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Medien: Keine Verhandlungssache

ARD und ZDF wollen auch im Internet-TV der Telekom unverschlüsselt übertragen werden

Falls bei den Tests für das neue Microsoft-Betriebssystem Windows Vista zu viele Fehler entdeckt würden, „dann werde ich den Verkaufsstart mit Freude verschieben“, sagte Microsoft-Gründer Bill Gates vor ein paar Tagen über eines der wichtigsten Zukunftsprodukte seines Unternehmens. Mit den Besonderheiten eines Microsoft-Produkts hat derzeit auch ein deutscher Konzern zu kämpfen, wenngleich die Deutsche Telekom nichts von einer Verschiebung des Starttermins für ihr neues Triple-Play-Produkt T-Home wissen will und sich auch massiv gegen Berichte verwehrt, in denen von Problemen mit dem von der Telekom verwendeten Microsoft-Programm für das Internet-Fernsehen der Zukunft (IP-TV) berichtet wird. „Von solchen Schwierigkeiten ist mir nichts bekannt“, sagte am Dienstag der für T-Home zuständige Telekom-Pressesprecher Martin Frommhold dem Tagesspiegel und betonte: „Von einem Start des kompletten T-Home-Angebots zeitgleich mit dem Beginn der neuen Bundesliga-Saison war nie die Rede. Wir haben immer gesagt, dass der Marktstart innerhalb des zweiten Halbjahres erfolgt.“

Auch wenn die Telekom mit ihrem großen Einstieg ins Mediengeschäft, den sich das Unternehmen insgesamt drei Milliarden Euro vor allem für den Aufbau des superschnellen Glasfasernetzes VDSL kosten lässt, nun nicht später als angekündigt startet, so hatten Teile des Marktes doch fest damit gerechnet. Dazu fehlen allerdings die Verträge mit ARD, ZDF und RTL. Die beiden öffentlich- rechtlichen Sendeanstalten legen großen Wert darauf, dass ihre Kanäle auch im Internet-TV unverschlüsselt zum Kunden gelangen, während die Privatsender auf eine komplette und sichere Verschlüsselung bestehen. „T-Home ist ein anspruchsvolles und komplexes Projekt“, sagt dazu Sprecher Frommhold und ergänzt, dass es sich bei der Microsoft-Software um ein internationales Programm handelt, das nun in enger Abstimmung mit dem US-Unternehmen an die Bedürfnisse in Deutschland angepasst wird. „Das erfordert schon einige Zeit.“

Mit 70 Sendern hat die Telekom bereits Verträge geschlossen, darunter sind auch Exoten wie ein Wein-TV aus Kalifornien oder ein Job-TV-Sender aus Deutschland. Zusammen mit den Kanälen von ARD, ZDF und RTL soll dann zum Marktstart die angestrebte Zahl von 100 Sendern erreicht werden.

Im Plan befindet sich der Ausbau des Glasfasernetzes, das zunächst in zehn deutschen Großstädten aufgebaut wird. Anfang August sollen 3,3 Millionen Haushalte an VDSL angeschlossen sein. Diesen Haushalten soll bis zum Bundesliga-Start auch ein Angebot für die Live-Berichterstattung von der ersten und zweiten Fußballbundesliga gemacht werden, heißt es bei T-Com. Die Telekom hat für das Angebot unter anderem die Internet-Rechte an der Fußball-Bundesliga erworben und wird die Liga zusammen mit dem Pay-TV-Sender Premiere ins Internet übertragen.

Dieses Angebot habe zunächst nichts mit dem Projekt T-Home zu tun, betonte der Sprecher. Zu den Spekulationen um den Preis für T-Home und das optionale Zusatzpaket für die Bundesliga wollte sich Frommhold nicht äußern. Das Basispaket wird nach Markterwartungen zwischen 70 und 80 Euro monatlich kosten, der Preis für die Bundesliga soll laut „FTD“ bei zehn Euro monatlich liegen, rund fünf Euro weniger als bei Konkurrent Arena. Für Branchenkenner stellt der Marktstart von T-Home für die Telekom kein Problem dar. Zwar verliere die Telekom etwas an Umsatz, aus Analystensicht sei es jedoch wichtiger, dass die Telekom T-Home als exklusives Produkt vermarkten könne und sich nicht Konkurrenten in das neue Netz drängen, das die Telekom langfristig an die Spitze des Wettbewerbs setzt.

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