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Islamische Republik: Made in Teheran

30 Jahre Islamische Republik: Ein Arte-Thementag zeigt auch unbekannte Seiten des Iran.

Die Kamera fliegt aus der Luft über eine schier endlose, anonyme Menschenmasse. Wie im Ameisenstaat wimmelt es dort unten – Aufnahmen aus dem Jahr 1989, als Millionen Iraner zum Begräbnis von Ayatollah Chomeini strömten. Die Islamische Republik Iran hat in den drei Jahrzehnten ihres Bestehens zahlreiche Bilder und Botschaften ausgesandt, die im Westen Unverständnis oder gar Angst und Schrecken auslösten. Beginnend bei der Geiselnahme in der US-amerikanischen Botschaft 1979, über das Todesurteil gegen Schriftsteller Salman Rushdie bis hin zu den unverblümten Drohungen ihres jetzigen Präsidenten, Mahmud Ahmadinedschad, gegen Israel. Der Streit um das iranische Atomprogramm könnte zu einem weiteren Krieg im Nahen und Mittleren Osten eskalieren, auch wenn der Erfinder der „Achse des Bösen“, George W. Bush, nicht mehr Präsident der USA ist.

Es ist höchste Zeit also, etwas mehr zu erfahren über die politischen und ökonomischen Hintergründe, über die Geschichte und Kultur dieses an Öl und Traditionen so reichen Landes. Arte widmet sein Programm heute aus Anlass des 30. Jahrestags der islamischen Revolution zwischen 10 Uhr10 und 0 Uhr 55 fast ununterbrochen dem Iran – eine bemerkenswerte Fülle vor allem aus Dokumentationen und Reportagen, die wohl kaum jemand komplett anschauen wird, deren Einzelstücke aber geeignet sind, die eigenen Klischees und Vorurteile zu überprüfen.

So schildert Jean-Michel Vecchiet zur besten Sendezeit ein Jahrhundert iranischer Geschichte: Der 90-minütige Dokumentarfilm „Iran, der Wille zur Großmacht“ (21 Uhr) erzählt von der Herrschaft des 1979 aus dem Land getriebenen Schahs Reza Pahlewi und zuvor seines Vaters Reza Khan, der 1921 die Macht an sich gerissen hatte. Vor allem erzählt Vecchiet, wie erst die britischen Kolonialherren, später auch die Sowjets und die Amerikaner sich mal diplomatisch, mal gewaltsam den Zugriff auf das begehrte Öl sicherten – und welche Rolle die religiösen, genauer, die schiitischen Führer im Kampf um die Unabhängigkeit spielten. In den siebziger Jahren half der Westen mit, das Atomprogramm von Schah Pahlewi anzuschieben, das später von Ayatollah Chomeini erst einmal wieder gestoppt wurde. Eine Fülle an historischen Filmdokumenten und eine Vielzahl bemerkenswerter Gesprächspartner auch aus dem Iran werten den Film auf. Darunter sind der ehemalige Staatspräsident Rafsandjani (1989-97) und Massoumeh Ebtekar, die 1979 eine Studentensprecherin und von 1997 bis 2005 Vizepräsidentin der Islamischen Republik war.

Was hier fehlt, muss man an anderer Stelle suchen: So spiegelt sich die aktuelle politische Stimmung eher in dem 52-minütigen Dokumentarfilm „Briefe an den iranischen Präsidenten“ (17 Uhr 15) wider. Autor Petr Lorn berichtet von millionenfachen Bittgesuchen vor allem aus ländlichen Gebieten – und vom Versagen der Wirtschaftspolitik Ahmadinedschads.

Einen Blick auf das Leben in der Hauptstadt wirft dagegen Manon Loizeau, die in zehn zehnminütigen Reportagen den Widersprüchen von Modernität und konservativer Staatsideologie nachgeht. Die Reihe „Made in Teheran“ ist über den ganzen Tag verteilt. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem Kino, der bildenden Kunst und dem Fernsehen im Iran. Von der Unterdrückung der Frauen erzählt zum Abschluss der im Iran verbotene Spielfilm „Der Kreis“ (23 Uhr 20) aus dem Jahr 2000, der bei den Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen erhalten hatte.

Der Arte-Thementag Iran startet

um 10 Uhr 10

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