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Völlig neue Perspektive: Die Leinwand der ZDF-Arena in Heringsdorf steht einige Meter in der Ostsee. Die Public-Viewing-Aktion ist für die Mainzer zugleich eine Promotion-Veranstaltung, denn in den neuen Bundesländern ist RTL klarer Marktführer. Foto: dpa

© dpa

Mehr am Meer: Am schönen Strand der Ostsee

Das ZDF hat sein Studio zur Europameisterschaft auf Usedom errichtet, mit einer Leinwand, die direkt aus der Ostsee ragt. Beim Public Viewing in der ZDF-Arena gibt es aber nicht nur Spielanalysen zur Fußball-EM.

Das gab es tatsächlich noch nie entlang der Ostseeküste: Public Viewing direkt am Strand. Das ZDF mit seiner modernen Sendetechnik macht es zur Fußball-EM möglich. Denn der 45 Quadratmeter große Bildschirm steht am Strand von Heringsdorf auf der Insel Usedom tatsächlich im Wasser, so dass die maximal 1000 Zuschauer auf den im Halbrund aufgebauten Holzstühlen und in den Strandkörben alle Spiele aus völlig neuer Perspektive verfolgen können. Zwischen ihnen und der Leinwand steht für die Spielanalysen das Moderatorenpaar Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn. Bei strittigen Szenen werden sie durch die Expertise des früheren Fifa-Schiedsrichters Urs Meier unterstützt. Am heutigen Sonntag beginnt das ZDF seine Übertragungen der EM-Spiele, die wesentlich durch Schaltungen nach Usedom ergänzt werden.

„An so einem schönes Set habe ich noch nie gearbeitet“, sagte Katrin Müller-Hohenstein nach den ersten Proben. „Der Blick auf Strand, Meer und die Seebrücke ist einfach herrlich.“ Sie kenne die Ostsee zwar schon aus Kindheitstagen, aber nur die viel weiter westlich gelegenen Abschnitte. „Hier runden die wirklich toll restaurierten Villen den überaus freundlichen Gesamteindruck ab.“

Bildergalerie: Das ZDF-Studio auf Usedom

Dabei fiel die Entscheidung für Heringsdorf durchaus nicht leicht. „Wir sind im vergangenen Jahr wirklich die ganze Grenze abgefahren, um einen idealen Sendeort in der Nähe von Polen zu finden“, bestätigte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. „Frankfurt an der Oder und besonders Görlitz mit seiner beeindruckenden und grenzüberschreitenden Altstadt gehörten zu den Favoriten. Aber letztendlich hat uns die Strandlage einfach überzeugt, zumal es bis zur polnischen Grenze von hier nur sechs Kilometer sind.“ Auf die Frage, warum der Sender seine Außenstelle während der EM nicht gleich in Polen oder der Ukraine aufgebaut habe, nannte Gruschwitz vor allem ein Argument: die Sprache. Man suche vor und nach dem Spiel den Kontakt zum Publikum, das aber die Moderatoren ganz einfach verstehen müsse. Außerdem wolle das ZDF durch so ein Ereignis auch seine Wahrnehmung im Osten Deutschlands verstärken. Der Privatsender RTL ist hier der unangefochtene Marktführer.

Da die Fußball-Europameisterschaft eine viel größere Aufmerksamkeit als etwa die Olympischen Spiele findet, produziert das ZDF auf Usedom bis zum 1. Juli nicht nur Sportsendungen. Schon um 5 Uhr 30 meldet sich ab dem 11. Juni das Morgenmagazin live von der Seebrücke. Auch im Mittagsmagazin gibt es mehrere Schaltungen. In der neuen Woche kommt die Vormittagssendung „Volle Kanne – Service täglich“ aus Heringsdorf.

"Der Fußball steht natürlich im Vordergrund"

Jeden Tag soll in der Sendung ein Tier auf das richtige Ergebnis der Spiele tippen. Das erfolgreichste Tororakel – Favoriten sind wohl Seemöwen und Alpakas – wird dann im ZDF-Fernsehgarten vorgestellt. Den moderiert Andrea Kiewel sowohl am 17. und 24. Juni jeweils ab 11 Uhr am Fußballstrand und begrüßt dort unter anderem die dänischen Olsen Brothers, Patrick Lindner, Bernhard Brink und die Siegerin des diesjährigen Eurovision Song Contests in Aserbaidschan, die schwedische Sängerin Loreen.

Selbst die Köche Johann Lafer und Horst Lichter scheuen den Weg nicht in den äußersten Nordosten. Sie kochen an den Samstagen 23. und 30. Juni ab 16 Uhr 15 beziehungsweise 15 Uhr 45 unter freiem Himmel. Erstmals erlebt die Sendung „Lafer! Lichter! Lecker!“ am zweiten Termin sogar eine XXL-Verlängerung.

Bei dieser Charmeoffensive könnte der Eindruck entstehen, das ZDF vergesse den Fußball. „Der steht natürlich im Vordergrund“, sagte EM-Programmchef Christoph Hamm. „Bei aller Wertschätzung für Usedom gehört die größte Konzentration natürlich unserem EM-Studio in Warschau. Dort schlägt das Herz.“

Dennoch schweigt der Sender über den genauen Aufwand für Usedom. Immerhin zwölf Redakteure arbeiten den ganzen Juni über von Usedom aus. 30 Firmen profitierten vom Aufbau der Bühne und der ganzen Technik. Der Heringsdorfer Bürgermeister Lars Petersen bezifferte die Zahl der Jobs rund um die EM auf etwa 300. Einige Mitarbeiter davon kommen aus dem benachbarten Polen. Die mitunter zu hörende Kritik, dass der Strand für das ZDF auf 400 Meter Länge abgesperrt und die Seebrücke auf der einen Seite blockiert wurde, kann er nicht verstehen. „Wir bekommen hier kostenlose Werbung für unsere schöne Insel, von der wir noch lange Zeit profitieren werden.“

Karten zu zehn Euro für die einzelnen Veranstaltungen in der ZDF-Arena sind noch zu haben. Größtes Risiko bleibt das Wetter. Die Bühne hält zwar Sturm bis zur Stärke acht stand, aber in Extremsituationen pfeift der Wind auch schon mal mit Stärke zehn bis zwölf. Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn, die übrigens in verschiedenen Hotels schlafen, wechseln dann in ein gläsernes Studio direkt auf der Seebrücke, während die Zuschauer einen Plastik-Regenumhang erhalten. Aber der Sendeort wirbt bekanntlich mit dem Slogan „Sonneninsel Usedom“.

„Fußball: EM“, ZDF, ab 16 Uhr 15

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