, genau der war ich.

Im Grunde genommen haben Sie ja in den 70ern noch Glück gehabt. In den USA hat sich gerade ein ehemaliger Kinderstar mit reichlich Drogen umgebracht.

Heute kannst du die Dinge nicht steuern. Die Medienlandschaft ist kunterbunt und reicht dich durch. Damals gab es ARD und ZDF. „Timm Thaler“ habe ich in den Ferien gemacht, ansonsten bin ich normal zur Schule gegangen. Ein Abenteuerspielplatz. Wenn ich heute ein Kinderstar wäre, würde ich sicher Gefahr laufen, ein Stück Kindheit zu verlieren.

Was ist, wenn Ihre Kinder eine Rolle angeboten bekämen: Würden Sie sie da reinschicken?

Ich würde sagen: Wenn du den Beruf machen möchtest, mach’ deine Schule zu Ende. Wenn du Talent hast, wirst du dich auch später durchsetzen. Dann bist du selbstbewusster und gereift. Du musst nicht so früh anfangen.

Das Gespräch führte

Markus Ehrenberg

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