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Trotz Schwerkraft. Im kleinen Städtchen Wayward Pines in Idaho ist alles verdreht. Matt Dillon sucht als Agent nach zwei verschwundenen Kollegen. Auf seine Fragen findet er aber kaum logische Antworten. Die erste von zehn Folgen der Miniserie „Wayward Pines“ startet am Donnerstag um 21 Uhr auf dem Abokanal Fox, zu empfangen bei Sky.

© Fox

Matt Dillon in „Wayward Pines“: „Es sind schlaue Leute, die auf gutes Fernsehen reagieren“

Hollywood erstickt in Franchise-Filmen. Warum Matt Dillon mit „Wayward Pines“ seine erste Serie dreht und wie seine Suche nach der Wahrheit in zehn Episoden so verläuft. Ein Interview.

Herr Dillon, wie schwierig ist es, Matt Dillon zu sein? Sie haben ja nie einen richtig schlechten Film gemacht …

Entschuldigung, aber ich habe erkannt, dass ich nicht für den Erfolg der Filme, die ich mache, verantwortlich bin. Grandios, zu glauben, dass ich das sein könnte. Die Wahrheit ist: Für uns Schauspieler ist es schwierig, einen guten Durchschnitt zu halten. Manchmal muss man einfach arbeiten.

Als Kinoschauspieler können Sie Ihre Sehnsucht nach Qualität, nach Authentizität immer seltener befriedigen. Heute setzt Hollywood auf Sequels, auf Fortsetzungen von Blockbustern.

Das ist einer der Gründe, warum es eine spannende Zeit für das Fernsehen ist. Im Moment vertraut Hollywood zu sehr auf Franchise-Filme. Das muss sich ändern. Es gibt Publikum, das intelligente und interessante Geschichten sehen will, die mehr Wahrheitsgehalt haben. Deswegen wird es auch eine Gegenbewegung geben.

Woher nehmen Sie diese Überzeugung?

Weil das Fernsehen so erfolgreich ist. Es sind schlaue Leute, die auf gutes Fernsehen reagieren. Das wird einen positiven Einfluss auf Filme und Kino haben.

Bei „Wayward Pines“ suchen Sie als Secret-Service-Mann Ethan nach Wahrheit.

Ethan hatte einen Unfall, deshalb ist er nicht ganz klar im Kopf. Daher die Frage, ob das, was passiert, wirklich so ist oder nur in seinem Kopf entsteht. In der ersten Episode ist Ethan in einer Art Spirale, aus der er nicht entkommen kann. Ich denke, das ist metaphorisch. Wie man im Leben immer wieder Antworten sucht, immer wieder das Gleiche macht – und aus diesem Kreislauf nicht entkommt.

Was hat das mit der Wahrheit zu tun?

Zum Beispiel diese Idee, dass diese Stadt etwas zu sein scheint, das wir als einen richtigen Ort wiedererkennen. Und dann habe ich mich selbst dabei ertappt, wie ich dachte: Wow, was ich erlebe, das erlebt auch der Charakter in der Serie, und ich habe ein neues Lieblingswort: das Erscheinen der Wahrheit. Das charakterisiert diese Serie: Es ist nicht „die Wahrheit“, sondern „das Erscheinen der Wahrheit“; und das kann eine größere Wahrheit erzeugen. Diese Stadt ist etwas, das wir als real zu erkennen scheinen, das es aber nicht wirklich gibt. Das ist zum Beispiel auch einer der Gründe, warum ich Schauspieler wurde.

Das müssen Sie erklären.

Ich habe ein Drehbuch gelesen, als ich 14 war, und dachte: Dieser Charakter ist so echt, er erinnert mich an meine Freunde, er erinnert mich an mich. Deshalb habe ich damals in Jonathan Kaplans „Wut im Bauch“ mitgespielt und mich jetzt dazu entschieden, Ethan zu spielen, weil man etwas Echtes kommunizieren kann. Ich fand, dass die Themen sich in der Serie als universaler entpuppten, als ich zu Beginn gedacht hatte. Am Ende geht es um Entertainment. Es ist ein Thriller mit Science-Fiction-Elementen.

Bei „Wut im Bauch“ haben Sie sich auf seltsame Weise was dazuverdient.

Woher wissen Sie das? Aber es stimmt. Jonathan Kaplan wollte, dass ich in die Kamera schaue und nicht überall woandershin. Und so hat er sich 20-Dollar-Noten auf die Stirn geklebt, die ich behalten durfte, wenn ich in die Kamera schaute. Ich hab nie wieder mit so einem verrückten Regisseur zusammengearbeitet.

Worauf kommt es bei der Auswahl Ihrer Rollen an?

Der Charakter muss sich über seine innere Logik erklären. Ich meine damit nicht die rationale Logik, sondern seine eigene persönliche Logik, warum er tut, was er tut. Es muss Sinn machen für die Person, die er ist. Es gibt ein Zitat von Renoir: „Jeder hat seine Gründe.“ Für mich ist das der Schlüssel. Es muss für den Charakter wahr sein und kann nicht auf dem schematischen Plan der Autoren basieren.

Denken Sie, es war nun an der Zeit, wie andere Filmstars in einer Serie zu spielen?

Ein Film hat fast immer diese dreiaktige Struktur. Beim Fernsehen gibt es keinen Anfang und kein Ende. Es geht immer um die Sachen in der Mitte. Das ist gut für meine Entwicklung als Schauspieler. Nur bitter, dass man sich für TV-Serien meist vier Jahre binden muss. Es ist schwer genug, sich einem Film zu widmen. Und dann soll man sich etwas ausliefern, von dem man nicht weiß, wie es ausgeht?

Haben Sie Lieblingsserien?

Ich bin kein „religiöser“ Seriengucker, ich schaue nicht regelmäßig „Mad Men“ oder „The Sopranos“. Wenn ich einschalte, ist das eine Art Test: Bin ich interessiert an den Charakteren und der Handlung, obwohl ich nicht weiß, was in der letzten Folge passiert ist? Ich weiß also nicht unbedingt, worüber geredet wird, und wenn ich trotzdem interessiert bin, dann ist das gut. Ich habe keine Favoriten, aber ich mag die „Sopranos“ und „Breaking Bad“ sehr gern.

Wie funktionierte bei „Wayward Pines“ die Arbeit mit M. Night Shyamalan?

Er ist ein wirklich guter Regisseur mit großartigem Instinkt und guten Kommunikations- und Führungsqualitäten. Mir gefielen seine Filme. Das ist einer der Gründe, warum ich zugesagt habe. Er ist ein sehr guter Geschichtenerzähler.

Musik ist Ihnen sehr wichtig. Sie haben ein Video für Dinosaur Jr. gemacht. Was interessiert Sie aktuell?

Gerade drehe ich eine Dokumentation über kubanische Musik und einen Scat-Sänger. Er war Teil einer Bewegung in den 40ern, in einer Zeit, in der kubanische Musik harmonischer wurde und amerikanische Songbooks, amerikanischen Jazz wie Ella Fitzgerald integrierte. Dieser Musiker ist dann nach Mexiko gezogen. Ich habe ihn 1999 gefilmt, wie er einen Song aufnahm. Und jetzt gehe ich nach all diesen Jahren zurück und mache viele Interviews.

Das Interview führte Jörg Seewald.

Jörg Seewald

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