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Medien: Kritisch gesehen: Von allem zu viel

Dune - Der Wüstenplanet. Pro 7.

Dune - Der Wüstenplanet. Pro 7. Wie entsteht eine "fantastische Sternensaga"? Ganz einfach, man plündere die magisch-mythische Weltliteratur von Bibel über Gilgamesch, antike Dramen bis hin zur Nibelungensage, ergänze sie mit epischer Kinotradition - Western, Kung Fu, Mantel & Degen -, und schon ist sie fertig, die fremde Galaxis mit den tief vertrauten, aus dem Shakespeareschen Universum ins Triviale abgestürzten Figuren. Wenn dann noch genügend Geld da ist für opulente Ausstattung und haufenweise special effects, kann nichts mehr schiefgehen. Oder doch?

Wenn das Licht so magisch blau oder rot oder sandgold auf die Gesichter fällt, wenn die blauen Kontaktlinsen nur so glühen, wenn Kinnbacken männlich mahlen und kein einziges Lächeln das harte Leben der Wüstenbewohner erhellt, hat Schauspielkunst vor lauter Deklamieren und malerischem Rumstehen keine Chance mehr. Wenn Paläste in schrägem Art Deco einfach durch die Gegend fliegen, insektenähnliche Flugobjekte zum Angriff surren, riesige Würmer aus der Geisterbahn als Panzer dienen, geht die Übersichtlichkeit der mittelalterlich intergalaktischen Machtkämpfe im Sande des Wüstenplaneten baden. Und wenn sich Hände recken, Männermassen den Namen des Messias brüllen und der schließlich seine Mutter anraunzt: "Ich bin mehr als dein Sohn. Ich bin der Herr des Schicksals", steigen ungute Gefühle auf.

Steht da der Faschismus wieder auf - rein fiktiv natürlich? Oder ist der Gute doch nicht gut, sondern ein bisschen böse? Das Ganze also eine höchst subtil gestrickte Mahnung vor dem Festhalten an Führer-Mythen? Keine Sorge. Ist ja alles bloß Fantasy, ein riesiger, teurer, bunter Luftballon, der sich selbst die Nadel setzt.

Mechthild Zschau

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