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Der Wert der Medien in der digitalen Gesellschaft, darüber sprach RTL-Chefin Anke Schäferkordt zur Eröffnung der 31. Medientage München.

© Georg Hochmuth, dpa

Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Schäferkordt kritisiert Geflecht von Politik, Gremien und Sendern

RTL-Chefin Anke Schäferkordt kritisiert die Marktverzerrung durch öffentlich-rechtliche Sender. In München wird über die Zukunft der Medien und die übermächtige Internet-Konkurrenz diskutiert.

Wenn in den vergangenen Wochen über die Zukunft der Medien diskutiert wurde, dann zumeist mit Blick auf die öffentlich-rechtlichen Sender. Die private Konkurrenz wurde mitunter vergessen. Anke Schäferkordt, Chefin der RTL-Mediengruppe, forderte bei der Eröffnung der Medientage München am Dienstag ein klares Bekenntnis der Politik zum privaten Teil des dualen Systems. „Die Marktverzerrung durch mehr als acht Milliarden Euro für ARD und ZDF muss endlich eingedämmt werden“, sagte Schäferkordt. Allerdings hätten die vergangenen Wochen gezeigt, dass die Verflechtung von Politik, Gremien und Anstalten noch immer sehr eng sei. Niemand traue sich an wirkliche Veränderungen heran.

"Spitze der Wettbewerbsverzerrung"

Die öffentlich-rechtlichen Sender sollen künftig größere Freiheiten für ihre Internetaktivitäten bekommen. Damit erhielten die Sender den Auftrag, „mit Beitragsgeldern die amerikanischen Plattformen durch kostenloses Zurverfügungstellung originärer Produktionen zu stärken, während die privaten Medien mit diesen Plattformen über tragfähige Geschäftsmodelle verhandeln. "Hut ab vor dieser Spitze der Wettbewerbsverzerrung!“, ärgerte sich die RTL-Chefin.

„Wo Werte geschaffen werden, muss auch Wertschöpfung möglich sein“, forderte Schäferkordt weiter. Benötigt würden faire Rahmenbedingungen sowohl in Deutschland als auch in Europa. Schäferkordt kritisierte dabei die EU-Privacy-Verordnung, die mit den vorgesehenen Datenschutzregeln vor allem den US-Internetunternehmen zugute kommt. Die deutsche Medienbranche forderte die RTL-Chefin auf, in Inhalte zu investieren, das Vertrauen in die journalistischen Angebote zu stärken, technologische Entwicklungen aktiv anzugehen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln sowie Partnerschaften und Allianzen neu zu denken. Nur so könne dem Ungleichgewicht gegenüber Internetkonzernen wie Google, Facebook und Amazon begegnet werden. Von der deutschen Politik erwartet sie dabei unter anderem ein Update des Medienkonzentrationsrechts, zudem müssten weitere Werbeverbote vermieden werden.

"Wie ein Film von Oliver Stone"

Die Medientage München stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Media, Trust, Machines – Vertrauen in der neuen Mediengesellschaft“. Klingt wie ein Film von Oliver Stone, wie Klaas Heufer-Umlauf, der Moderator des Eröffnungspanels meinte. An dem Branchentreffen werden bis Donnerstag über 400 Referenten und bis zu 6000 Besucher erwartet.

Die bayerische Medienministerin Ilse Aigner (CSU) plädiert dafür, den Qualitätsanspruch der Medien hochzuhalten. „Wenn Social Bots Meinung machen, kann das zur Gefahr für Demokratie werden. Hate Speech und Fake News erhalten durch Digitalisierung größere Reichweite.“ In den Sozialen Medien werde den Menschen oft eine Scheinwirklichkeit vorgegaukelt. „Dagegen hilft nur, die Medienkompetenz der Nutzer zu fördern. Und der Qualitätsjournalismus muss in der Sache dagegenhalten.“ Übertreibung, Zuspitzung und Generalisierung seien der falsche Weg, sagte die Medienministerin.

Die Zeit, die Menschen mit dem Medium Fernsehen verbringen , wird in Zukunft möglicherweise noch größer. Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter denkt dabei an selbstfahrende Autos. „Wenn die Fahrzeit zur Freizeit wird, wird der Fahrersitz zur Fernsehcouch“, sagte Ametsreiter. Der Fahrer werde künftig dann viel Zeit zur Nutzung von Medien haben. Vor allem die Videonutzung werde weiter steigen, sagte Ametsreiter und hofft: „Das Handynetz wird zu einem ganz eindeutigen Videonetz.“

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