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Medien: Medienrepublik (103)

Matthias Kalle über die Vorzüge von Adorf, Bulthaupt, Schwarzenegger Wie viel Macht haben wir eigentlich, wir Journalisten, hier, in der Medienrepublik? Würde tatsächlich etwas passieren, wenn wir fordern, wollen, betteln, jammern, heulen?

Matthias Kalle über die Vorzüge von Adorf, Bulthaupt, Schwarzenegger

Wie viel Macht haben wir eigentlich, wir Journalisten, hier, in der Medienrepublik? Würde tatsächlich etwas passieren, wenn wir fordern, wollen, betteln, jammern, heulen? Bekommen wir, was wir verlangen? Also jetzt mal konkret: Wenn ich will, dass, sagen wir, der Schauspieler Mario Adorf Ministerpräsident von NordrheinWestfalen werden soll – wird der das dann? Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann?

Natürlich will ich nicht, dass Mario Adorf Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen wird. Ich bin ja nicht bescheuert. Aber ich bin, wahrscheinlich durch Zufall, Deutscher, und „Deutschland diskutiert über Schwarzeneggers Triumph“ – das stand jedenfalls am Freitag in der Bild-Zeitung. Und Deutschland diskutiert tatsächlich, dass es eine reine Freude ist: CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer begrüßt den Wahlsieg, ebenso wie der Rennfahrer Ralf Schumacher und Holger Speckhahn, den die „Bild“ lustigerweise als „TV-Moderator“ vorstellt, dabei ist Speckhahn Golflehrer, das Fernsehen wollte ihn nicht mehr. Das muss schon was heißen.

Ich wollte dann natürlich auch gleich mitdiskutieren, aber ich fand niemanden, der mitmachen wollte, für Politik schien sich keiner zu interessieren, stattdessen waren die großen Debatten in der Medienrepublik: die Biografie von Martina Effenberg, die Schlammschlacht der Juhnkes und der Abgang von Axel Bulthaupt beim Boulevard-Magazin „Brisant“. Verblüffendste Erkenntnis: Bulthaupt kommt aus Westdeutschland und hat Literatur studiert.

Andere Länder diskutieren übrigens auch nicht, sie bleiben gelassen, eine holländische Zeitung schreibt: „Es besteht gar kein Grund zur Panik.“ Panik? Wer hat denn Panik, außer vielleicht die Bild-Zeitung, weil deren Kolumnist Franz-Josef-Wagner an Schwarzenegger schrieb: „Wäre ich Kalifornier, hätte ich Sie nicht gewählt.“ Darf der Mann jetzt keine Post mehr verschicken? Doch, darf er, am nächsten Tag schickte er seine Post an „Liebe Blabla-Politiker“. Er teilte ihnen mit, dass er sie nicht mehr verstehen würde: „Ich tappe wie ein Clown im Dunkeln herum.“ Ja, nu. Am Ende fordert Wagner: „Redet wieder Deutsch!“ Auch das ein Indiz, dass er einen Gouverneur Schwarzenegger ablehnt.

Wagner fordert also „Deutsch“ ein – was fordern andere Journalisten? Eine Blitzumfrage unter Kollegen ergab: mehr Geld, weniger Stress, ein rotes Auto, einen Ganzkörperspiegel, zwei Karten für das WM-Finale 2006, Weltfrieden und einen Sack Zement. Keiner forderte neue, andere, bessere Politiker, und einer wusste gar nicht, wer dieser Schwarzenegger eigentlich ist.

Was die Deutschen von Schwarzenegger, dem Schauspieler, halten, bewies eine Umfrage der Programmzeitschrift „tv14“. Letzter wurde er, als danach gefragt wurde, wen man auf der Leinwand besonders schätze. Sieger dieser Umfrage wurde übrigens Mario Adorf. Keine Sorge, ich lass es.

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