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Medien: Karriere der bunten Themen

Kundenwünsche, Human Interest: TV-Nachrichten folgen immer weniger journalistischen Kriterien

Die Themen der Nachrichten im Fernsehen werden laut einer Studie der Uni Jena immer weniger nach journalistischen Kriterien und immer mehr nach Kundenwünschen ausgewählt. Fernsehnachrichten würden sich zunehmend zu einer Dienstleistung entwickeln, sagt der Jenaer Kommunikationswissenschaftler Georg Ruhrmann, der für seine Studie im Auftrag der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche deutsche Nachrichtenredakteure befragt hat. „Die Auswahl der Nachrichten orientiert sich nicht ausschließlich an journalistischen Aktualitätskriterien. Kundennachfrage und -zufriedenheit sind ebenfalls gefragt.“

Die „Serviceorientierung“ spiele eine immer größere Rolle, sagte Ruhrmann, der sich seit 20 Jahren mit Nachrichtenforschung befasst. Damit nehme auch die Boulevardisierung der Nachrichtenthemen zu. Schon frühere Untersuchungen hätten gezeigt, dass die TV-Nachrichten vor allem der Privatsender unpolitischer werden und die Sender verstärkt Geschichten mit menschlicher Note und Angstthemen bringen. Katastrophen und Kriminalität verdrängten Innen- und Außenpolitik. Eine aktuelle Programmanalyse von ARD, ZDF, RTL, Sat 1 und Pro 7, veröffentlicht in „Media Perspektiven“, zeichnet ein ähnliches Profil. Sowohl in den Nachrichten als auch in anderen Informationssendungen bieten die öffentlich-rechtlichen Sender wesentlich mehr politisch und gesellschaftlich relevante Themen an. Die Privatsender setzen ihren Schwerpunkt auf nichtpolitische Inhalte, aus den Themenbereichen Alltag/Beziehungen, Human Interest/Prominenz oder Kriminalität.

„Die Themenkarriere von dem Eisbären Knut beweist, dass wir in zentralen Nachrichtenredaktionen eine Umkehr der Wichtigkeiten feststellen müssen“, sagt Netzwerk-Vorsitzender Thomas Leif. Der „InfoMonitor“, der täglich die Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat 1 auswerte, zeige, dass es Knut in RTL-Aktuell auf Rang 3 der Topthemen geschafft habe, bei den Sat 1- News auf Platz 2. Bei ARD und ZDF fand sich das Thema immerhin nicht unter den Top 20. Tsp/dpa

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