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Medien: Jenseits von Kohlrouladen

Arte schaut in Europas Kochtöpfe – jetzt auf DVD

Wer nachmittags den Fernseher einschaltet, hat gute Chancen, auf eine Kochsendung zu treffen. Davon gibt es mittlerweile Dutzende. Alfred Biolek kocht, Johann Lafer kocht, Tim Mälzer schnippelt Gemüse für das jüngere Publikum bei Vox. Begleitet wird der Kochwahnsinn von dutzenden Büchern. Nun kommt auch noch eine Koch-DVD auf den Markt: Arte Edition bringt die Sendung „Zu Tisch in…“ raus. Morgen erscheint die erste von drei geplanten DVD-Boxen. Sie zeigt fünf Sendungen aus dem Mittelmeerraum. Jetzt also auch noch Kochsendungen auf DVD – wozu denn das?

Weil die Reihe bei Arte nichts mit den Sendungen der Starköche zu tun hat. Es sind Dokumentationen über die Regionen Europas. Die Speisen sind ein wichtiger Teil der Sendung, aber eben nur ein Teil, so wie das Essen nur ein Bestandteil des Alltags ist. Arte begleitet eine Familie, in der das gemeinsame Essen zentral ist und meistens alle drei Generationen an den Tisch bringt: Kinder, Mutter und Vater, Großeltern. Die Sendungen porträtieren so auch immer ihre Protagonisten. Wie die Familie Feneziani in den Abruzzen. Vater Pio, ein Lokalpolitiker und Bauer, baut das teuerste Gewürz der Welt an, Safran. Die Söhne gehen zur Schule, seine Frau führt einen Friseurladen. Zu Hause bereitet die knorrige Nonna Clara die Speisen zu. Sie steht in der Küche des gemeinsamen Hauses, knetet mit ihren alten Händen den Pastateig, rollt ihn aus und schneidet ihn ungleichmäßig. Später werden sie zu sechst am Tisch sitzen und „Maltagliati“, „schlecht geschnittene Nudeln“ mit Safran essen.

Tags darauf hilft die gesamte Familie bei der Safranernte. Sie sitzen um den Tisch versammelt, an dem sonst gegessen wird, und lösen Blütenstängel aus jeder Krokosblüte. Safran. Mittags kocht Senora Feneziani. Es muss schnell gehen: Risotto alla Milanese. Keine aufwändigen Kochrituale, kein Hochglanz-Besteck, sondern Alltagsküche aus der Region.

„Die Rezepte schlagen die Familien meistens selbst vor“, sagt Arte-Redakteur Peter Allenbacher. Manchmal haben die Autoren eingegriffen. „In Osteuropa gab es in fast jeder Folge Kohlrouladen und an der Küste Fischsuppe. Da haben wir irgendwann mal gebeten, etwas anderes zu kochen“, sagt Allenbacher.

Seit fünf Jahren läuft bei Arte die Reihe „Zu Tisch in…“. Mit den Quoten ist man zufrieden. Diesen Sonntag wird in Slowenien gekocht. Marija Boncina führt dort mit ihrem Mann und drei Söhnen einen Bauernhof. Die Familie lebt vor allem von den Kuhmilcherzeugnissen. Die wichtigste Speise: keine Kohlrouladen. Sondern der Käse Tolminc, den Marijas Mann selbst hergestellt.

„Zu Tisch in…“, Arte, 17 Uhr 25. Wiederholung am Dienstag um 16 Uhr 50.

Alice Bota

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