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Sicher Surfen: Im Schnitt sind Kinder ab 13 Jahren fitter im Netz als ihre Eltern.

© picture-alliance/ dpa

Jugendmedienschutz: Drei Viertel aller Eltern fürchten im Netz Gefahren für ihre Kinder

Schon mit 13 Jahren sind Kinder fitter im Internet als ihre Eltern. Die fühlen sich beim Thema Jugendschutz allein gelassen, wie eine Studie belegt.

Gewalt, Pornografie, Kontakt mit Fremden, Cybermobbing, Viren, versteckte Rechnungen, Datenverlust, Propaganda. Im Internet, so die Sorge von rund drei Viertel aller Eltern in Deutschland, lauern viele Gefahren für Kinder. Rund 90 Prozent aller Erziehungsberechtigten würden es deshalb begrüßen, wenn der Zugriff auf Online-Angebote generell erschwert wird.

Diese Zahlen gehen aus dem sogenannten „Jugendmedienschutzindex“ hervor, der am Dienstag auf einer Pressekonferenz von Wissenschaftlern und den Herausgebern der Untersuchung, der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter (FSM), vorgestellt wurde. Als Datengrundlagen wurden insgesamt 805 Jugendliche zwischen neun und 16 Jahren sowie je ein Elternteil interviewt. In die untersuchte Altersspanne fällt der Wechsel der höheren Medienkompetenz. Sind bis zum 13. Lebensjahr Eltern fitter im Netz, so verschiebt sich danach – darin sind sich Eltern und Kinder einig – die Online-Fähigkeit zu Gunsten der Heranwachsenden.

40 Prozent verbieten Facebook & Co

Um Kinder im Netz zu schützen, sehen sich Eltern zu 94 Prozent selbst in der Pflicht. Etwa 40 Prozent haben ihren Kindern deshalb verboten, ein Profil in einem sozialen Netzwerk wie Facebook, Instagram oder Twitter anzulegen. Mädchen sind häufiger von einem Verbot betroffen. Erklären lässt sich das mit den unterschiedlichen Sorgen vieler Eltern. Demnach gilt für Töchter eine größere Angst vor Kontaktrisiken, Mobbing und einer zu großen Datenveröffentlichung. Bei Söhnen äußerten Eltern dagegen die Sorge, sie könnten zu viel Zeit im Netz verbringen, Opfer von Abzocke werden und zu Mutproben wie Drogen- und Alkoholkonsum angestiftet werden.

Die Kinder selbst hatten zu 46 (Jungs) beziehungsweise 38 Prozent (Mädchen) keine Sorge beim Surfen, wenn aber doch, dann fürchteten sie vor allem, dass Viren auf die Geräte gelangen könnten. 35 Prozent aller Jungen gab an, dass ihnen dies bereits passiert sei.

Anlaufstellen sind kaum bekannt

Brauchen Kinder nach belastenden Erfahrungen im Netz Unterstützung, wissen viele Eltern laut Studie aber nicht weiter. Nur etwa ein Drittel kennt entsprechende Anlaufstellen, noch deutlich weniger haben solche Angebote in Anspruch genommen. Über 80 Prozent aller befragten Eltern wünschen sich deshalb, dass auch Behörden und Anbieter von sozialen Netzwerken Verantwortung beim Jugendschutz übernehmen. Diese Forderung unterstützt FSM-Geschäftsführer Martin Drechsler: „Es reicht nicht, nur Erwartungen an die Eltern zu benennen.“ Der deutsche Jugendmedienschutz befinde sich immer im Spannungsverhältnis zwischen dem Schutzauftrag des Staates auf der einen Seite und dem Erziehungsprivileg auf der anderen Seite. „Es bedarf auch der geeigneten Instrumente und Hilfsmittel für die Eltern“, so Drechsler. Dies könnten beispielsweise Pin-Lösungen, Filtersoftware oder das Einrichten verschiedener Accounts sein. Das müsste von der Politik sinnvoll reguliert werden und von Anbietern konsequent angeboten werden. „Wir brauchen nicht mehr, sondern klarere Regeln beim Jugendschutz“, sagte Drechsler. Die FSM sei dafür der „ideale Vermittler“.

Die FSM gründete sich vor 20 Jahren als gemeinnütziger Verein, um Jugendliche vor Gefahren im Internet zu schützen. Mitglieder des Vereins – dazu gehören beispielsweise Google, Facebook oder Sky – haben die Möglichkeit, sich dem im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag vorgesehenen „Modell der regulierten Selbstregulierung“ anzuschließen. Kommt es zu Beschwerden gegen FSM-Mitglieder, weil sie gegen den Jugendmedienschutz verstoßen, kann eine Beschwerdestelle verschiedene Sanktionen verhängen.

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