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Andreas Hoppe hat im "Tatort – Hauch des Todes" seinen 40. Fall als Kommissar Mario Kopper, Ulrike Folkerts spielt zum 50. Mal Lena Odenthal. Seit 1996 ist Hoppe als Odenthals Kollege, Freund und Mitbewohner dabei.

© SWR

Krimi aus Ludwigshafen: "Bei uns war’s nicht immer harmonisch"

Die Sommerpause ist vorbei, ab Sonntag gibt's neue "Tatort"-Folgen. Den Auftakt macht das Team aus Ludwigshafen. Vorab ein Interview mit Schauspieler Andreas Hoppe über Wohnen mit Ulrike Folkerts, "Tatort"-Kommissare und Biolandhöfe.

Herr Hoppe, wir sind hier im Biergarten. Wie wär’s mit einem Leberkäse?

Ne, das war einmal. Auch die Lust auf Junkfood. Mein Fleisch suche ich mir heute ganz genau aus.

Ökologisch korrekt, Sie haben da ja jüngst ein Buch geschrieben …

… genau, „Allein unter Gurken – Mein abenteuerlicher Versuch, mich regional zu ernähren.“

Ein seltsamer Titel.

Finden Sie? Ich bin schon länger in Mecklenburg-Vorpommern auf dem Land unterwegs. Mit dem Buch und meiner Co-Autorin Jacqueline Roussety war ich den ganzen Sommer auf Lesereise. Auf Biolandhöfen haben wir über CO2-Ausstoß oder Milchhaltung diskutiert. Alle schreien Bio, und keiner weiß, was das heißt. Wir wollen die Käufer aufklären, auf amüsante Weise.

Auf das Thema bewusste Ernährung wäre man nicht unbedingt gekommen, wenn man sie nur vom „Tatort“ her kennt, als Kommissar Mario Kopper.

Ja, da habe ich in 14 Jahren einiges in mich hineinschaufeln müssen. Es gab einen Punkt, wo Kopper nur noch gegessen hat und schlechte Witze erzählen musste. Gruselig. Das war mir zu blöd. Das ist besser geworden, auch mein Anteil an den Fällen.

Am Sonntag lösen Sie im Ludwigshafener „Tatort“ als Kopper den 40. Fall. Ulrike Folkerts spielt zum 50. Mal Lena Odenthal.

Ja, erschreckend nicht? Das geht so schnell. Aber diesmal ist es wirklich klasse geworden. Und das sag’ ich bestimmt nicht bei jeder Ausgabe.

Eine junge Frau liegt tot am Hafen, vergewaltigt, erstickt. Kopper erinnert sich an einen ähnlichen Fall in Mannheim, an eine alte Liebe. Im „Tatort“ gibt es ja immer mehr auch private Geschichten der Ermittler, nicht nur diese ewige Frage: „Wo waren Sie gestern zwischen neun und zehn?“

Diese Frage kann ich ja auch auf verschiedene Weisen darstellen. Wir haben im „Tatort“ eine ganz gute Mischung. Man darf durchaus mal einen richtigen Krimi machen. Da brauch’ man nicht so viele Ermittler-Schmonzetten. Natürlich möchten wir Schauspieler verschiedene Farben drin haben. Aber im Krimi nur noch Privatleben erzählen, nein, das muss ich nicht haben.

Sie haben 1996 im „Tatort“ angefangen. Stimmt es, dass Odenthals neuer Partner eigentlich „klein und kraftlos“ sein sollte?

Stimmt, vom Rollenprofil passte ich da gar nicht. Sie hatten mich damals eingeladen, nach dem Casting aber abgesagt und mir eine Bösewicht-Rolle für den nächsten „Tatort“ angeboten. Auch fein. Ich hatte ja zehn Jahre Theater gespielt, ein gewisses Selbstbewusstsein. Drei Monate später dann ein Anruf: Sie würden doch gerne mit mir.

Das adelt: Ein „Tatort“-Kommissar.

