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Medien: Joschka Fernsehstar

Auftritt des Außenministers bringt Visa-TV sehr hohe Einschaltquoten

Die LiveÜbertragung der Befragung von Außenminister Joschka Fischer im Visa-Untersuchungsausschuss hat dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Phoenix am Montag ein überdurchschnittliches Publikumsinteresse beschert. Auch die privaten Nachrichtensender n-tv und N24 zeigten sich am Dienstag erfreut über die Resonanz der Zuschauer. Beide Stationen registrierten zahlreiche Anrufer, die sich an Umfragen über Fischers Auftritt beteiligten. Alle drei Sender konnten beim Fischer-TV die Resonanz zum Volmer-TV am vergangenen Donnerstag deutlich steigern.

Wie aus den Zahlen von Media Control hervorgeht, haben vom Beginn der Aussage Fischers um zehn Uhr bis zum Ende seiner Befragung gegen 22 Uhr 30 immer mindestens eine halbe Million Zuschauer Phoenix genutzt. Der Sender übertrug als Einziger die komplette Sitzung ohne Unterbrechung in voller Länge. Nach eigenen Angaben erreichte Phoenix von zehn Uhr bis 14 Uhr 23 durchschnittlich 700 000 Zuschauer und knapp zehn Prozent Marktanteil. Über den gesamten Zeitraum von 8 Uhr 59 bis 23 Uhr 07 waren es 400 000 und vier Prozent. Insgesamt haben die Live-Sendung etwa sechs Millionen Zuschauer zumindest teilweise eingeschaltet.

Die Privatsender n-tv und N24 begleiteten die Übertragung mit Umfragen. Bei n-tv riefen nach Angaben eines Sprechers über 100 000 Zuschauer an und gaben ihr Votum über die Glaubwürdigkeit Fischers ab. Der Sender beendete die Übertragung um 21 Uhr 30 Uhr und sendete erst eine Zusammenfassung und ab 22 Uhr 10 ein von Heiner Bremer moderiertes „Duell“ zwischen den Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) und Peer Steinbrück (SPD). Die Zuschauerzahl während der Fischer-Übertragung bewegte sich zwischen 90 000 und 320 000, der durchschnittliche Marktanteil lag nach Angaben des Senders bei 1,3 Prozent.

Bei N24 riefen 18 000 Zuschauer an und beantworteten mehrere Fragen zum Auftritt Fischers. Das Resultat wurde den ganzen Tag über in einer Grafik eingeblendet. Der Sender beendete die Übertragung kurz vor 18 Uhr. Bis dahin lagen die Zuschauerzahlen vom Beginn der Aussage Fischers an zwischen 80 000 und 130 000, der Marktanteil bei 1,0 Prozent.

Die Befürchtungen, die ersten Übertragungen aus einem Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages könnten die Betroffenen zu einem Spektakel reizen, haben sich nicht bewahrheitet. Klaus Radke, einer der beiden Programmgeschäftsführer von Phoenix, sagte dem Tagesspiegel: „Die Fernseh-Öffentlichkeit ist kein Anreiz, im Ausschuss eine Show zu veranstalten. Es ist viel sachlicher zugegangen als bisher.“

Nach Radkes Ansicht war die lange Übertragung „ein echtes Kontrastprogramm“. Normalerweise würden sich Politiker im Fernsehen zumeist durch kurze, zugespitzte Aussagen auszeichnen. „Hier konnte man lernen, dass das politische Leben viel langsamer abläuft, als die üblichen Einsdreißig-Beiträge glauben machen.“ Die Zuschauer hätten einen realistischen Einblick in das politische Berlin bekommen. Radke erwartet, dass „wir über kurz oder lang Live-Übertragungen aus Untersuchungsausschüssen häufiger erleben werden.“ Die spannende Frage werde sein, wie oft es die Beteiligten für opportun halten würden, einer Übertragung zuzustimmen.

Zur Regie durch das Parlamentsfernsehen meinte Christoph Minhoff, auch er Geschäftsführer bei Phoenix: „Ich gebe als Fernsehjournalist ungern meine Kamera aus der Hand. Den Anspruch, über die Auswahl der Bilder selbst zu bestimmen, möchte ich nicht aufgeben.“ Immerhin, sagte Radke, seien die Kameraführung und der Bildschnitt besser gewesen als im ersten Anlauf. Am besten wäre es, wenn Phoenix künftig die Übertragung leisten würde – und zwar als Poolführer für alle Sender. jbh/tgr/dpa

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