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Babys

© AFP

Medienszene: Die Millionen-Dollar-Babys

14 Millionen Dollar zahlten das "People"-Magazin und das britische Klatschblatt "Hello!" zusammen für die Fotos der Zwillinge von Angelina Jolie und Brad Pitt. Doch auch zwei deutsche Blätter dürfen sich bei dem Baby-Poker als Gewinner fühlen: Wie "Bunte" und "Gala" zu den Zwillingsfotos kamen.

Der umschwärmteste Mann der internationalen Medienszene wohnt in Los Angeles und hatte in den vergangenen Tagen so viel Macht wie kaum ein anderer Manager. Aus aller Welt bekam er Briefe und Anrufe von Chefredakteuren, seit Monaten wiesen sie ihn immer wieder darauf hin, wie toll ihr Magazin sei. Sie alle wollten nur eines von ihm: den Zuschlag für die ersten Fotos der Zwillinge von Angelina Jolie und Brad Pitt.

Geyer Kosinski ist dieser Mann, Anwalt, Filmproduzent und Berater des Schauspielerpaares. Er sichtete für die beiden die Millionen-Dollar-Angebote der Verlage, die sich gegenseitig immer wieder überboten. Kosinki gab schließlich eine Empfehlung an Pitt und Jolie ab, die das letzte Wort hatten – und nun stolz behaupten können, dass kein Promipaar vor ihnen es schaffte, seine Babybilder für einen so hohen Preis zu verkaufen.

14 Millionen Dollar (rund neun Millionen Euro) zahlten das „People“-Magazin und das britische Klatschblatt „Hello!“ zusammen dafür; sie teilen sich damit die Rechte jeweils für den amerikanischen Markt („People“) und den weltweiten Markt außerhalb der USA („Hello!“). Doch auch zwei deutsche Blätter dürfen sich bei dem Baby-Poker als Gewinner fühlen – und mussten dafür noch nicht einmal so tief in die Tasche greifen. „Gala“ aus dem Verlag Gruner + Jahr und Burdas „Bunte“ verhandelten zusammen und zahlten jeweils knapp 130 000 Euro. Das dürfte die Konkurrenz von „Intouch“ (Bauer-Verlag) und „Ok“ (Klambt-Verlag) ärgern, die beiden jungen Klatschblätter haben laut „Gala“-Chefredakteur Peter Lewandowski deutlich mehr geboten. „Aber Brad Pitt hat sich am Ende gegen das Geld und fürs Image entschieden“, sagt Lewandowski. Schon vor Monaten hatte er Berater Kosinski entsprechend bearbeitet. Denn während „Intouch“ und „Ok“ gerne Paparazzibilder drucken und über Trennungsgerüchte spekulieren, streicheln „Gala“ und „Bunte“ vergleichsweise die zarten Seelen der VIPs mit hübschen Bildern und netten Interviews. Die Strategie ist aufgegangen – heute dürfen „Bunte“ und „Gala“ mit den Babybildern am Kiosk liegen.

Genau wie „Hello!“ und „People“ setzen sie darauf, dass sie wegen der exklusiven Bilder, die die Agentur Getty Images machte, mehr Hefte verkaufen als sonst. Schon das Cover mit Shiloh, der 2006 geborenen Tochter von Pitt und Jolie, hatte die „Gala“-Auflage um zehn Prozent gesteigert. Ob „People“ und „Hello!“ ihre neun Millionen Dollar allerdings allein durch den Auflagengewinn herausbekommen, bezweifelt Lewandowski: „Doch auch wenn die Investition wirtschaftlich keinen Sinn macht, zahlt sie sich aus.“ Image und Reputation der Magazine würden in einem Maße gesteigert, das nur schwer in Dollar zu messen sei. So werde Lesern das Gefühl suggeriert, dass ihre Zeitschrift ihnen einen besonderen Luxus gönne. „Gleichzeitig zeigt es, wie nah dran wir an den Stars sind. Das gefällt auch den Anzeigenkunden“, sagt Lewandowski.

Dass der Millionen-Dollar-Baby-Deal überhaupt funktioniert, liegt vor allem am Prinzip der künstlichen Verknappung, das Pitt und Jolie betrieben haben. Kein Paparazzo schaffte es vorab, ihre Zwillinge abzulichten. Ein Heer von Sicherheitsleuten war Tag und Nacht dafür engagiert, Fotografen vom Grundstück in Südfrankreich fernzuhalten – ob aus reinem Schutzwillen oder um den Preis möglichst hochzutreiben, bleibt fraglich. Rechtlich könnten sie zumindest den Abdruck der Babybilder verhindern – denn Kinder sind keine Personen der Zeitgeschichte, Bilder von ihnen dürfen nicht ohne Einverständnis der Eltern gedruckt werden. So lässt Claudia Schiffer die Gesichter ihrer Kinder ebenso pixeln wie Sängerin Sarah Connor. Und auch, wie der Nachwuchs von Günther Jauch aussieht, wissen nur wenige. Doch wenn sich Stars wie Tom Cruise oder „Brangelina“ öffentlich als Familie inszenieren, ist es erlaubt, Fotos der Kinder zu drucken. Und natürlich möchten Jolie und Pitt da mitkassieren – selbstverständlich nur für den guten Zweck. Das Honorar soll an ihr Hilfsprojekt „Jolie-Pitt-Foundation“ gehen, das beispielsweise Kinder in Afrika unterstützt.

Dass ihr Millionen-Deal schon bald vom nächsten Promi-Baby überboten werden wird, glaubt „Gala“-Chef Lewandowski nicht. „Das war wie ein Hype an der Börse und wird eine einmalige Sache bleiben“, sagt er. Kein anderes Promi-Paar sei mit Jolie und Pitt vergleichbar. Und viele Magazine würden angesichts des Risikos, ob ein anderer VIP ihnen einen vergleichbaren Reputationsgewinn verschafft, nicht noch höhere Summen bieten. Ohnehin – Promi-Hochzeiten verkaufen sich noch besser als Promi-Babys.

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