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Neue Rolle: Privatdetektiv Zehender (Hinnerk Schönemann, rechts) als Personenschützer für Moritz (Dennis Chmelensky) und Mathilda (Joanna Ferkic). Foto: ZDF

© Marion von der Mehden

Kult-Krimi, dritte Ausgabe: Zwischen den Fronten

Krimi grotesk: Dorfdetektiv Zehender wird Bodyguard. Wieder mal eine Paraderolle für Hinnerk Schönemann.

Finn Zehender ist der wohl unbedarfteste Privatdetektiv des deutschen Fernsehens. Selbst Observierungen von untreuen Ehemännern und -gattinen stellen den von Hinnerk Schönemann beherzt dargestellten Schnüffler vor existenzielle Herausforderungen. Als der Provinzschnüffler die entscheidende Beweisszene fotografieren will, gibt der Fotoapparat ein letztes Piepsen von sich: der Akku war nicht richtig aufgeladen. Immerhin weiß sich der Dorfdetektiv zu helfen. Flugs schneidet er das Ladekabel auf und verbindet die Drahtenden mit der Autobatterie. Schönemanns verkniffener Gesichtsausdruck nimmt es mit allen Übeln auf und macht die Krimireihe zum Kult.

Finn Zehender muss nicht wie Don Quijote gegen Windmühlen kämpfen. Doch wenn ihm gleich mehrmals hintereinander alle vier Reifen zerschossen werden, so hat er durchaus etwas von einem tragischen Helden. Zumal ihm mit Thomas Thieme als Gerhard Mühlfellner ein ansehnlicher Sancho Pansa an die Seite gestellt wurde. Der Ex-Polizist und Freund von Zehender hatte eine Kugel abgekommen, einen Kopfschuss. Mühlfellner überlebte die Verletzung, passt in seiner Verwirrtheit nun noch besser zu Zehender.

Im neuen Fall von Regisseur Markus Imboden und Autor Holger Karsten Schmidt geht es um hinterzogene Steuermillionen und spanische Kriminellen-Clans. Der Schweizer Urs Jäger (Stephan Bürgi) will auspacken, der deutsche Verfassungsschutz ist an der Liste der Steuerflüchtigen genauso interessiert wie die Organisierte Kriminalität, die die Betrüger erpressen will. Zwischen die Fronten geraten die beiden halbwüchsigen Kinder des Schweizers. Staatsanwältin Agnes Sonntag (Katja Danowski) bittet ihren Freund Zehender darum, den Personenschutz für die Kinder zu übernehmen. Den haben sie tatsächlich nötig, denn die Gangster sind bereits auf der Spur von Gothic-Fan Mathilda (Joanna Ferkic) und ihrem Bruder Moritz (Dennis Chmelensky).

Markus Imboden zitiert sich in der Krimigroteske immer wieder selbst. Agnes Sonntag, nun Staatsanwältin, war schon in „Mörder auf Amrun“ aktiv, allerdings spielte sie dort eine BKA-Beamtin, die im Einsatz ums Leben kam. Hinnerk Schönemann war 2010 ebenfalls dabei, der Film erhielt in dem Jahr den Grimme-Preis für Regie, Buch und das Darstellerteam. Das Spiel mit Zitaten geht so weit, dass sich der Regisseur in „Mörderische Jagd“ selbst als M. Imboden GmbH in die Liste der Steuerflüchtlinge hineingeschrieben hat. Aber auch sonst haben sich Imboden und Schmidt ausgiebig im Film- und Literaturbetrieb bedient. Das Killerduo erinnert an den Coen-Film „No Country for Old Men“. Sonnenbrille und schwarze Anzüge sind ihre Markenzeichen, der eine bevorzugt den Cowboy-Style, der andere trägt zur Kanone den Rosenkranz spazieren und zitiert salomonische Weisheiten. In einer Szene kommt es zwischen dem Killer und Mühlfellner zum verbalen Wettstreit. Mühlfellner schafft es dabei, mit den Buchtiteln „Niemand ist eine Insel“ und „Wem die Stunde schlägt“ Johannes Mario Simmel und Ernest Hemingway in einem Satz unterzubringen. Kurt Sagatz

„Mörderische Jagd“, ZDF, 20 Uhr 15

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