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Jubiläum: Fernsehen macht Schule

Nicht nur für die Privaten: Seit zehn Jahren bildet RTL in einer eigenen Einrichtung Journalisten aus.

Die Wege ins Fernsehen sind oft verschlungen. Claus Kleber vom „Heute-Journal“ ist Doktor der Rechtswissenschaften. „Tagesthemen“-Moderatorin Caren Miosga jobbte früher als Reiseleiterin in Russland. Und gut 25 Jahre nach dem Startschuss für den Privatfunk gibt es sogar Moderatorinnen öffentlich-rechtlicher Kultursendungen, die bei RTL ausgebildet wurden. Wie Katty Salié, die im WDR das Magazin „West.Art“ präsentiert und schon für NDR, Deutsche Welle TV und die Jugendwellen EinsLive (WDR) und Radio Fritz (RBB) unterwegs war.

Katty Salié zählte 2003/04 zum zweiten Ausbildungsjahrgang der RTL Journalistenschule, die am Donnerstag in Köln ihr zehnjähriges Bestehen feierte. Die Karriere von Salié ist kein Einzelfall. Etwas mehr als die Hälfte aller – bisher 145 – Absolventen der Kölner Schule landete zwar in Redaktionen der RTL-Gruppe, aber immerhin 25 arbeiten heute ausschließlich für öffentlich-rechtliche Sender. Praktika während der Ausbildung konnten in der Vergangenheit nicht nur bei RTL, Vox oder n-tv, sondern auch zum Beispiel bei „Heute“ (ZDF) oder der „Aktuellen Stunde“ (WDR) absolviert werden. Leonhard Ottinger, Geschäftsführer der RTL Journalistenschule, lobt die „sehr gute Zusammenarbeit“ über die Systemgrenzen hinweg. „Wir sind trotz der Konkurrenz auf dem Bildschirm gemeinsam unterwegs, um Nachwuchs zu qualifizieren.“

Das klingt schön, aber bestehen wirklich keine Zweifel an der Ausbildungs-Kompetenz eines Senders, dessen Nachrichten bunter und Magazine boulevardesker sind als im Reich von ARD und ZDF (mit Ausnahme von „Brisant“)? Gab's gar kein Naserümpfen, wenn sich RTL-Schüler beworben haben? „Das gab es sicher“, sagt Katty Salié, die selbst keine Probleme hatte, weil sie schon Erfahrungen etwa bei EinsLive vorweisen konnte. Manche Praktika seien nicht zu ergattern gewesen, „weil geblockt wurde“. Mittlerweile sei zu spüren, „dass es auch anderen Arbeitgebern klar ist, dass sie vom sogenannten RTL-Nachwuchs profitieren können“.

Alle Absolventen konnten am Ende „eine berufliche Tätigkeit aufnehmen“, vermeldet RTL stolz. 90 Prozent seien im Fernsehen gelandet. „Die Schule macht eine hervorragende Ausbildung und hat einen guten Ruf“, sagt auch Hendrik Zörner, Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV). Dass die RTL-Schule bestenfalls ein halbes Volontärsgehalt bezahlt, wird von den Gewerkschaften relativ milde bewertet. Erstens sei das auch in den Schulen anderer Medienhäuser üblich, zweitens sei die Ausbildung besser als im normalen Volontariat.

RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel war es, der die Idee Ende der neunziger Jahre vorantrieb und heute Direktor der Schule ist. Die Schule nimmt alle zwei Jahre 30 Schülerinnen und Schüler auf. Rund 500 bewerben sich. Pro Ausbildungsgang fallen 2,5 Millionen Euro an. aber 90 Prozent der Kosten trägt nach Angaben Ottingers RTL selbst, ohne Sponsoren geht es aber nicht, auch die Düsseldorfer Landesanstalt für Medien war mit einer Anschubfinanzierung beteiligt.

Der Unterschied gegenüber anderen Journalistenschulen besteht vor allem darin, dass hier gezielt fürs Fernsehen ausgebildet wird. Es „geht es immer noch um einen gut recherchierten, handwerklich sauberen Fernsehbeitrag“, erklärt Ottinger. RTL arbeitet mit wechselnden Dozenten zusammen. Altmeister Wolf Schneider war schon da, auch Produzent Friedrich Küppersbusch und Moderator Frank Plasberg. Der wachsenden Bedeutung des Onlinejournalismus wird mit einem Intensivkurs Rechnung getragen. Sie könne sich nun „Multimedia-Redakteurin“ nennen, sagt Salié. „Ich glaube jedoch, dass hier ein bisschen zu viel gewollt wird.“ Im Bereich Multimedia würden die Uhren zu schnell ticken, „um sich mit dem Erlernten lange sicher zu fühlen“. Thomas Gehringer

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