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ARD-Vorstadtweiber: Caro (Martina Ebm) und Hadrian Melzer (Bernhard Schir) haben keine finanziellen Probleme, dafür klappt es mit ihrem Sexleben nicht mehr.

© ARD/ORF/MR Film/Petro Domenigg

KRITISCH gesehen: "Vorstadtweiber": Bussy Baby

Verzweifelte Frauen zwischen schicken Kleidern und schönen Autos, darum geht es in der Serie "Vorstadtweiber" genauso wie bei den "Desperate Housewives". Doch an das US-Vorbild kommen die Österreicher nicht heran. Eine Kritik.

Vorstadtweiber – ARD, Dienstag, 20 Uhr 15. Böses Fernsehen? Das können Österreicher besser. Das hat auch der Tagesspiegel schon öfter geschrieben, angesichts von so manchem Wiener „Tatort“, mancher Ösi-Serie in der jüngeren Vergangenheit („Braunschlag“!, „Altes Geld“!). Was die ARD allerdings an dem Format „Vorstadtweiber“ findet, bleibt auch nach Ansicht und Start der zweiten Staffel ein Rätsel. Wer das noch nicht gesehen hat: Es geht um eine Gruppe von Geschäftsmännern, Lobbyisten und Politikern, die mit mehr oder weniger legalen Mitteln versuchen, ihr schönes Leben zu finanzieren. Das Sagen haben, man ahnt es, die Frauen hinter ihnen.

Gelangweilt ziehen sie die Fäden und lassen sich dabei von finanziellen Sorgen, Ehekrisen, Sex-Flauten und ungewollten Schwangerschaften vorantreiben. Die naive Maria Schneider (Gerti Drassl), die ungewollt schwanger wird, die coole Waltraud Steinberg (Maria Köstlinger), die von dem minderjährigen Sohn Maria Schneiders ein Kind erwartet, die junge Caro Melzer (Martina Ebm), die versucht, ihre Ehe mit einem älteren Banker mit Blowjobs aufrechtzuerhalten, Nicoletta Huber (Nina Proll), die ihr Leben nach einem Gefängnisaufenthalt in richtige Bahnen lenken möchte, die toughe Anwältin Tina (Proschat Madani), die ihr dabei hilft. Dies nur ein Auszug aus der Dramatis Personae, was sich in Folge eins zwischen Wiener Café, Schmäh und Klischee verliert.

Vom US-Vorbild weit entfernt

Zugegeben, in seinem forschen Wahn ist das konsequent. Wenn das Ganze jedoch bloß ansatzweise so unterhaltsam wäre wie das US-Vorbild „Desperate Housewives“. „Viele verzweifelte Frauen zwischen schicken Kleidern und schönen Autos“, fasst Proll den Inhalt der Serie zusammen. Ihre Kollegin erkennt Identifikationsflächen für alle Zuseher: „Ob es Schadenfreude ist oder Betroffenheit – man kennt das“, sagt Köstlinger. Welche Verzweiflung? Welche Betroffenheit? Nein, man kennt das nicht. Vielleicht ist Österreich doch weiter weg, als man denkt. Vielleicht hat ARD-Programmdirektor Volker Herres recht, wenn er über „Großstadtweiber“ sagt: „Männer haben es nicht leicht in dieser Serie, sie tun gut daran, sich in Deckung zu bringen.“

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