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Die ZDF-Kommissare vom Berliner Vermisstendezernat, dargestellt von Jasmin Tabatabai (v.l.n.r.), Susanne Bormann, Florian Panzner und Hans-Werner Meyer.

© ZDF/dpa

Krimi: Vermisst in Berlin

Doppelter Boden: Für eine ZDF-Miniserie mit Hans-Werner Meyer und Jasmin Tabatabai lässt Autor Orkun Ertener ein Kommissariat „Die letzte Spur“ suchen.

Rund 5000 Menschen verschwinden jedes Jahr in Deutschland, die meisten nur für wenige Tage, doch in einigen Fällen fehlt trotz aller Bemühungen jede Spur. Das Fernsehen nähert sich diesem Thema derzeit auf zwei Arten: Unter dem Titel „Bitte melde Dich“ schickt Sat 1seit März Julia Leischik auf Vermisstensuche. Ihr Einsatzgebiet reicht in diesem als Real-Life-Doku bezeichneten Format bis nach Chile, Jamaika und in die USA. Auch im ZDF geht es um vermisste Menschen, allerdings rein fiktional. „Die letzte Spur“ heißt die zunächst sechsteilige Krimiserie, die der Mainzer Sender an diesem Freitagabend startet.

Idee und Konzept zu der neuen Serie stammen von Orkun Ertener, der besonders mit der ZDF-Reihe „Kriminaldauerdienst“ auf sich aufmerksam gemacht hatte. Weil aber die Quoten unter den Erwartungen des öffentlich-rechtlichen Senders blieben, wurde die Serie trotz exzellenter Kritiken nach der dritten Staffel mit der Begründung abgesetzt, sie sei auserzählt. Dem ZDF ist Ertener dennoch erhalten geblieben.

Wenn es gilt, die letzte Spur eines Vermissten nicht erkalten zu lassen, verzichtet im ZDF-Krimi das Team des Vermisstendezernats des Berliner Landeskriminalamtes auf jedes freie Wochenende. Vermisste Kinder oder ein verschollener Papa zählen eben mehr als die eigenen Kinder, die ihren ermittelnden Vater vermissen. In „Die letzte Spur“ wird jede Vermisstenmeldung ernst genommen.

Die Vermisstenfälle selbst decken das gesamte dramaturgisch interessante Spektrum ab: Tötungsdelikte, Entführungen, Betrügereien sind das täglich Brot für das Team von Kriminalhauptkommissar Radek (nüchtern professionell dargestellt von Hans-Werner Meyer) und seiner kinderlieben Kollegin Mina Amiri (Jasmin Tabatabai). Wichtig war dem Autorenteam um Orkun Ertener der „doppelte Boden“ ihrer Geschichten, dass nichts so ist, wie es scheint. In der ersten Folge hat man des Guten dabei etwas zu viel getan, die Doppelbödigkeit droht zum Irrgarten zu werden, in dem sich der Zuschauer in der gedrängten Zeit des 45-Minüters verlaufen kann.

Im ersten Fall wird Bert de Vries (Marcel Hensema) vermisst, der von einem Besuch im Baumarkt nicht zurückkommt. Die Begleitumstände sind durchaus verdächtig: Noch kurz zuvor hatte er mit seiner hochschwangeren Lebensgefährtin Karin (Annika Blendl) das Kinderzimmer für den erwarteten Nachwuchs hergerichtet. Weil die Farbe ausgegangen ist, fährt Bert mit Hund und der Tochter seiner Freundin zum Baumarkt. Das Mädchen wird zur Aufbewahrung abgegeben, der Vater bleibt auch Stunden noch verschollen. Zuvor war Bert mit dem Ex von Karin, die nun Schlimmstes vermutet, böse aneinandergeraten. Die erste Bewährungsprobe für das Vermisstendezernat nimmt seinen Lauf. Zum Team gehört zudem die toughe Jungkommissarin Sandra Reiß (Susanne Bormann), die wenig erfreut darüber ist, dass ihr Ex Daniel Prinz (Florian Panzner) die Einsatzgruppe verstärken soll. Das Zwischenmenschliche kommt somit nicht zu kurz.

Ein Versprechen gibt Erteners Miniserie: Auch wenn nicht jede Folge ein Happy End hat, so finden die Ermittler doch immer genügend Spuren, um den Angehörigen zumindest Gewissheit über das Schicksal des Vermissten zu geben. Und dort trifft sich denn auch die ZDF-Krimiserie mit Julia Leischiks Vermisstensuche auf Sat 1.

„Die letzte Spur“, ZDF, 21 Uhr 15

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