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© NDR Presse und Information

Krimi für Kinder: Klassenziel Verbrecherjagd

Nach dem Vorbild von „24“ zeigt der Kinderkanal eine Krimiserie. Drehort ist eine Schule in Berlin

Die Kleinen zeigen den Großen, wie es geht, denn während reichweitenstarke Sender wie das Erste und RTL erneut eine Telenovela oder die siebte Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ auflegen, zeigt sich der Kinderkanal einmal mehr innovativ: „Allein gegen die Zeit“ heißt die 13-teilige Serie, die von diesem Mittwoch an im Kika ausgestrahlt wird und künftig von montags bis donnerstags läuft. Sie soll die 10- bis 13-Jährigen locken, die zwar zur Zielgruppe des Kinderkanals zählen, sich aber lieber „erwachsene“ Programme anschauen. In dieser Altersgruppe ist alles verpönt, was den Begriff „Kind“ beinhaltet. „Allein gegen die Zeit“ hat jedoch das Potenzial, diese Zielgruppe zu begeistern. Die Serie ist ein TV-Thriller und beinhaltet Qualitäten, die auch deutlich ältere Zuschauer zu fesseln vermag.

Als Vorbild diente die US-amerikanische Serie „24“, in der Kiefer Sutherland einen gehetzten Agenten namens Jack Bauer darstellt. Seit September 2003 läuft die Reihe im deutschen Fernsehen, zunächst bei RTL 2, und seit der sechsten Staffel auf ProSieben. Die Handlung läuft in Echtzeit ab, jede Sendeminute lässt sich dramaturgisch mit einer realen Minute gleichsetzen. Zudem zeigen teilweise sogenannte Split-Screens parallele Handlungen, wodurch sich das Gefühl des Zeitdrucks verstärkt. „Allein gegen die Zeit“ übernimmt diesen Inszenierungsstil von „24“.

Im Mittelpunkt der Serie steht ein Berliner Schülerteam, das sich gegen eine technisch gut ausgestattete Gangstertruppe behaupten muss. Die im Stil einer Kampfgruppe agierenden Verbrecher riegeln die Schule von Jonas (Timmi Trinks), Leonara (Janina Fautz), Özgür (Ugur Ekeroglu) und Sophie (Ruby O. Fee) durch Alarmanlagen ab. Gleichzeitig nehmen sie den Vater von Ben Brehmer (Timon Wloka) als Geisel. Denn Herr Brehmer (Peter Lohmeyer) ist nicht der Lehrer, für den er sich ausgibt. Er ist Wissenschaftler und hat eine Erfindung gemacht, hinter der ein skrupelloser Großunternehmer (Ralf Herforth) her ist. Dessen Bühne ist eine gleichzeitig zur Geiselnahme stattfindende Konferenz von Staatschefs …

Eine flexible Handkamera, gerissene Schwenks und schnelle Zooms halten die Zuschauer in Atem. Während der Dreharbeiten waren stets zwei Kameras gleichzeitig im Einsatz. Dazu unterstützt das wiederkehrende Motiv einer Uhr die ständig präsente Unruhe. Man habe die TV-Produktion „filmisch erzählen“ wollen, erklärt Regisseur Stephan Rick den Einsatz der Kameras. Gefilmt wurde in der Friedrich-Bergius-Oberschule in Berlin-Friedenau. Eine Folge von 25 Minuten entspricht einem Zeitraum von einer Stunde. Da die gesamte Geschichte linear erzählt wird, spielt sie sich in 13 Stunden ab. Mehr als ein Dutzend Folgen sind deutlich spannender als jeder Freitagabend-Krimi im ZDF – entsprechend spät liegt auch der Sendezeit um 20 Uhr 15 Uhr, wenn jüngere Kinder nicht mehr vorm Fernseher sitzen sollten.

Die Mischung aus Fiktion und Realität, der Mix aus Spannung, Humor, erster Liebe und Konkurrenz ist der Zielgruppe angemessen, wirkt aber nicht aufgesetzt. Gewalt ist weniger in handgreiflichen Szenen präsent als in Form von ständiger Bedrohung. Angelika Paetow, Chefin des NDR-Ressorts „Kinder & Familie“, sieht darin eine realistische Auseinandersetzung mit der Erfahrungswelt von Heranwachsenden. „Allein gegen die Zeit“ wurde unter ihrer Leitung über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren produziert. Die Möglichkeit, die Serie jeweils vier Tage hintereinander im Abendprogramm im Kika zeigen zu können, sieht sie als „Experimentierfeld“. „Kinderprogramm muss innovativ sein“, sagt sie.

Von solchen Experimenten sind die Großen zurzeit weit entfernt. Jan-Rüdiger Vogler

„Allein gegen die Zeit“, 20 Uhr 15, Kika

Jan-Rüdiger Vogler

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