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Medien: Medienrepublik (71)

Matthias kalle vergleicht die Zyniker Schmidt und Rumsfeld Schon gemerkt? Der Zyniker Harald Schmidt sieht, obschon 25 Jahre jünger, genau so aus wie der Zyniker Donald Rumsfeld, und deshalb muss man sich doch fragen, in wie weit der Zynismus die Physiognomie des Menschen beeinflusst.

Matthias kalle vergleicht die Zyniker Schmidt und Rumsfeld

Schon gemerkt? Der Zyniker Harald Schmidt sieht, obschon 25 Jahre jünger, genau so aus wie der Zyniker Donald Rumsfeld, und deshalb muss man sich doch fragen, in wie weit der Zynismus die Physiognomie des Menschen beeinflusst. Nein, halt, zuerst muss man sich natürlich fragen, was denn nun eigentlich ein Zyniker ist und ob Harald Schmidt und Donald Rumsfeld tatsächlich welche sind.

Der Fremdwörterduden behauptet, ein Zyniker sei einer, der das Leben als solches „verletzendspöttisch, bissig, schamlos-verletzend“ sieht – trifft irgendwie auf beide, Schmidt wie Rumsfeld, zu. Seinen Urahn findet der Zyniker im griechischen Kyniker, der „Bedürfnislosigkeit und Selbstgenügsamkeit forderte.“ Wenigstens das Letzte trifft auf Rumsfeld nicht wirklich zu. Der amerikanische Schriftsteller und Journalist Ambrose Bierce definierte es so: „Der Zyniker ist ein Schuft, der die Dinge sieht, wie sie sind und nicht wie sie sein sollten.“ Tauschen sie in diesem Satz mal Zyniker mit Schmidt. Haut hin. Mit Rumsfeld? Tja. Rumsfeld sieht die Dinge, wie sie in seinen Augen sein sollten – ein Wesensmerkmal der amerikanischen Regierung: Colin Powell, der Außenminister, wollte der Welt Beweise vorlegen dafür, dass Saddam Hussein gegen die UN-Resolution verstößt und über Massenvernichtungswaffen verfügt, und verblüffte mit einer zwölf Jahre alten Seminararbeit eines englischen Studenten und ein paar Satellitenfotos, auf denen irgendwas rot und gelb markiert war. Der stärkste Beweis aber sei, dass Saddam Hussein noch nicht beweisen konnte, dass er keine Massenvernichtungswaffen besitze. Damit steckt der irakische Diktator in einem ähnlichen Dilemma wie Carsten Spengemann, Nachwuchsmoderator von „Deutschland sucht den Superstar“. Der konnte weder beweisen, dass er keinen Nachttisch besitzt, noch dass er einen Cartier-Ring nicht geklaut hat, deshalb wurde er nun zur Zahlung von 40 000 Euro verurteilt. Das Gericht begründete das Urteil vor allem damit, dass Spengemann bei der Auskunft über sein Gehalt gelogen hätte, deshalb sei ihm die Lüge in jeder Form zuzutrauen.

Aber lassen wir das lieber und kehren zurück zu Schmidt und Rumsfeld. Deutsche Journalisten verehren Schmidt für seinen bewiesenen Zynismus und amerikanische Journalisten verehren Rumsfeld für seinen scheinbaren Zynismus. Diese Verehrung rührt vor allem daher, dass Journalisten selber gerne Zyniker wären, aber Zynismus ist im deutschen Journalismus selten, die meisten scheitern bereits an der Grundform, am Humor: Ein Journalist schrieb am Freitag in der „Süddeutschen Zeitung“: „Komik ist aber dann besonders komisch, wenn sie mit Klischees spielt und sie grob überzeichnet.“ Das war als Lob gemeint für den „Komiker“ Kaya Yanar, der Türkenwitze macht. Denn über seine Türkenwitzen lachen die Deutschen, da trauen sie sich, denn Yanar ist selber Türke – die Witze macht das nicht besser, denn sie spielen nicht mit Klischees, sie bilden die Klischees plump ab, aber Klischees sind fast nie witzig, sondern meistens dumm.

Am Dienstag war der „Komiker“ Kaya Yanar zu Gast beim Zyniker Harald Schmidt, zuerst durfte sich Yanar auf der Bühne in den Schritt fassen, danach beklagte er sich am Schreibtisch über seine Popularität, und Schmidt sah aus, als würde er einen Ermüdungsbruch in beiden Beinen erleiden.

Vielleicht sollte Donald Rumsfeld mal bei Schmidt auftreten, dessen Studio mit Friedenstauben beklebt ist. Dann könnte Schmidt Rumsfeld mal erklären, wie die Dinge sind und nicht, wie sie sein sollten.

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