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Medien: Made in Hongkong

Sekten, Samurais und schnelle Schnitte: Das ZDF zeigt acht Spielfilme aus Fernost

Die U-Bahn rast führerlos und unaufhaltsam mit 140 Stundenkilometern durch den Tunnel. Kriminelle haben den Zug samt Passagieren gekidnappt und erpressen nun den Bürgermeister. Der will die Menschen opfern – für seine Karriere. Im ersten Wagen liegt eine Bombe. Ein Kommissar springt vom Motorrad auf den fahrenden Zug auf.

Klingt nach einem amerikanischen Polit-Thriller? Doch der Held heißt hier Kim Seok-hoon. Der Film „Tube – Jagd am Limit“ (Donnerstag, 23 Uhr) ist der teuerste Film Koreas. Das sollte dem deutschen Publikum nicht vorenthalten werden, dachte die Programmredaktion im ZDF und ließ die Filme sorgfältig synchronisieren. Ab morgen zeigt der Sender vier Wochen lang und in deutscher Erstausstrahlung acht Filme aus Japan, Hongkong und Südkorea.

Asiatische Filme wie „Tiger & Dragon“ oder „House of Flying Daggers“ waren in den europäischen Kinos bereits große Erfolge. Ihre Besonderheit: Martial Arts, sehr telegen umgesetzte fernöstliche Kampfkunst. Während im europäisch- amerikanischen Kino bei Action-Szenen meist die Pistole gezückt wird, haben Helden wie Kim Seak-hoon ihr Samurai- Schwert dabei oder zumindest einen schwarzen Gürtel um ihre Hüften gelegt.

Oder sie springen vom Erdgeschoss in den vierten Stock, die Gesetze der Schwerkraft kurzerhand ignorierend. Mit einem solchen Sprung beginnt beispielsweise der Film „Fluch des dunklen Sees“ (12. August, 22 Uhr 45), der 2004 auch in deutschen Kinos lief. In zehn Metern Höhe trifft jedoch die schwebende Anhängerin der Mondsekte ein Pfeil in die Brust. Kurz darauf entbrennt ein Kampf mit dem Heer des Kaisers. Der Anführer der Sekte verflucht kurz vor seinem Tod den Ort, der sich darauf mit Wasser füllt.

Die Kampfszenen erinnern an „Matrix“, die Geschichte jedoch bleibt verschlüsselt. Und da offenbart sich die Gefahr des asiatischen Films im Westen. Während westliche Kinogeschichten meist auf der Bibel oder griechischen Mythen basieren, fehlen für chinesische oder koreanische Legenden schlicht die Verständnis-Rezeptoren. So bleiben Epen wie „Das Geheimnis des Meisters“ (27. August, 23 Uhr 50) und „Der Fluch des dunklen Sees“ eher Fans fernöstlicher Ästhetik und Experten vorbehalten.

Der moderne asiatische Film ist das Gegenteil: Schnelle Schnitte, selbstironische Dialoge, technikverliebtes Design und brisante Themen. Zum Beispiel „Showdown in Seoul“ (13. August, 23 Uhr 55) aus Japan. Der Film zeigt die Animositäten zwischen den asiatischen Nationen: Der japanische Polizist Hayase soll in Korea beim Aufklären eines Falles helfen. Dabei machen ihm weniger die Verbrecher als vielmehr der koreanische Vorgesetzte Kim das Leben schwer. Als sich Hayase in dessen Gegenwart eine Zigarette anzünden will, flammt er auf, der „Clash of Cultures“: Kim verpasst ihm einen Kinnhaken und brüllt „Hier gilt: Rauche nicht vor Älteren“. Dahinter stecken die alten Ressentiments in Korea, das zwischen 1910 und 1945 von Japan besetzt war. Doch Hayase will die Rolle als Erbfeind nicht einnehmen und hält deshalb ein Plädoyer für die Zusammenarbeit beider Länder.

Ähnlich zugänglich und spannend für westliche Zuschauer ist der Film „Infernal Affairs - die achte Hölle“ (19. August, 22 Uhr 45). Ein Hongkonger Verbrechersyndikat versucht, den V-Mann in den eigenen Reihen zu enttarnen. Die Polizeieinheit, die das Syndikat verfolgt, hat wiederum einen versteckten Agenten aus dem Syndikat unter sich. Der Wettlauf zwischen beiden Teams ist kunstvoll aufgebaut und ähnelt einem Fußballmatch, bei dem alle Spieler die gleichen Trikots tragen. Und selbst nachdem das erste Tor gefallen ist, ist der Schütze nicht enttarnt. Das rasante Drehbuch überzeugte nicht nur das asiatische Publikum, sondern auch Martin Scorsese. Zurzeit dreht er das amerikanische Remake mit Leonardo DiCaprio und Matt Damon. Asiaten sind dort wieder nur in der Nebenrolle.

Sören Kittel

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