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Medien: (Kauf-)Botschaften: Bibelstunde in Moses Werbeagentur

Mit der Werbung verhielt es sich lange so wie mit der Pornografie. Beiden hing der Ruch des Unmoralischen an.

Mit der Werbung verhielt es sich lange so wie mit der Pornografie. Beiden hing der Ruch des Unmoralischen an. Mit einer Generation, für die der Markenartikel Glaubensbekenntnis und Lebensinhalt geworden ist, hat sich das gewandelt. Werbung ist gesellschaftsfähig geworden, Grenzen verschwimmen: Die Film- und Fernsehästhetik folgt hochglanzpolierten Werbemustern, die Werbespots gleichen mittlerweile Mini-Spielfilmen. Bezeichnenderweise sind es die Werbekreativen selbst, die sich, als verkannte Künstler oder Alt-Linke mit schlechtem Gewissen, noch die Frage nach Sinn und Moral ihres Tuns stellen. Hermann Vaske, hoch dekorierter Werbefachmann, konfrontiert in seinem Dokumentarfilm "Die zehn Gebote der Kreativität" (Arte, 21 Uhr 45) zahlreiche Kollegen mit dem höchstmöglichen moralischen Anspruch überhaupt, den biblischen zehn Geboten, die Gott (Peter Ustinov) einem ausgebrannten Art-Direktor (Dennis Hopper) auf dem Laptop sendet. Ein Kontrast, weniger kurios als es scheint. Tatsächlich steht die Profanität des Produkts im Gegensatz zu dessen nahezu religiöser (Kauf-)Botschaft. Dem zu entrinnen und soziale Verantwortung und Kommerz zu vereinen, versuchen lange schon die Benetton-Kampagnen, etwa mit dem Protest gegen die Todesstrafe. Ethisch legitim oder Missbrauch des Leids anderer? Vaskes Interviews nehmen die viel diskutierte Frage erneut auf. Um den Anspruch der Werbung auf Gleichberechtigung zu demonstrieren, vernimmt Vaske in seinem dreistündigen Film - letzter Teil einer Trilogie zu diesem Thema - auch Größen aus Kunst und Politik wie Jeff Koons, Steven Spielberg oder den Dalai Lama.

Michael Burucker

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