Na, das weiß ich heute gar nicht mehr so genau. Bei der Fülle an Krimiformaten im Fernsehen. Die vielen Wiederholungen, der „Tatort“ ist schon ein bisschen alltäglich geworden. Früher war das noch etwas Besonderes.

Besonders ist auch Ihre Größe. Ulrike Folkerts und Sie scheinen beim Dialog manchmal gar nicht in ein Bild zu passen.

Ich musste mich oft kleiner machen in den 14 Jahren. Irgendwann habe ich mich gewehrt, gesagt: Ich mach’ keinen Rundrücken mehr. Dann tut’s bei Ulrike auch mal ’ne Bananenkiste.

Wie bei Humphrey Bogart früher?

Genau.

Sie kannten Ulrike Folkerts bereits von der Schauspielschule in Hannover. War das ein Vorteil für den gemeinsamen Job?

Na ja, du musst schon zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein. Es ist aber sicher ein Vorteil bei der Arbeit, dass wir uns gut kennen, sehr vertraut miteinander umgehen.

Gab’s nie Krach?

Doch, auch bei uns war es nicht immer harmonisch. So viel wie wir uns sehen, bei drei „Tatort“-Drehs im Jahr ist das ja fast wie in jeder Beziehung.

Kopper muss mit Lena Odenthal in einer WG leben – einzigartig unter deutschen TV-Kommissaren. Wie tauglich ist das?

Während der Schauspielschule in Hannover haben Ulrike Folkerts und ich nebeneinander gewohnt. Wahrscheinlich würde ich Ulrike in einer WG heute mit Ernährungstipps nerven.

Kopper und Odenthal sind ja beide „Hauptkommissare“, also quasi gleichberechtigt.

Steht das so da?

Ja, im ARD-Heft. Und trotzdem hat man als Zuschauer den Eindruck, die Odenthal stehe stets weiter vor.

Das war und ist der Lena-Odenthal-„Tatort“. Das musst du irgendwann mal locker sehen. Ich bin 1996 dazu gekommen. Das hat sich gut entwickelt. Vielleicht gibt’s mal die Idee für ein neues Format, wo ich einen Assistenten habe.

In München ist der dritte Kommissar Michael Fitz ausgestiegen, weil ihm die Dynamik neben den Hauptkommissaren Batic und Leitmayr nicht mehr gefallen hat.

Ich hatte auch schon Momente, wo ich gedacht habe, dann geh’ ich halt. Aber wie gesagt: Da haben sich Redaktion und Autoren für Kopper was einfallen lassen.

Der „Tatort“ bemüht sich immer wieder um gesellschaftlich relevante Themen. Kann der „Tatort“ die Welt verändern?

Wir wollen das Format für bestimmte Diskussionen nutzen. Ulrike Folkerts und ich kämpfen da um Bücher und Themen. Der „Tatort“ hat die Chance, schnell auf bestimmte Themen zu reagieren. Wir liegen ganz gut mit Themen wie Sterbehilfe, Abzocke beim Discounter, verseuchte Blutkonserven, der Ehrenmord.

Viele Serienermittler beklagen, dass ihnen zu wenig andere Rollen angeboten werden, auch vom eigenen Sender.

Ach ja, eine gute, schnelle Komödie, in Richtung Peter Sellers, das würde mich locken. Man sieht bei den Privaten sehr deutlich, wie stark die ihre Leute featuren. Aber wie soll man das einfordern? Außerdem habe ich ja meistens drei, vier andere Produktionen im Jahr neben dem „Tatort“. Da ist dann auch schon mal ein Low-Budget-Projekt fürs Kino dabei.

In der Liste der beliebtesten „Tatort“-Ermittler stehen Kopper und Odenthal auf Platz Sechs. Da ist noch Luft nach oben.

Solange es gut ist, bleiben wir dabei (lacht). Vielleicht ermitteln Ulrike und ich auch im Ruhestand, mit grauen Haaren, aus der Senioren-WG.

Das Gespräch führte Markus Ehrenberg.

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