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Atkaexpress

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Magazine: Made in German

Sie heißen "Mallorca Magazin", "Costa Blanca Nachrichten", "Deutsche Rundschau" oder "Atka-Express" - warum sich deutsche Zeitungen im Ausland kaum um Deutschland kümmern

Eigentlich sollte ein Traumstrand mit türkisfarbenem Wasser, der sich in den vergangenen Jahren vom Geheimtipp zum Massenziel gewandelt hat, Titelthema in der aktuellen Ausgabe des „Mallorca Magazins“ werden – doch dann explodierten die Bomben der Terrorgruppe ETA auf der Urlaubsinsel. Die Anschläge wurden zum Topthema des Magazins, das wöchentlich erscheint und sich an Deutsche richtet, die auf der Insel wohnen oder Urlaub machen. Nachrichten aus ihrer Heimat spielen in dem Blatt eigentlich keine Rolle – es sei denn, es gibt einen Bezug zu Spanien. So wie kürzlich, als der Dienstwagen von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt in Spanien gestohlen wurde. „Da haben wir natürlich groß darüber berichtet“, sagt Gabriele Küster, stellvertretende Chefredakteurin des „Mallorca Magazins“. Auch die „Costa Blanca Nachrichten“ auf dem Festland machten die Geschichte zu Thema.

Die beiden Zeitungen sind lediglich zwei von zahlreichen deutschen Zeitungen in Spanien. „Dort hat fast jede Region mindestens zwei deutsche Zeitungen“, sagt Björn Akstinat von der Internationalen Medienhilfe (IMH). Die Blätter sind nicht importiert, sondern werden vor Ort produziert. Deutsche Zeitungen gibt es aber nicht nur in Spanien – außerhalb von Deutschland, Österreich oder der Schweiz entstehen rund 3000 deutschsprachige Zeitungen, Zeitschriften und Mitteilungsblätter. „ Sie bieten Lokalnachrichten, Informationen darüber, was in den Vereinen vor Ort läuft und wann der deutschsprachige Gottesdienst stattfindet“, sagt Akstinat, „Informationen, die für Deutsche relevant sind und nicht über das Internet zu bekommen sind.“

Die „Allgemeine Zeitung“ (AZ) in Windhoek ist die älteste Tageszeitung in Namibia, 1916 wurde sie gegründet. „Inhaltlich konzentrieren wir uns auf die Berichterstattung aus Namibia“, sagt Chefredakteur Stefan Fischer. Die meisten Leser hätten zu Deutschland kaum noch einen Bezug, weil sie bereits seit mehreren Generationen in Afrika lebten. Nur für ein Thema interessierten sie sich überdurchschnittlich: den Sport. Darum werden jeden Montag die Bundesliga-Ergebnisse abgedruckt.

Rund 22000 deutschstämmige Namibier sind die Zielgruppe der „AZ“, die montags bis freitags mit einer Auflage von 5000 Exemplaren erscheint. „Wir profitieren von einer großen Loyalität unserer Leser, die sich den Luxus leisten, Nachrichten in Deutsch zu lesen“, sagt Fischer, „die meisten könnten auch Zeitungen in Afrikaans oder auf Englisch lesen.“ Gerne werden die Geburts-, Heirats- und Todesanzeigen gelesen. „In dieser kleinen Welt, wo jeder jeden kennt, sind diese Rubriken wichtig und die Zeitung wird deswegen gekauft“, sagt Fischer.

Eine größere Zielgruppe hat die „Deutsche Rundschau“ in Kanada mit weltweit rund 11 500 Abonnenten. Die meisten Leser leben in den USA und in Kanada, aber es gibt auch Abnehmer in Peking oder Kathmandu. „Schwerpunkt unserer Berichterstattung ist Aktuelles und alles, was deutschsprachige und deutschlernende Menschen interessiert“, sagt Chefredakteur Juri Klugmann. Anders als bei der „AZ“ wird immer wieder Bezug zur deutschsprachigen Heimat gesucht.In der aktuellen Ausgabe finden sich Artikel über den Wahlkampf in Deutschland, über Präsident Obamas Besuch in Sachsen, über eine Schrebergartenkolonie im Ruhrgebiet. Daneben eine Kolumne aus Österreich. „Heimatverbundenheit spielt sich doch nicht in der großen Politik, sondern im Lokalen wider,“ sagt Klugmann. Elf Mal erscheint die Zeitung pro Jahr – in diesem jedoch wohl einmal weniger. Wie die meisten Zeitungen bekomme auch die „Deutsche Rundschau“ die Krise zu spüren, sagt Klugmann: „Wenn Firmen am Werbebudget sparen, tun sie das zuerst bei Medien mit geringer Auflage.“

Vergleichbar sind die im Ausland erscheinenden deutschen Zeitungen kaum. So unterschiedlich wie die jeweiligen Länder sind auch die Zielgruppen. Während die „AZ“ oder das „Argentinische Tageblatt“ in Buenos Aires für dort lebende deutsche Minderheiten berichten, wendet sich der „Nordlandführer“ mit Themen aus Island und Grönland vor allem an Touristen. Und der „Königsberger Express“, herausgegeben von deutschsprechenden, russischen Journalisten, zählt auch Geschäftsleute, Sprachschüler und Germanistikstudenten zu seinen Lesern.

Ein besonderes Blatt ist der „Atka-Express“, der damit wirbt, die südlichste deutsche Zeitung zu sein, und nach eigenen Angaben mehrere tausend Leser hat. Sie erscheint kostenlos im Netz und wird von Forschern der Neumayer-Station in der Antarktis hergestellt. Gert König-Langlo vom Alfred-Wegener-Institut für Meeres- und Polarforschung ist Schlussredakteur des Blattes. „In der Antarktis sind neun Kollegen ungefähr 300 Tage im Jahr allein. Und die haben auch ein gewisses Mitteilungsbedürfnis.“

Vera Pache

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