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© dpa

Interview: Germany's Next Topmodel: "Nicht die Beste wird gewinnen"

Ex-Kandidatin Fiona Erdmann über das "Topmodel"-Finale, Heidi Klum und das Dilemma der Siegerin.

Am Donnerstag geht „Germany’s Next Topmodel“ ins Finale. Was glauben Sie, wer gewinnen wird?



Sara, obwohl Mandy die beste der drei Finalistinnen ist. Sie kann laufen, hat eine Hammerfigur, ist total süß, aber nach Lena Gercke in der ersten Staffel und Jennifer Hof in der letzten Staffel wird kaum wieder ein blondes Mädchen gewinnen. Denn es ist ja eine Show, und deshalb gewinnt nicht die Beste, sondern die, die am besten zur Show passt.

Und warum sollte das Sara sein?


Am Anfang war sie eher zurückhaltend, und dann startete sie durch, gewann verschiedene Kampagnen, wurde zum Ende hin enorm von der Jury unterstützt, so dass auch die Zuschauer den Eindruck haben, dass sie die Beste ist. Das ist dramaturgisch perfekt.

Zu dieser Dramaturgie gehört auch, die Teilnehmerinnen in bestimmten Rollen zu inszenieren. Dieses Mal waren Tessa und Larissa beispielsweise die Zicken.

Klar gehören solche Inszenierungen dazu. Die meisten Zuschauer schalten genau deswegen ein, weil sie sehen wollen, wie sich andere Leute streiten, wie sie drauf sind, wie sie gewinnen oder verlieren. Das finde ich ja auch interessant.

In Ihrer Staffel waren Sie selbst die „Zicke“. Freiwillig?


Ich habe das damals am Anfang gar nicht gemerkt. Erst als die Produktionsleute mich immer wieder gedrängt haben, dass ich jetzt noch mal mit den Mädels über den Streit reden soll, obwohl das schon längst durchgekaut war und keiner mehr Bock darauf hatte, habe ich gemerkt, wie meine Rolle als Zicke forciert wurde. Dabei bin ich eigentlich total pflegeleicht. Aber was sollte ich anderes machen. Letztendlich hat es mir geholfen, weil ich dadurch noch bekannter geworden bin.

Sie sind dann als Vierte ausgeschieden. Ist es überhaupt hilfreich, bei den „Topmodels“ zu gewinnen, wenn man in der Branche arbeiten will?


Natürlich hat es mir geholfen, bekannt zu werden. Aber die Gefahr ist groß, dass man verbrannt wird. Marie wird jetzt beispielsweise immer die Joghurette-Frau sein. Kunden wollen aber kein Model, das schon ein Produkt ist. So wie die Kandidatinnen, die automatisch immer schon den Stempel „Topmodel“-Teilnehmerin tragen. Deshalb kann aus dem „Topmodel“ nie ein echtes Topmodel werden. Viele Kunden sagen sogar explizit, dass sie kein Mädchen aus der Sendung wollen.

Trotzdem bewerben sich jedes Mal Tausende von Mädchen.


Sogar solche, die wirklich hässlich sind. Aber selbst wenn die sich zum Affen machen, ist denen das egal. Hauptsache, sie sind kurz im Fernsehen zu sehen. Außerdem gaukeln einem Castingshows vor, dass man ganz schnell ganz groß rauskommen kann, vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan. Aber dabei ist es ja nicht so. Da werden bei Jugendlichen falsche Hoffnungen geweckt.

Auch Alice Schwarzer macht sich Sorgen. Sie sagte kürzlich, es sei menschenverachtend, mit welcher Kälte und Arroganz Heidi Klum die jungen, naiven Mädchen verführe, einfach widerlich.


Klar ist das manchmal hart, was Heidi Klum sagt. Aber menschenverachtend ist zu weit ausgeholt. Die Model-Branche ist nun mal hart. Ich habe bei Castings schon oft erlebt, dass Mädchen heulend rauskamen, weil ihnen gesagt wurde, dass sie zu fett für den Job sind, obwohl sie schon superdünn sind. Dagegen ist das, was bei den „Topmodels“ gezeigt wird, pillepalle. Ich bin da relativ hart geworden in den letzten Monaten. Entweder man kann das ertragen oder nicht.

Aber wie erträgt man es als Kandidatin, sich Woche für Woche von Heidi Klum so peinlich beurteilen zu lassen?


Man will ja das „Topmodel“ werden, und dafür nimmt man viel in Kauf. Es wird einem ja auch vorgespielt, dass es im echten Business so abgeht. Was will man auch anderes machen. Wenn die Heidi einen volltextet, kann man nicht einfach sagen: „Hey, was laberst du mich hier so dicht.“

Es wird immer wieder gemutmaßt, dass Heidi Klums Vater Günther der eigentliche Strippenzieher ist.


Ich glaube nicht, dass Günther Klum die Gewinnerin festmacht. Zwar managt er die Siegerin und ist auch Manager von Heidi. Aber was wäre Günther Klum ohne seine Tochter? Deshalb ist Heidi Klum diejenige, die die Zügel in der Hand hat und die Entscheidung trifft. Wenn sie etwas sagt, dann wird das auch so gemacht.

Sie sind kein Topmodel geworden, aber hat sich die Teilnahme trotzdem gelohnt?


Ja, ich arbeite jetzt seit über zwei Jahren in der Branche, reise viel rum, habe viel erlebt. Aber alles ist sehr oberflächlich, das darf man sich nicht so sehr zu Herzen nehmen. Ich hab meinen Freund hier zu Hause, und wenn ich vom Job komme und er mich in den Arm nimmt, dann bin ich wieder im wahren Leben zurück.

Hätte Sara denn wenigstens Chancen, erfolgreicher als ihre Vorgängerinnen Barbara Meier, Jennifer Hof oder Lena Gercke zu sein?

Ich sehe in ihr großes Potenzial. Gerade als Farbige kann ihr der Titel vielleicht helfen, denn leider haben es dunkelhäutige Models in der Branche oft schwerer. Aber ob Sara den Biss und die Kreativität hat, sich immer wieder zu entdecken und neue Seiten an sich zu präsentieren, was ein gutes Model ausmacht, das wird bei ihr sehr schwierig. Für ein internationales Topmodel wird es deshalb auch dieses Mal nicht reichen.

Das Gespräch führte Sonja Pohlmann.

„Germany’s Next Topmodel – Das Finale“, Donnerstag, 20 Uhr 15, Pro7

ZUR PERSON:

Fiona Erdmann, 20, war Kandidatin in der zweiten „Topmodel“-Staffel und belegte den vierten Platz. Heute arbeitet sie als Model, Schauspielerin und Moderatorin.

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