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Medien: Jagdglück schon beim ersten Schuss

Der Österreichische Rundfunk (ORF) wird künftig erstmals von einer Frau geführt. Der regierenden Koalition aus ÖVP und FPÖ ist es bereits im ersten Wahlgang gelungen, den ungeliebten Generalintendanten Gerhard Weis abzuwählen - und unter 16 Bewerbern die eigene Kandidatin durchzusetzen: Monika Lindner.

Der Österreichische Rundfunk (ORF) wird künftig erstmals von einer Frau geführt. Der regierenden Koalition aus ÖVP und FPÖ ist es bereits im ersten Wahlgang gelungen, den ungeliebten Generalintendanten Gerhard Weis abzuwählen - und unter 16 Bewerbern die eigene Kandidatin durchzusetzen: Monika Lindner. Die 57-Jährige geht in ihrer Freizeit oft zur Jagd. "Ich gehe gerne in den Wald", sagt sie, "beobachte gerne die Tiere. Das Schießen gehört dazu." Monika Lindner gilt als hart gegen sich und andere. Das wird ein Grund für ihre Wahl gewesen. Der andere war: Sie wird als Anhängerin der Österreichischen Volkspartei gesehen, der Kanzlerpartei von Wolfgang Schüssel. Auch der Landeshauptmann (Ministerpräsident) von Niederösterreich, Wolfgang Pröll, hat sie empfohlen. Pröll ist in der ÖVP der Königsmacher; er kennt Lindner bestens, seit sie Landesintendantin des ORF im politisch tiefschwarzen Bundesland rund um Wien herum wurde. Und ob es allein an der Intendantin lag oder auch am Rest der Mannschaft, dass Pröll so oft ins Programm gerückt wurde, wie es ein Landesfürst für geziemend erachtet - jedenfalls verstand man sich.

Für das vertiefte Verständnis österreichischer Politik brachte Monika Lindner immer schon die passenden Voraussetzungen mit: Sie ist promovierte Theaterwissenschaftlerin. Als solche begann sie vor dreißig Jahren im ORF an Zeitgeschichts-Serien mitzuarbeiten; danach arbeitete sie in der Abteilung Politik und Zeitgeschehen. Dabei wurde sie für ein ursprünglich klassisches Frauenthema entdeckt: Sie leitete als Redakteurin die allährliche Hilfs- und Spendenaktion des ORF, "Licht ins Dunkel". Es folgten: Pressestelle, neun Jahre Stabsstelle für Planung und Koordination, danach die Konzeption einer bunten, sehr braven und beliebten Nachmittags-Hausfrauensendung, danach die Landesintendanz in St. Pölten.

Eigentlich sollte ja der ORF nach dem neuen, von der ÖVP/FPÖ-Koalition erlassenen Gesetz "entpolitisiert" werden. Nach Ansicht der FPÖ bedeutete das, die "linkslinken Zellen" auszumerzen. Im Stiftungsrat, dem neuen Kuratorium des ORF, haben die Regierungsparteien eine ausreichende Mehrheit. Mit ihren 22 von 35 Stimmen wurde Lindner auch gewählt, in offener Abstimmung, damit keiner der neu bestallten Kuratoren von der Koalitionsfahne ging. Und man sagt, die FPÖ habe Lindner unter anderem deswegen unterstützt, weil sie das gewünschte Personalpaket mittragen wolle. Das soll der FPÖ eine verstärkte Mitsprache in der obersten Leitungsebene sichern.

Monika Lindner hat in ihrer Wahlrede angekündigt, einige Kernpunkte des neuen Gesetzes zu verwirklichen: eine "deutliche Unterscheidung" des ORF vom Programm der privater Sender etwa. Was das praktisch heißt, wird man sehen. Denn von nächstem Jahr an ist auch in Österreich Privatfernsehen erlaubt.

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