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Medien: „Jauch ist kein Streithansel“

Medienstars in die deutsche Politik? Das funktioniert nicht

DIETHER ROTH, 64,

ist Vorstandsmitglied der Forschungsgruppe Wahlen e.V.in Mannheim, die unter anderem für das ZDF

arbeitet. Mit ihm sprach Joachim Huber.

Foto: dpa

Der BRSportreporter Günther Koch hat ein SPD-Landtagsmandat in Bayern gewonnen. Umfragen sagen, dass sich viele Wähler Sabine Christiansen als Bundespräsidentin und Günther Jauch als Bundeskanzler vorstellen können. Wie kommt das?

Rund zehn Prozent aller Wahlberechtigten interessieren sich für Politik. Sie sind auch in der Regel ausreichend informiert, um Fragen dazu begründet beantworten zu können. Das ist die Gruppe, die Journalisten und natürlich auch die Politiker selber immer vor Augen haben, wenn sie an die Öffentlichkeit treten. Rund ein Drittel der erwachsenen deutschen Bevölkerung verfolgen zwar Politik im Großen und Ganzen, ohne sich dafür aber zu interessieren. Mehr als die Hälfte aller Wahlberechtigten ist an Politik kaum respektive nicht interessiert.

Anders bei Jauch und Christiansen …

Allerdings, fast alle wissen, wer Günther Jauch ist, und viele, wer Sabine Christiansen. Da dies, nach Meinung vieler, ganz sympathische Leute sind, die sich in der Regel verständlich zur Sache äußern, ohne besondere ideologische oder parteiliche Nähe zu zeigen, und die meisten Leute dazu neigen, Probleme in der Politik seien wie im Alltagsleben pragmatisch zu lösen, sehen sie auch keine Schwierigkeiten, dies prominenten Medienvertretern zuzutrauen. Das meiste, was an politischen Auseinandersetzungen öffentlich wird, wird als Streit wahrgenommen. Jauch aber ist kein Streithansel.

Wenn die Formel stimmt: Politik ist gleich Show, stimmt dann auch die Formel: Show kann Politik?

Politik ist auch Show (siehe Amerika), aber hier in Deutschland sind wir noch nicht ganz soweit, die Formel ganz einfach umzudrehen. Viele erwarten von Politikern immer noch eine klare, nachvollziehbare und auch konstante Haltung zumindest in Grundfragen der Politik.

Nutzt es den Parteien, wenn sie sich Medienstars als mögliche Mandatsträger, auf jeden Fall als Unterstützer an die Seite holen?

Medienstars als Politiker halten nicht durch (Beispiel Augstein). Da muss man keine Sorgen haben. Als prominente Unterstützer in Wahlkämpfen können sie dagegen sehr nützlich sein, zumindestens für Teile der Klientel wirken sie mobilisierend.

Umgekehrt: Würden sich Christiansen und Jauch ihren Ruf ruinieren, wenn sie sich aktiv in der Politik engagieren würden?

Ja, ganz schnell, denn die Leichtigkeit des gesprochenen Wortes wäre ja dahin. Aber auch da keine Sorgen: Wer will denn einen solchen ökonomischen Abstieg von den beiden?

Nun gibt es Persönlichkeiten aus den Medien, die mit Erfolg in die Politik gewechselt sind – Egon Bahr, Klaus Bölling, Peter Boenisch. Beispiele dafür, dass es klappen kann?

Das waren alles Journalisten aus dem Ressort Politik, die in ihrem Metier geblieben sind, so zum Beispiel als Regierungssprecher zu der Partei beziehungsweise Regierung gewechselt sind, der sie sowieso zuneigten. Dort haben sie dann eher eine dienende als eine Politik prägende Aufgabe übernommen. Zumindest in Deutschland sind erfolgreiche Politiker auch „gelernte“ Politiker.

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