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© dpa

Kahn folgt auf Klopp: Blond bleibt am Ball

Oliver Kahn soll für Jürgen Klopp nach der Fußball-EM als Experte zum ZDF kommen.

Oliver Kahn war nicht da, trotzdem war er bei der Pressekonferenz des ZDF zur anstehenden Fußball-EM in aller Munde. Chefredakteur Nikolaus Brender und Sportchef Dieter Gruschwitz wollten die Erwartung, dass der Sender den Torhüter des FC Bayern München als Experte engagieren wird, weder bestätigen noch dementieren. Dies und ihre glühenden Backen bedeuten: Kahn, 38, wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Jürgen Klopp, 40, ersetzen. Der Trainer von Mainz 05 wird nach der EM in Österreich und der Schweiz ebenso aufhören wie der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Urs Meier. Klopp will sich intensiv seiner Traineraufgabe, ob bei Mainz oder anderswo, widmen. Meier wird vermehrt für die Fifa und den Schweizer Verband arbeiten. Das eine oder andere ZDF-Engagement soll es für beide weiter geben. Damit ist die seit 2005 bestehende ZDF-Dreierkette gesprengt und wird nach Lage der Dinge von einem Duo abgelöst: Johannes B. Kerner und Oliver Kahn. Blonder war das ZDF-Expertentum dann nie.

Kahn ist Titan. Von seinen Leistungen her, seinen Erfolgen, dem Einsatz, dem Willen. Wer außerdem in Deutschland ist bekannter als dieser Fußballer? Der Lautsprecher Kahn steht für Aggressivität, wo Klopp die Leichtigkeit repräsentiert. Kahn sagt "brutal“, sein zerrissenes Gesicht, die fletschenden Zähne, nicht weniges erinnert an die Gewalt, die Brutalität, die in diesem Sport und seinem Geschäft liegt. Den Gegner niederringen, beißen wollte der Keeper auch schon.

Kahn ist ruhiger geworden

Jetzt ist Oliver Kahn beinahe 40, er wird nach dieser Saison, die von Höhepunkt zu Höhepunkt eilt, die Handschuhe ausziehen. Der gebürtige Karlsruher ist tatsächlich ruhiger geworden. In solchen, nicht einmal herbeisedierten Momenten analysiert Kahn Spiele, Gegner und Business, trefflich und in leichtem Knödelton. Anders als beim schon legendären Sturmlauf in Getafe hat Kahn dann auch die Haare schön. Vielleicht einen hübscheren, aber kaum einen klügeren Bundesliga-Fußballer kann das ZDF mit Kahn finden. Und dass Softeis-Kerner einen Typen im Stadion-Studio braucht, das wird selbst Johannnes B. einsehen können.

Kahn beim ZDF bedeutete zugleich die Zementierung der Bayern-Dominanz in Fußball- und Fernseh-Deutschland. Der Ex-Münchner Mehmet Scholl wird neben Reinhold Beckmann bei der ARD während der EM debütieren, Franz Beckenbauer ist Dauergast bei Premiere, Helmer, Effenberg, Breitner – ohne die Altvorderen des FC Bayern geht im deutschen Fernsehen nichts, wenn es um Fußball geht.

Während des Euro-Turniers vom 7. bis zum 29. Juni wird das ZDF das Eröffnungsspiel und 15 weitere Spiele übertragen, die ARD die anderen 15 Partien inklusive des Finales. Das ZDF-EM-Studio befindet sich in Bregenz (Österreich). Die dortige Seebühne, die als Plattform für die Expertenrunde und als "ZDF-Arena“ fungiert, fasst 5000 Zuschauer. Insgesamt stehen 136.000 Karten für die ZDF-Arena zur Verfügung. Fast 100 000 seien bereits verkauft, meldet das ZDF. "Auch wenn’s regnet, werden wir dort nicht wie begossene Pudel stehen“, versprach Kerner.

Als Kommentatoren setzt das ZDF Béla Réthy, Thomas Wark und Wolf-Dieter Poschmann ein. Am Spielfeldrand sollen Kathrin Müller-Hohenstein und Norbert König Gespräche mit den Spielern führen, Michael Steinbrecher aus dem deutschen Quartier in Ascona (Schweiz) berichten.

Ähnlich wie die ARD, die dafür Oliver Pocher engagiert hat, wollen auch die Mainzer ihre zehn Sendetage einigermaßen witzig ausklingen lassen. Für die Show "Nachgetreten“ sind Auftritte von Ingolf Lück und Oliver Welke eingeplant.

Bei der Analyse der Spiele durch Klopp setzt das ZDF auf eine neue Technik: Die räumliche Grafik (3 D), auf die der Bundesligatrainer zurückgreifen kann, ermöglicht eine dreidimensionale Darstellung der Spiele. Der Zuschauer kann so virtuell über das Spielfeld fliegen oder sich Zweikämpfe aus verschiedenen Perspektiven ansehen. Das ZDF wird seine Spiele zudem im Internet übertragen. Insgesamt plant das ZDF 55 Stunden EM-Fußball. Da der Sender zum Teil Übertragungsrechte an parallel laufenden Spielen hält, sollen zwei Begegnungen auf dem ZDF-Infokanal ausgestrahlt werden.

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