zum Hauptinhalt

Medien: Kritisch links – zum Tod von Erich Kuby

Wenn es im deutschen Journalismus jemanden gab, auf den das Wort vom Urgestein zutrifft, dann auf ihn. Erich Kuby war von der Stunde null an dabei, immer an exponierter Stelle, eine verlässliche Marke des kritischlinken Publizierens – und war längst schon selbst Geschichte geworden.

Wenn es im deutschen Journalismus jemanden gab, auf den das Wort vom Urgestein zutrifft, dann auf ihn. Erich Kuby war von der Stunde null an dabei, immer an exponierter Stelle, eine verlässliche Marke des kritischlinken Publizierens – und war längst schon selbst Geschichte geworden. Entlang seiner Biografie verbinden sich wichtige Stationen des Nachkriegsjournalismus. Er war Chefredakteur des „Ruf“, der legendären Nachkriegszeitschrift, schrieb – immer Aufsehen erregend – in der „Süddeutschen Zeitung“, in der „Welt“, im „Spiegel“, die längste Zeit im „Stern“, dazu Film-Drehbücher und Hör- und Fernsehpiele. Mit alledem legte er eine eindrucksvolle Spur vor allem durch die frühe Bundesrepublik: ein gewaltiger Schreiber, ein polemischer Moralist, einer von denen, die das deutsche Schicksal, sein „ärgerliches Vaterland“ – so einer seiner letzten Buchtitel –, nicht losließ.

Bei Kuby findet sich das ganze Problemsyndrom der frühen deutschen Jahre: das traumatisierende Kriegserlebnis, tief prägende Konflikte wie der Kampf um die Wiederbewaffnung – Kuby, natürlich, scharf dagegen –, die Teilung, das Wirtschaftswunder und seine Folgen, die „Spiegel“-Affäre und die endlosen Kabbeleien mit dem und um den aufsteigenden Franz Josef Strauß. Das fand seinen Niederschlag auch in zahllosen Büchern. „Das ist des Deutschen Vaterland. 70 Millionen in zwei Wartesälen“ hieß 1957 sein Buch über das geteilte Deutschland, eines der besten in dieser Gattung, „Rosemarie, des deutschen Wunders liebstes Kind“ 1958 das über die Frankfurter Edelhure, vielleicht sein erfolgreichstes. Beide nahe am Puls des Zeitgeistes, mit Sinn für den Effekt.

Der Sohn eines Landwirts hatte noch vor dem Krieg studiert und Verlagserfahrung gesammelt. 1945 begann seine Karriere. Ein halbes Jahrhundert hat er dann mit seinem Temperament am Meinungsbild der Bundesrepublik mitgewebt, eine unnachsichtige Feder, die mit den Jahren zu einem Zeugnis aus einer anderen Zeit wurde. 95-jährig ist Erich Kuby am Sonnabend in Venedig, wo er seit langem lebte, gestorben.Rdh.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false