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Medien: Journalistische Stiefkinder

"Das allgemeine Recht auf eine journalistisch aufgeklärte Meinungsbildung ist weiterhin gefährdet". So lautet das Fazit einer Jury aus Journalisten, Wissenschaftlern und Studenten, die im Auftrag des Netzwerks Recherche (ein Verbund investigativ arbeitender Journalisten)und der Initiative Nachrichtenaufklärung eine Liste jener Themen ermittelte, die im Jahr 2001 trotz ihrer Wichtigkeit "in der Berichterstattung der Medien keinen oder nur unzureichend Niederschlag fanden.

"Das allgemeine Recht auf eine journalistisch aufgeklärte Meinungsbildung ist weiterhin gefährdet". So lautet das Fazit einer Jury aus Journalisten, Wissenschaftlern und Studenten, die im Auftrag des Netzwerks Recherche (ein Verbund investigativ arbeitender Journalisten)und der Initiative Nachrichtenaufklärung eine Liste jener Themen ermittelte, die im Jahr 2001 trotz ihrer Wichtigkeit "in der Berichterstattung der Medien keinen oder nur unzureichend Niederschlag fanden." Aus knapp 100 Vorschlägen wählte die Jury erstmals die folgende "Top Ten":

1. Monopolisierung des Trinkwassers

Viel zu wenig berichteten die Medien demnach über die Bemühungen transnationaler Konzerne, der Weltbank und der WTO (World Trade Organisation), das Trinkwasser zu privatisieren und es auf dem freien Markt zur Handelsware zu degradieren.

2. Kein Asyl für Kriegsdienstverweigerer

Die staatliche Verfolgung wegen Kriegsdienstverweigerung ist in Deutschland nicht als Asylgrund anerkannt. Für Netzwerk und Initiative ein Missstand, der eine höchstrichterliche Überprüfung nötig mache.

3. Schily behindert Informationsfreiheit

Ein Gesetzentwurf, der das Recht auf Offenlegung aller staatlichen Vorgänge und Unterlagen vorsieht, liege dem Innenministerium zwar seit Monaten vor, werde jedoch aus politischen Gründen nicht als Gesetz verabschiedet. Hierüber sollte wesentlich intensiver berichtet werden, meint die Jury.

4. Selbstzensur der Medien

Nichts gelernt hätten die Medienverantwortlichen aus den Fehlern des Golfkrieges. Demzufolge hätten die Medien - namentlich genannt ist CNN - während des Afghanistan-Kriegs ihre Kontrollfunktion gegenüber den Kriegsparteien wieder nicht erfüllt und wesentliche Informationen zum Teil wissentlich unterdrückt.

5. Deutschlands unbekannte Gläubiger

Auf 2,3 Billionen Mark beliefen sich Ende 1999 die Schulden des deutschen Staats, pro Einwohner fast 30000 Mark. Doch Informationen über die Gläubiger seien unbefriedigend und zu unübersichlich.

6. Jugendliche Tote durch Alkohol

In Europa sterben jährlich 55000 junge Menschen im Zusammenhang mit Alkohol, was laut WTO nicht zuletzt an der verantwortungslosen Marketingstrategie der Hersteller liege. Doch berichtet werde über diese Strategien so gut wie nicht.

7. Unbeschränkte Videoüberwachung

Auch die Frage, wie lange heikle Aufzeichnungen aufbewahrt werden dürfen und wer sie verwenden darf, werde vernachlässigt.

8. Unternehmen verdienen an Folter

Ebenso die Tatsache, dass Elektroschocker und Daumenschrauben im Rüstungsexportbericht der Bundesregierung nicht auftauchten.

9. Export von Biowaffen in die USA

Außerdem wird beklagt, dass die Bundesregierung sich weltweit für die Ächtung und Vernichtung von ABC-Waffen einsetze, aus Deutschland aber immer noch chemische und biologische Stoffe für den Kriegsgebrauch im Wert von 39,6 Millionen Euro in die USA exportiert würden.

10. Desinteresse an Rüstungskontrolle

Abrüstung und Rüstungskontrolle spielten im politischen Alltag fast keine Rolle mehr - also auch nicht in den Medien.

hdi

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