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Ständig in Gefahr. Kurt Westergaard entging knapp einem Mordanschlag. Foto: dpa

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KARIKATURENSTREIT: Keine Plattform

Das ZDF sagt den Interviewauftritt von Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard ab. Der wirft dem Sender jetzt Selbstzensur vor.

Schwierige Tage für das ZDF. So schlecht wie im April lief es für den Mainzer Sender quotenmäßig noch nie, mit einem Marktanteil von noch 11,3 Prozent beim Gesamtpublikum. Und dann am Montag diese Meldung: Der durch seine Mohammed-Karikatur berühmt gewordene dänische Zeichner Kurt Westergaard wirft dem ZDF „Selbstzensur“ vor. Der Karikaturist sagte in Dänemarks größter Zeitung „Jyllands-Posten“, der öffentlich-rechtliche Sender habe ein für die Markus-Lanz-Show am Dienstag vereinbartes Interview ohne Angabe von Gründen abgesagt. „Ich hätte nicht gedacht, dass ein so großer Sender einknickt und Selbstzensur übt“, sagte Westergaard. Das kann der Sender natürlich nicht auf sich sitzen lassen. „Die Absage war eine redaktionelle Entscheidung des ZDF. Der Vorschlag der Produktionsfirma wurde mit der Begründung abgelehnt, dass eine Unterhaltungs-Talkshow keine geeignete Plattform für eine Auseinandersetzung mit dem Thema ist“, hieß es in einer ZDF-Stellungnahme.

Der 74-jährige Westergaard war im Jahr 2006 bekannt geworden, als der „Jyllands-Posten“ eine Karikatur von ihm veröffentlichte, die den Propheten Mohammed als Terrorist mit Bombe im Turban zeigt. Danach wurde Westergaard mit Anschlägen bedroht, er musste rund um die Uhr von Dänemarks Geheimdienst geschützt werden. Am Neujahrstag entging Westergaard in seinem Haus nur knapp einem Attentäter, der eingedrungen war und ihn mit einer Axt erschlagen wollte.

Zur Absage seines ZDF-Auftritts erklärte der Däne, der Sender habe ihm keine Gründe genannt: „Aber natürlich hat das was mit der Sicherheit zu tun.“ Dies bestätigte auch Westergaards Galerist Erik Guldager, der als Begleiter vorgesehen war. Ihm sei von einem ZDF-Mitarbeiter erklärt worden, dass man nicht für die Sicherheit Westergaards garantieren könne und um das Leben und die Sicherheit eigener Mitarbeiter fürchte, sagte der Däne zu „Jyllands-Posten“. Das ZDF unterliege offenbar dem Druck verschiedener Gruppen. „Noch ein Beispiel für Selbstzensur aus Angst vor möglichen Repressalien. Das kann ich nur bedauern.“

Das ZDF verwies am Montag darauf, dass es in anderen Formaten vielfach über den Karikaturenstreit berichtet habe und dies auch weiter tun werde. „Die für Kultur und Zeitgeschichte zuständigen Redaktionen bereiten derzeit eine mehrteilige Dokumentation mit dem Arbeitstitel ,Der Heilige Krieg’ vor, die das Thema sowohl aus historischer Perspektive als auch anhand der gegenwärtigen Konflikte und aktuellen Brennpunkte aufarbeitet.“

Tiefgründiger also. Guido Knopp statt Markus Lanz. Der empfängt heute Andrea Kiewel. Markus Ehrenberg

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