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Larry Hagman im Interview: „J.R. ist viel intelligenter als George W. Bush“

Larry Hagman hält „Dallas“ für ein wirksameres Mittel gegen Diktatoren als amerikanische Bomben.

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Sie sind in Weatherford aufgewachsen, in einem Dorf bei Fort Worth. Sie sind Texaner wie George W. Bush, vielleicht könnten Sie…

… ich bin nicht wie George W. Bush …

… aber vielleicht könnten Sie uns trotzdem seinen Charakter erklären?

Er ist eine sehr traurige Figur: ziemlich schlecht ausgebildet, aus Amerika nicht oft rausgekommen. Er führt das Land in den Faschismus.

Weiß George W. Bush, dass Sie so über ihn reden?

Ist mir egal. Er würde das Wort Faschismus auch gar nicht verstehen.

Entschuldigung, aber es klingt schon seltsam: J.R., ein erklärter Bush-Gegner.

Ich rede hier als Larry Hagman. Aber ich weiß: Man verwechselt mich immer wieder mit J.R., wogegen ich eigentlich gar nichts habe. Ich habe sogar immer wieder Angebote bekommen, für die Republikanische Partei zu werben. Klar, weil die Leute denken, dass J.R. ein Republikaner ist. Aber selbst der ist kein Republikaner, J.R. ist für jeden, der ihm Geld und Macht gibt – egal ob er weiß ist, schwarz oder Chinese.

Wie viel J.R. steckt in George W. Bush? Beide kommen ja aus der texanischen Öl-Industrie.

Bush ist nicht intelligent genug, um J.R. zu sein. J.R. war so schlau, dass er immer einen Weg fand zu gewinnen – ohne Gewalt. Jemanden umzubringen, war nicht seine Art. J.R. war smart, er ruinierte seine Gegner finanziell oder sozial, dass sie sich vielleicht wünschten, sie wären tot. Wenn dagegen George Bush den Irak angreift, kommen Zehntausende um – ohne Grund.

Sie waren in den 60ern schon gegen den Vietnamkrieg aktiv.

Ich war damals in der Peace-und-Freedom- Party, das bin ich immer noch. Wir sind nur noch zu viert. Aber während des Vietnamkriegs hatten wir eine halbe Million Mitglieder. Wir trafen uns und demonstrierten zum Beispiel in San Francisco oder Los Angeles.

Sie demonstierten: so richtig, mit großen Transparenten?

Ja, klar. Auf meinem stand: „Fuck war“. Ich übersetz’ das mal: „Bringt Euch nicht um, geht lieber miteinander ins Bett. Es macht einfach mehr Spaß.“

Maj, seine Frau, die beim Interview neben ihm sitzt, mischt sich ein. „Ich glaube, der Spruch ging: ,Make love not war.’“

Nein: Fuck. Ich mag lieber „Fuck war“.

Herr Hagman, vertreten Sie in der Irak-Frage die europäische Position: Mehr Zeit für die Inspektoren?

Ich finde, man sollte mehr Inspektoren hinschicken: 50 000 anstatt 50 000 Soldaten. Das ist meine Idee. 50 000 Inspektoren für zehn, zwanzig Jahre. Die könnten dann alles kontrollieren. Das kostet vielleicht eine Milliarde Dollar, trotzdem ist es billiger, als ein Land zu zerstören und es dann wieder aufzubauen.

In ihrer Biografie haben Sie geschrieben: „Dallas“ habe den Kommunismus mitbesiegt. Ist das als Witz gemeint?

Es ist kein Witz. Als ich vor ein paar Jahren in Rumänien war, traf ich einen Mann auf der Straße, der weinte und sagte: „J.R., du hast uns gerettet.“ Es war nämlich so: Der Diktator Ceausescu ließ extra „Dallas“ im Fernsehen laufen, um zu zeigen, wie moralisch korrupt Amerika ist. Aber die Leute sahen Autos, Kleider, die schönen Frauen. Sie wollten das auch. Und so haben sie Ceausescu aus seinem Palast gezerrt und erschossen. Here we go!

Gibt es eigentlich eine Chance, dass „Dallas“ nochmal fortgesetzt wird?

Wenn, dann als Film. Eine „Dallas“-Parodie würde ich mir sehr lustig vorstellen. Aber das werden sie nicht tun: Für die Amerikaner ist „Dallas“ sakrosankt. Wie die Sixtinische Kapelle.

Wissen Sie, was „Dallas“ so erfolgreich gemacht hat?

Nein.

Nein?

Einmal kam ein Mann zu mir, der sagte: J.R. ist wie mein Onkel. Ich glaube, jede Familie hat ihren J.R. Die Frauen wollen ihn ändern, die Männer wollen so sein wie er.

Die Schauspieler lebten über 13 Jahren eng zusammen, fast wie die echte Ewing-Familie. Gab es auch Intrigen wie bei den Ewings?

Wahrscheinlich gab es welche. Ich weiß keine. Ich habe noch immer Freunde aus meiner „Dallas“-Zeit. Patrick Duffy, der den Bobby gespielt hat, ist noch immer ein guter Freund. Ich habe gerade vergangene Woche in Texas mit ihm Enten gejagt.

Mit Linda Gray waren Sie Anfang der 90er mit dem Zwei-Personen-Stück „Love Letters“ auf Europatournee, in Deutschland waren die Säle leer.

Ja, in Zürich und Wien waren die Vorstellungen ausverkauft, aber in Hamburg und Stuttgart waren nur zehn, elf Plätze besetzt – von zweitausend. Das war schon eine demütigende Erfahrung. Man sagt, du bist einer der größten Stars der Welt, und dann kommen gerade mal zehn Leute, um einen zu sehen.

Sie sind ein bisschen sauer auf die Deutschen?

Nee. Das Problem war: Das Management hatte keine Werbung gemacht.

Frank Sinatra ist mal was Ähnliches passiert, er war stinksauer.

Ja, Frank Sinatra dachte auch, er ist Gott. Ich denke, ich bin ein Schauspieler.

Was machen Sie, wenn Sie nicht auf Promotiontour sind?

Dann sammle ich Geld für eine Organspender-Organisation. Ich bin nämlich nur noch am Leben, weil ich eine Leber gespendet bekam, und dafür bin ich sehr dankbar. Man kann nämlich auch Menschen recyceln. Wussten Sie schon, dass jeder Mensch sieben Leben retten kann? durch seine Leber, sein Herz, seine Haut …

Dann können Sie also noch sechs Leben retten.

Nein, kann ich nicht …

Maj Hagman: „… er ist schon zu sehr recycelt …“

… ich muss Medikamente wegen der Leber- Transplantation nehmen, deshalb geht das nicht. Sie wollten wissen, was Maj und ich noch machen: Wir reisen viel. Zum Beispiel vergangene Woche nach Texas.

Haben Sie dort auch so offen über Amerikas Politik geredet?

Nein, unmöglich.

Maj Hagman: „Larry hat im Flugzeug gesagt: ,Für die nächsten Tage nähst du dir den Mund zu.’“

Werden Sie eigentlich überall auf der Welt erkannt?

Überall, außer in China. Das muss man sich mal vorstellen: Da lebt eine Milliarde Leute, die noch nicht von mir gehört hat.

Kommt bestimmt noch.

Nicht mit den Kommunisten dort. Die Rumänen haben ihnen eine Lektion erteilt.

Das Gespräch führten Joachim Huber und Barbara Nolte .

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