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Medien: Kick it like Hayat

„Eine andere Liga“, unsentimental und gefühlvoll

Der Fußballplatz als Ort, an dem Träume wahr werden, das ist beinahe schon ein abgegriffenes Klischee. Eine junge Fußballerin, die sich in ihren Trainer verliebt, das klingt auch nicht sehr originell. Und dass die Deutschtürkin Hayat (Karoline Herfurth) mit ihrem Vater streitet, weil der ihr den Sport verbieten will, erinnert ebenfalls stark an den britischen Kinoerfolg „Kick it like Beckham“. Doch alle Vorbehalte gegen „Eine andere Liga“ sind in diesem bewegenden, glänzend gespielten Drama, dem zweiten Fernsehfilm von Buket Alakus nach „Anam“, schnell vergessen. Dass hier keine türkischen Schauspieler auftauchen, mag anfangs irritieren, aber das Motiv multikulturelle Familie spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Die 35-jährige, in Istanbul geborene und in Deutschland aufgewachsene Alakus beweist ein gutes Gespür für die richtige Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit, für Tempowechsel und die Emotionalität ihrer Figuren – eine taktische Meisterleistung. Die Regisseurin erzählt gemeinsam mit Koautor Jan Berger die Geschichte einer an Brustkrebs erkrankten jungen Frau, die ihre Leidenschaft für den Fußball nicht aufgeben mag. Bei ihrer früheren Mannschaft wurde Hayat vom Vater wegen der Erkrankung abgemeldet, also sucht sie sich Ersatz und findet ihn bei den leider weniger begabten Spaßfußballerinnen vom FC Schanze. Auch deren Trainer Toni (Ken Duken) hat offenbar alle Hoffnungen aufgegeben. Er hockt an der Seitenlinie und trinkt Bier, doch Hayat weiß seinen Ehrgeiz mit einem gezielten Schuss zu wecken. Beachtlich ist nicht nur der doppelte Übersteiger, den hier Darstellerin Karoline Herfurth („Crazy“, „Das Parfüm“) stolperfrei vorführt. Die 22-jährige Berlinerin gehört zu den aufregendsten deutschen Schauspielerinnen. Ihre Hayat ist zerbrechlich und temperamentvoll, lebenshungrig, aber zugleich durch die Krankheit verängstigt und verunsichert. Eine Brust wurde ihr abgenommen, wie soll sie da mit der langsam wachsenden Leidenschaft für den charmanten Sprücheklopfer Toni umgehen?

Besonders herzerwärmend hat Buket Alakus Hayats Beziehung zu ihrem Vater inszeniert. Baba-Can (Thierry van Werveke) vergeht fast vor Verlustangst um seine Tochter, das einzige Kind, denn bereits seine Frau, Hayats Mutter, war an Krebs gestorben. Ihren ersten Film hat Alakus ihrer Mutter, „Eine andere Liga“ hat sie ihrem Vater gewidmet. Ein kleiner Film voller großer Gefühle, zu Recht bei mehreren Festivals ausgezeichnet. tgr

„Eine andere Liga“, Arte, 20 Uhr 40

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