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Von 2018 bis 2024 läuft Olympia beim Privatsender Eurosport.

© dpa

Kein Olympia-TV bei den Öffentlich-Rechtlichen: ARD und ZDF sitzen in der Fußballfalle

ARD und ZDF geben gern zig Millionen Euro für Fußball aus - die dann aber für Olympia fehlen. Ein Kommentar

ARD und ZDF verweisen jetzt mit belegter Stimme auf ihre Verantwortung für den Beitragszahler. Dem sei nicht zuzumuten, dass die Öffentlich-Rechtlichen dem Rechteinhaber Discovery für TV-Sublizenzen an den Olympischen Spielen 2018 bis 2024 geschätzte 200 Millionen Euro bezahlen. Was ihm aber zugemutet wird, ist Fußball. Für die WM 2018 in Russland werden nach senderinternen Informationen 218 Millionen Euro, für die WM 2022 in Katar 214 Millionen bezahlt. Und die EM 2020 ist zu Nutz und Frommen der Öffentlich-Rechtlichen auch schon eingekauft.

Soll das der Fernsehsport bei ARD und ZDF sein? Fußball, der in den Dritten Programmen mittlerweile bis in die Regionalligen übertragen wird – aber keine Handball-WM, keine Schach-WM und kein Olympia, immerhin eine festgefügte Tradition der Zuschauer?

Olympia-TV ist nur insofern eine Frage des Geldes, als damit die Frage verbunden ist, für welchen Sport ARD und ZDF ihre Sportrechte-Etats aufwenden. Klare Antwort: für Spitzenprofisport. Das Zweite überträgt seit mehreren Saisons die Fußball-Champions-League; diese Live-Abende haben das ZDF zum nachfragestärksten Programm in Deutschland gemacht. Das war nur zu schaffen, weil der Sender die private Konkurrenz im Bieterwettbewerb ausgestochen hat. Nichts anderes gelang und gelingt der ARD bei der Bundesliga. Für die vier Spielzeiten ab 2017 / 18 wird jährlich die Rekordsumme von 119 Millionen Euro überwiesen. Es gab mal Jahre ohne Bundesliga-„Sportschau“, da rollte der Ball in „ran“ bei Sat 1. Die Sendung war nicht schlechter als die ARD-Berichterstattung, und mehr Werbeunterbrechungen waren beim Privatprogramm auch nicht zu sehen, als in der „Sportschau“ heute. Fußball ist der Gleichmacher im Fernsehen.

Fußball ist das teuerste Fernsehen

Geld mal Fußball mal Quote: Nach dieser Formal deklinieren ARD und ZDF ihren Fernsehsport durch. Wer so agiert, der muss bei den von Discovery aufgerufenen Summen für Olympia ins Hintertreffen geraten. Das Geld, das dafür ausgegeben werden müsste, wurde bereits für Fußball ausgegeben. Die Idee, den monatlichen Rundfunkbeitrag von 17,50 Euro für die teuerste Fernsehminute im öffentlich- rechtlichen Medium – das ist der Live-Sport – zu erhöhen, wäre eine Flucht aus der Entscheidung: weniger Fußball und mehr anderen Sport, beispielsweise Olympia!

Nur Fernsehen und nur die Programme auf den meistgenutzten Tasten der Fernbedienung katapultieren Bogenschießen in die Aufmerksamkeitszone von Millionen Zuschauern. Und selbst wenn keiner von denen zu Pfeil und Bogen greifen wird, so bekommt er eine tiefe Ahnung davon, wie sehr Sport Menschen begeistern kann. Wenn dem Fußball bevorzugt die telegene Fürsorge von ARD und ZDF gilt, dann geraten zwei Institutionen ins Abseits: Olympia und öffentlich- rechtlicher Rundfunk.

Und von den Paralympics war noch gar nicht die Rede.

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