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Medien: Media-Analyse: Mehr Privat, weniger Staat

Bisher war es so: Einmal im Jahr wurde im Radiogeschäft Bilanz gezogen. Im Juli erschien die Media-Analyse (MA), die genau dokumentierte, wie viele Hörer die einzelnen Stationen durchschnittlich erreichten.

Bisher war es so: Einmal im Jahr wurde im Radiogeschäft Bilanz gezogen. Im Juli erschien die Media-Analyse (MA), die genau dokumentierte, wie viele Hörer die einzelnen Stationen durchschnittlich erreichten. Und weil der Werbemarkt im Radio ein sehr umkämpfter ist, hatten an diesem Tag die PR-Abteilungen der einzelnen Sender viel zu tun. Denn egal wie die Zahlen auch waren, die PR-Experten fanden immer irgendein Marktsegment, in dem ihre Station entweder "Spitzenreiter" wurde, "kräftig Hörer zulegte" oder sich, wenn man gar nichts anderes deuten konnte, zumindest "konsolidierte". Seit dem Jahr 2001 ist das anders: Nun gibt es zwei MAs - eine im Frühjahr und eine im Herbst. Soll heißen: Die PR-Abteilungen müssen zweimal interpretieren.

Grafik: Wieviele Hörer in der Durchschnittsstunde?

Gestern war es in diesem Jahr zum ersten Mal so weit: Die neue MA erschien. Und kaum waren die Zahlen öffentlich, schon wurde interpretiert. Überraschendes Ergebnis der PR-Arbeit: Im Prinzip gibt es nur noch Sieger.

Die nackten Zahlen sehen da aber anders aus, denn der Berliner Radiomarkt ist nach wie vor das am heißesten umkämpfte Pflaster. Spitzenreiter in der Region Berlin und Brandenburg bleibt der Privat-Sender r.s.2 mit 232 000 Hörern in der Durchschnittsstunde. Das ist zwar ein Minus von knapp 3000 Hörern, der Vorsprung auf das zweitplatzierte BB Radio beträgt aber noch knapp 20 000 Hörer. Die Stärke von 94,3 r.s.2 liegt darin, dass der Sender in Berlin und Brandenburg nahezu gleich viele Hörer hat. Zum Vergleich: BB Radio wird in Berlin durchschnittlich nur von 22 000 Menschen gehört, in Brandenburg sind es hingegen 166 000. Auf den Plätzen drei und vier folgen 104,6 RTL und der Berliner Rundfunk 91!4.

Auch in der neuen MA ist festzustellen, dass die Berliner und Brandenburger offensichtlich lieber die werbefinanzierten Privatradios einschalten als die gebührenfinanzierten Sender von SFB und ORB. Das stärkste öffentlich-rechtliche Radio, Antenne Brandenburg, liegt nur noch auf Rang fünf in der Hörergunst, im Vergleich zum Vorjahr verlor der Sender knapp 5000 Hörer. Eine herbe Niederlage fuhr auch Fritz, das flotte Gemeinschaftsradio von ORB und SFB ein - ein Minus von durchschnittlich 11 000 Hörern. Ähnlich erging es auch Energy - die poppigen Berliner purzelten von 111 000 Hörer auf 101 100.

Über die stärksten Zuwächse können sich die Macher von Kiss FM freuen - der Sender legte um 11 000 Hörer zu - der Rekord bei dieser MA. Ähnlich hoch sind nur die Gewinne der SFB-Welle 88,8 mit einem Plus von 9000.

Die Spartensender scheinen sich im Vergleich zum Vorjahr konsolidiert zu haben: Radio Paradiso verlor lediglich knapp 1000 Hörer, genauso wie Jazz-Radio. Beim Inforadio von SFB / ORB gab es keinerlei Veränderungen. Dennoch rutschte das Jazz-Radio, das in Brandenburg im Schnitt lediglich von 1000 Menschen gehört wird, auf den letzten Platz im Ranking der werbungtragenden Programme zurück. Der Grund: Das FAZ Businessradio, das seit Herbst sendet, kommt auf 8000 Hörer - 1000 mehr als bei den Jazzern.

Markus Huber

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