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Medien: Köln und Klum

ARD verwehrt Berlin WM-Zentrale und holt Model

Eigentlich sollte das wichtigste Fernsehstudio während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 am Brandenburger Tor stehen – doch nun hat Berlin eine Absage erhalten. Die ARD wird während der Fußball-WM vom 9. Juni bis zum 9. Juli kommenden Jahres ihre Produktions- und Redaktionszentrale beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln etablieren.

Ulrich Deppendorf, Fernsehdirektor und WM-Koordinator beim federführenden WDR, sagte dem Tagesspiegel: „Die Intendanten der ARD haben sich gegen Berlin ausgesprochen. Der von WDRChef Fritz Pleitgen, SWR-Intendant Peter Voß und von mir unterstützte Vorschlag für eine ARD-Zentrale in Berlin fand keine Mehrheit.“ Die übrigen ARD-Chefs bevorzugen ein dezentrales Konzept, also eine stärkere Betonung aller WM-Standorte und damit der eingebundenen Landessender. Deppendorf betonte, für den Beschluss haben neben den „sehr guten Bedingungen beim WDR in Köln, zum Beispiel durch das ,Sportschau-Studio’ auch „finanzielle Aspekte“ den Ausschlag gegeben. Der WM-Beauftragte der Stadt Berlin, Jürgen Kießling, bedauerte die Entscheidung. „Wir haben vor einigen Tagen davon erfahren; es ist sehr schade.“

Laut Deppendorf hätte die ARD in Berlin auf dem Pariser Platz ein großes, gläsernes WM-Studio errichten können – trotz der vielen Baustellen, die es während des Turniers in der Innenstadt geben wird. „Der Senat hatte uns diesen Standort zugesagt“, sagte Deppendorf.

In Zusammenarbeit mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg sind jetzt andere Standorte für Produktion, Berichterstattung und fürs Publikum während der Fußball-WM geplant. Die ARD wird aus den Quartieren der deutschen Nationalelf im Schlosshotel Grunewald und des Fifa-WM-Organisationskomitees im Hotel Adlon berichten, sowie von den Großbildleinwänden, vor denen sich viele zehntausend Fans versammeln werden, um gemeinsam Fußball zu gucken. Dafür ist in Berlin bislang der Spreebogenpark am Regierungsviertel vorgesehen. Die Gesamtkosten für die WM-Aktivitäten der ARD bezifferte Ulrich Deppendorf auf „einen zweistelligen Millionenbetrag“.

Was davon das Model Heidi Klum bekommen wird, wollte Deppendorf nicht preisgeben. Auf jeden Fall soll Klum für die ARD arbeiten: „Wir haben mit ihr in Los Angeles gesprochen, und sie ist bereit, an der ARD-Übertragung der Auslosung für die sechs WM-Gruppen als Co-Moderatorin mitzuwirken.“ Die Auslosung wird am 9. Dezember auf dem Leipziger Messegelände stattfinden; erwartet werden mehr als 1000 Medienvertreter. Neben Sportreporter und Moderator Reinhold Beckmann soll Klum in der weltweiten Fernsehübertragung durch die Veranstaltung führen. Deppendorf sagt, „die Fifa hat darum gebeten, dass neben einem bekannten deutschen Reporter ein internationaler Star durch die Sendung führt“. Dazu käme, dass die Veranstaltung auf Deutsch und auf Englisch bestritten wird – „und Heidi Klum spricht als Top-Model selbstverständlich fließend englisch“. Wie Deppendorf sagte, bleibt Klums Auftritt in der ARD am 9. Dezember eine „absolute Ausnahme: Während der WM-Übertragungen wird Frau Klum nicht für uns arbeiten.“

Die Planungen der anderen Sender, die die 64 WM-Spiele übertragen, sind für Berlin weniger spektakulär als die der ARD. Das ZDF wird am Potsdamer Platz sein traditionelles WM-Studio einrichten. Premiere hat sich noch nicht offiziell entschieden, doch aus „Logistikgründen“, wie es intern heißt, mache ein Umzug in die Hauptstadt wenig Sinn. „Da müssten wir allein fünf LKWs an Technik hochtransportieren“. Der Sender wird seine Zentrale bei München nutzen und in Berlin wohl nur ein kleines Studio bauen – ebenso wie RTL, das acht WM-Spiele überträgt und somit vor allem aus Köln agiert. „Berlin bleibt dennoch eines der größten Medienzentren“, sagt Berlins WM-Beauftragter Kießling. Auf dem Maifeld ist für Journalisten eine Zeltlandschaft von 5500 Quadratmetern vorgesehen.

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