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Live aus Berlin: Gottschalk ante portas

Der Entertainer zieht vor die Tore Berlins. Beim „Echo Klassik“ schnuppert er schon mal Hauptstadtluft und spricht im ZDF das A-Wort aus.

Thomas Gottschalk schnuppert schon mal vor. Ab Januar moderiert der 61-jährige Entertainer in der ARD eine neue Talkshow, die in Berlin produziert und Montag bis Donnerstag jeweils kurz vor der „Tagesschau“ ausgestrahlt wird. Künftig wird er also mehr Zeit in der Hauptstadt verbringen. Diese Woche sah er sich seinen neuen Wohnort genauer an.

Erst hielt er Mittwoch bei der „Goldenen Henne“ eine Laudatio auf Frank Elstner, Donnerstag traf er bei der Premiere von „4 Tage im Mai“ Samuel Koch, der in dem Film eine kleine Rolle übernommen hatte, bevor er im Dezember in Gottschalks „Wetten, dass ...?“-Show schwer stürzte. Und am Sonntag moderiert Gottschalk zum zweiten Mal die Gala zur Verleihung des „Echo Klassik“, die am Nachmittag im Konzerthaus am Gendarmenmarkt aufgezeichnet und abends vom ZDF ausgestrahlt wird.

Im Lichthof des ZDF-Hauptstadtstudios Unter den Linden wirbt er am Freitag für die Veranstaltung. Gekleidet ist er, als hätte er eine Safari unterbrochen, um aufs Podium zu kommen: Stiefel mit Leopardenflecken, braune Lederhose, T-Shirt.

„Ich freue mich, dass mir das ZDF erneut den ,Echo’ zutraut“, sagt der Entertainer, der von sich behauptet, alles wegzumoderieren, was sich ihm in den Weg stellt. Obwohl sein Herz eher Classic Rock als Klassik gehört, ist er regelmäßiger Gast in Bayreuth und Salzburg, sein Klavierspiel hat er allerdings schon früh an den Nagel gehängt. Aber: „Ich habe nie verstanden, warum man sich nur einer Musikrichtung verbunden fühlen sollte. Und beruflich, als Entertainer, öffne ich meine Arme sowieso möglichst weit.“ Er sei eben kein Intellektueller, sondern ein oberflächlicher Geselle, dem es keine schlaflosen Nächte bereite, wenn Jugendliche keine klassische Musik mehr hören.

Bei Zubin Mehta ist das möglicherweise anders. Der 75-jährige Dirigent war Generalmusikdirektor in Los Angeles und München, er steht oft am Pult der Berliner Philharmoniker – ein Vollblutmusiker. Aus den Händen von Daniel Barenboim wird er den „Echo“ für sein Lebenswerk erhalten. Der Spagat zwischen Oper und Open Air ist auch Mehta nicht fremd, 1990 dirigierte er die drei Tenöre zur Fußball-WM. Jetzt dankt er dem ZDF. Es sei ganz außergewöhnlich, wie sich das deutsche Fernsehen für Kultur und Musik engagiere – „in Italien und Spanien ist das schon längst keine Selbstverständlichkeit mehr.“

Der „Echo“ hat inzwischen 60 Kategorien, von der Sängerin und dem Sänger des Jahres über die Konzerteinspielung des Jahres für Orgel und Fagott bis zum Jury-Preis für Nachwuchsförderung. Den Vorwurf, dass der Preis dadurch verwässert und beliebig würde, lässt Florian Drücke nicht gelten. „Der ,Echo’ ist auch ein Nachwuchspreis und als solcher als Sprungbrett für junge Künstler gedacht“, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie, der den Preis vergibt. „Von solchen Impulsen leben wir – als Branche und als Gesellschaft.“

Dann das Tabu: Einer wagt, Gottschalk zu seiner neuen Sendung in der ARD zu befragen. Aber hier, in den heiligen Hallen des ZDF, darf man das A-Wort nicht mal in den Mund nehmen. Gibt es neue Details zum Konzept? Wird er an der Produktion beteiligt sein? Wird er nach Berlin ziehen, Kalifornien und sein Schloss am Rhein verlassen, um unter preußischem Himmel die Zelte aufzuschlagen? „Fragen dürfen sie alles“, sagt Gottschalk, „nur mit der Antwort wird es schwierig.“ So viel dann aber doch: Er suche einen Wohnsitz in der Nähe von Berlin – das kann ja dann nur Potsdam sein, wo sein Freund Günther Jauch schon lange lebt. „Schreiben Sie: Gottschalk ante portas.“ Eine Kollegin wüsste gerne noch mehr darüber, ob er umzieht. Was sie bekommt: einen typischen Gottschalk. „Was meinen Sie? Selbstverständlich ziehe ich mich vor der Sendung noch um.“ Udo Badelt

„Echo Klassik“, ZDF, 22 Uhr

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