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Medien: Kinder und Fernsehen: Eine Frage der täglichen Dosis

Fernsehen muss Kindern nicht generell schaden. Welche Wirkungen, auch positive, das Medium auf diese Zuschauer ausübt, hängt sehr vom Umfang der Nutzung und von den Sendungen ab.

Fernsehen muss Kindern nicht generell schaden. Welche Wirkungen, auch positive, das Medium auf diese Zuschauer ausübt, hängt sehr vom Umfang der Nutzung und von den Sendungen ab. Dies sind erste Ergebnisse einer Studie, an der der Würzburger Psychologie-Professor Wolfgang Schneider, Marco Ennemoser und die Diplom-Psychologin Kathrin Schiffer arbeiten.

Die Untersuchung läuft seit 1998 mit 312 Kindern; damals ging die Hälfte von ihnen noch in den Kindergarten, die andere Hälfte besuchte die zweite Grundschul-Klasse. Inzwischen sind die Kids der Kindergarten-Gruppe in der Grundschule, die anderen sind bereits in der fünften Klasse. "Wir wollten genau hinschauen", betont Schneider den Wert einer langfristigen Studie, auf schnelle Pauschalaussagen seien die Forscher nicht aus gewesen. Ihnen ging es auch darum, den Kanon in der Forschungsliteratur zu überprüfen, wonach Fernsehen für die Entwicklung der Kleinen hinderlich sei.

Im Durchschnitt sitzen die untersuchten Kinder 70 Minuten täglich vor dem Fernseher, im Winter mehr, im Sommer weniger. Kinder, die nie fernsehen, gibt es kaum. Die Kinder wurden in drei Gruppen eingeteilt: Wenig-, Normal- und Vielseher. "Während der durchschnittliche Konsum in der Gruppe der Wenigseher etwa zwischen 15 und 30 Minuten lag", verbrachten die Normalseher rund eine Stunde, die Vielseher zwei Stunden und mehr vor dem Bildschirm. Die Folge: Die Unterschiede beim Schreib- und Lesevermögen sind zwar da, aber nicht sehr ausgeprägt - vor allem nicht zwischen den Wenig- und den Normalsehern.

Anders sieht es bei den Vielsehern aus. Kinder, die mehr als zwei Stunden täglich vor dem Fernseher saßen, konnten sich in den Tests deutlich schlechter ausdrücken und weniger Aussagen über einen zuvor gelesenen Text machen als ihre Altersgenossen, die das Medium täglich weit weniger nutzten.

Es scheint auch nicht ohne Einfluss zu bleiben, was die Kinder sehen. Schauten sie sich oft pädagogisch hochwertige Kindersendungen an, konnten sie tendenziell etwas besser lesen als jene Kinder, die sich vor allem Unterhaltungssendungen anschauten - egal ob es sich dabei um Trick- oder Actionfilme handelte.

"Es muss aber nicht die Glotze sein, die für die schwächeren Leistungen der Kinder verantwortlich ist", meinen Schiffer und Ennemoser. Möglich sei auch, dass die Kinder bereits sprachliche Defizite haben und nur das leichter zu konsumierende Medium Fernsehen als Freizeitbeschäftigung wählen.

In der Studie führten die Eltern der Kinder über das Fernseh-Verhalten ihrer Sprösslinge Tagebuch, auch die Kinder wurden darüber befragt. Immer wieder wurde im Kindergarten und in der Schule überprüft, wie gut oder wie schlecht die Kleinen schreiben und lesen können.

jbh

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