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Medien: Mein Partner mit dem kalten Schnabel

Der Mann hat 18 Vögel, ein ganzes Zimmer steht voller Käfige, sie stehen vor den Regalen, in denen findet sich kein Buch, nur leere Bretter. Morgens nimmt er seinen Lieblingspapagei auf die Hand und setzt sich mit ihm an den Computer.

Der Mann hat 18 Vögel, ein ganzes Zimmer steht voller Käfige, sie stehen vor den Regalen, in denen findet sich kein Buch, nur leere Bretter. Morgens nimmt er seinen Lieblingspapagei auf die Hand und setzt sich mit ihm an den Computer. Auf den zehn Zentimetern Tisch, der vor der Tastatur hervorlugt, essen sie, Papagei Lisa und Herr Mund. Es gibt immer etwas Kaltes. Die Gasrechnung ist lange nicht bezahlt, kochen geht nicht mehr. „Lisa fährt voll auf mich ab“, sagt Herr Mund, 58 Jahre alt, Hartz IV-Empfänger, ein Mann, der fröhlich wirkt, wenn er über seine Vogelleidenschaft erzählt. Herr Mund spart für seine Vögel, drei Tage lang isst er Tomatenspaghetti. Für die Vögel gibt es stets Ei, Salat und Apfel.

Weshalb geben Menschen ihr letztes Geld für Haustiere aus, fragt die Sendung „Frauchens letzter Cent“ der ZDF-Reihe 37 Grad. Drei Menschen in extremen Situationen: Da gibt es die Flaschensammlerin, die für ihre Hunde das Pfand zusammenträgt, um Futter zu kaufen. Da ist die 18-jährige Auszubildende, die eine Katze haben möchte. Die Mutter sagt: „Futter für 30 Euro im Monat, das geht nicht.“ Das Mädchen geht putzen, um die Katze zu finanzieren. Gut wird der Film, wenn der Kommentator seinen Mund hält, wenn Kamera und Schnitt zeigen, warum es für die Menschen nicht abstrus ist, zu darben. Das hat etwas mit einem Stück heile Welt zu tun, mit Unbeschwertheit. Das ist da, wenn Herr Mund morgens flötend seine Vögel begrüßt.jea

„Frauchens letzter Cent“,

ZDF, 22 Uhr 15

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