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Medien: Krach und Kuscheln

Gerhard Delling verteidigt Marcel Reif gegen den FC Bayern

GERHARD DELLING, 44, ist Sportchef des NDR. Zusammen mit Günter Netzer kommentiert er in der ARD Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft. Mit Gerhard Delling sprach Joachim Huber. Foto: NDR

Die „Abteilung Attacke" des FC Bayern München ist sauer auf PremiereKommentator Marcel Reif, er sei „unerträglich“. Das erinnert an die Völler-Attacke auf Günter Netzer und Sie nach dem Island-Länderspiel. Der „unerträgliche Reif“ – eine unerträgliche Äußerung?

Marcel Reif kommentiert ja schon seit vielen Jahren, zu Recht preisgekrönt. Deswegen finde ich es schon komisch, dass ein Kommentator plötzlich nicht zu ertragen sein soll. Es hat sich absolut nichts daran geändert, dass Reif vom Fußball und vom Kommentieren sehr viel versteht.

Wollen die Manager einfach Jubel ohne Ende?

Als Sportler habe ich mich auch über Kritik geärgert, am meisten, wenn sie zutraf. Wichtig ist, dass diese Kritik fundiert ist, vor allem in diesem Beruf des Kommentators darf sie nicht unter der Gürtellinie sein.

Nimmt das Kommentatoren-Bashing zu?

Das ist eine Wellenbewegung. Mein Lehrherr Armin Hauffe, der hat die schlimmsten Beschuldigungen von Vereinen einstecken müssen – und hatte allerdings ganz anders in die verbale Kiste gelangt. Dagegen sind wir Sportjournalisten heute Waisenknaben. Dann gab es wieder eine Kuschelphase. Wichtig ist, dass ein Kommentator seiner Linie treu bleibt und weder beim Hurra- Schreien noch beim Pfui übertreibt.

Gibt’s ein Dellingsches Hausrezept, wie man mit Kommentatoren-Schelte umgeht?

Wenn man als Sportreporter fit ist und ein bisschen über die Schelte nachdenkt, dann wird man auch da nicht überreagieren, sondern die Angelegenheit für sich bewerten – und hoffentlich seiner Linie treu bleiben.

Denkbar ist auch: Der Manager haut auf die Pauke, damit die Fans massiv werden.

Es gibt sicher Trittbrettfahrer. Das ist heute gefährlicher als früher. Durch die Massenmedien bekommt jede Äußerung ein sehr viel lauteres Echo. Wenn Bayern-Manager Hoeneß heute einen Spruch raushaut, dann erreicht er viel mehr Leute als vor 20 Jahren.

Ein Verdacht bleibt: Hin und wieder wird auf offener Bühne gestritten, und dann, im Hinterzimmer, wird’s wieder intim.

Ich kann mir vorstellen, dass der Verdacht hin und wieder zutrifft.

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